Pflege ohne Grenzen – vom Partner lernen

Foto, von links: Vorstand Pastor Dr. Bartolt Haase, Bärbel Schneider, Anja Klück, Marylise Delon und Dr. Dirk Ottensmeyer

Foto, von links: Vorstand Pastor Dr. Bartolt Haase, Bärbel Schneider, Anja Klück, Marylise Delon und Dr. Dirk Ottensmeyer

Lemgo. Die Städte Lemgo und Vendoeuvre verbindet seit fast vierzig Jahren eine lebendige Partnerschaft. Im Rahmen dieser Partnerschaft entwickelte sich vor einigen Jahren ein enger  Kontakt der Stiftung zur Pflegeschule des Universitätskrankenhauses von Nancy/Vendoeuvre. Bei gegenseitigen Besuchen wurden persönliche Verbindungen geknüpft, Fachgespräche  geführt und Projekte geplant.

Odette Lee Yung Ping, Ausbilderin in der Pflegeschule, und Bärbel Schneider, Leiterin der Klinischen Abteilung Eben-Ezer, setzten sich dafür ein, dass  französische Pflegeschüler die Möglichkeit bekommen, ihr offizielles Praktikum in Eben-Ezer zu absolvieren. Bärbel Schneider entwickelte ein Einarbeitungskonzept, das sie nach Frankreich schickte.  Daraufhin erhielten sie von der Erasmus-Förderung die Zusage einer finanziellen Unterstützung. Das Erasmusprogramm ist ein EU-Projekt, das Lernaufenthalte von Studierenden im europäischen Ausland fördert.

Im Oktober kam mit Marylise Delon die erste Schülerin beziehungsweise Studentin nach Lemgo. In Frankreich ist Krankenpflege kein Ausbildungsberuf sondern wird im Rahmen eines dreijährigen Studiums erlernt. Marylise  arbeitet  insgesamt zehn Wochen im Team der Klinischen Abteilung mit. Der Arbeitstag  beginnt für die 22-Jährige morgens um halb sieben. Dann stehen die Schichtübergabe und die Morgenpflege der  Patienten auf dem Programm: Waschen, Duschen,  Frühstück reichen. Die Klinische Abteilung ist im Therapeutischen Zentrum der Stiftung angesiedelt und verfügt über 18 Betten, die den Bewohnern der Stiftung kurzfristig zur Verfügung stehen.  Marylise hat sich schnell auf die Besonderheiten im Umgang mit behinderten Menschen eingestellt. Tägliche Routinearbeiten, wie das Messen von Blutdruck, Fieber und Puls, die Überprüfung von Atmung und Gewicht gehen ihr leicht von der Hand. Tauchen Unsicherheiten oder Fragen auf ist Anja Klück, ihre Praxisanleiterin,  zur Stelle.

Zum Beispiel hat die Französin das Setzen einer intramuskulären Injektion ganz neu gelernt. „Die deutsche Methode ist viel genauer“, findet sie. Auch ist ihr aufgefallen, dass in Deutschland viel mehr Wert auf Prophylaxe gelegt wird. Zum Beispiel darauf, wie man es verhindert, dass sich bei immobilen, bettlägerigen  Patienten Druckgeschwüre bilden. „Pflegestandards sind nicht international“, bedauert  Dr. Dirk Ottensmeyer, der Leiter des Medizinisch-Psychologisch-Therapeutischen Bereichs, zu dem die Klinische Abteilung gehört. Vielleicht tragen Programme wie dieses ja zu einer größeren Annäherung bei. Die Ausstattung der Arbeitsplätze und die Bezahlung examinierter Kräfte sind in Frankreich und Deutschland jedenfalls nahezu gleich, nur: „in Deutschland arbeitet man ein bisschen mehr“, ist Marylise aufgefallen.  In ihrer Freizeit reist die junge Frau gerne durch Deutschland. Hamburg und Dortmund hat sie schon gesehen. Lippes Sehenswürdigkeiten wie den Hermann und die Externsteine stehen allerdings noch aus. Die Landschaft erinnert die Lothringerin ein wenig an das Elsass und Lemgo gefällt ihr sehr gut, obwohl es im Vergleich zu Nancy, ihrer Heimatstadt, natürlich recht klein ausfällt.

Bild- und Textquelle: Stiftung Eben-Ezer