Senioren Union und AWO Lage informieren sich über Flüchtlingssituation

Das Foto zeigt (v.li.) Esra Pollmann, Erwin Denke, Edeltraud Venghaus und Friedrich Schnüll

Das Foto zeigt (v.li.) Esra Pollmann, Erwin Denke, Edeltraud Venghaus und Friedrich Schnüll

Lage. Erwin Denke, Sozialamtsleiter der Stadt Lage, und seine Kollegin Esra Pollmann waren Gäste in der Altentagesstätte der AWO Lage und berichteten vor den Mitgliedern der AWO Lage und der Senioren Union Lage über die Situation der Flüchtlinge in der Zuckerstadt.

Zu Beginn erinnerte Erwin Denke daran, dass die Unterbringung von Neubürgern schon in der Vergangenheit ein Thema war. Bereits nach dem 2. Weltkrieg, in den Jahren 1945/46, mussten viele Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in Deutschland untergebracht und versorgt werden. In den Jahren ab 1972 bis 1995 kamen wiederum viele Millionen Aussiedler (Russlanddeutsche) in die Bundesrepublik. Zur Unterbringung der Neubürger wurden in Lage Container z.B. am Kammerweg in Billinghausen und sogar Wohnwagen aufgestellt. Später wurden die Häuser an der Brede- und Jahnstraße gebaut.

Im Jahr 2015 kamen die Flüchtlinge insbesondere aus dem Nahen Osten, Afrika, Nordafrika, und Albanien nach Deutschland. Von den insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen wurden 21% in NRW und davon 0,2% in Lage untergebracht. Ende Januar 2016 lebten 712 Flüchtlinge in Lage, also mehr als laut Verteilungsschlüssel vorgesehen.

Die Unterbringung der Flüchtlinge ist oft sehr kurzfristig seitens der Stadt zu organisieren. Von der Verteilerstelle, der Bezirksregierung in Arnsberg, wird ein oder zwei Tage vor der Zuweisung der Flüchtlinge nach Lage diese per E- Mail mitgeteilt, sodass am nächsten oder übernächsten Tag z.B. 10, 15 oder 20 Personen aus den zentralen Aufnahmestellen zugewiesen werden. Es kann passieren, dass die angekündigten Flüchtlinge dann erst spät abends, wie geschehen, in Lage ankommen.

Esra Pollmann beherrscht Arabisch, Türkisch sowie Englisch und kümmert sich um die Menschen. Sie unterstützt Flüchtlinge in vielen Alltagsdingen, so z.B. in Kooperation mit Hausmeistern und Ehrenamtshelfern bei der Unterbringung, der Versorgung mit Hausrat, der Kontoeinrichtung bei der Sparkasse, bei Arztbesuchen und weiteren Behördengängen. Sie wird von den Menschen dankbar Mama, Tante oder auch Schwester genannt.

Dienstags findet von 10 bis 12 Uhr die Spendenausgabe (Bekleidung, Hausrat) im City Center statt, so Pollmann. Von der Bevölkerung werden großzügig Spenden vorbeigebracht. Auch Geldspenden werden gelistet, von denen die Stadt Unternehmungen mit Flüchtlingen durchführen und spezielle Artikel (beispielsweise für Sprachkurse, Aufwendungen Ehrenamtshelfer etc.) kaufen kann.

Spenden werden auch weiterhin benötigt. Ohne ehrenamtliches Engagement, so Denke und Pollmann übereinstimmend, wäre die Betreuung der Neubürger in der Form kaum zu leisten. Informationen, wie man helfen kann, finden Interessenten im Internet unter www.lage.de, Rubrik „Flüchtlingsaufnahm in Lage“.

Fragen zur finanziellen Ausstattung und Qualifikation der Flüchtlinge beantwortete Erwin Denke. Eine Einzelperson (Haushaltsvorstand oder volljähriger Alleinstehender) bekommt 364 Euro monatlich. Familien bekommen entsprechend der Anzahl der Familienmitglieder nach den vorgegebenen Regelsätzen mehr Geld. Die Beträge liegen unter den sogenannten Hartz-IV-Sätzen. Nach 15 Monaten des Aufenthalts erhalten die Personen Leistungen analog SGB-XII-Leistungen, welche den Hartz-IV-Sätzen entsprechen.

Bis zu 20% der Flüchtlinge sind gut qualifiziert, darunter Ärzte, Ingenieure und Facharbeiter. Sieben Sprachkurse werden derzeit durchgeführt.

Da die Kinder auch bis zum 18. Lebensjahr schulpflichtig sind, wurden in Lage bislang neun internationale Klassen an Lagenser Schulen eingerichtet. Die Schulen suchen für den Unterricht der neuen Schüler dringend Lehrkräfte und freuen sich über ehrenamtliches Engagement.

In den Unterkünften an der Brede- und Jahnstraße sind derzeit 250 Personen untergebracht, in den Häusern an der Hellmeyer-, Bergstraße und Drawenhof weitere 70 Personen. Zur Zeit hat die Stadt noch 100 Plätze frei, z.B. im ehemaligen Gemeindehaus in Hagen. Weiterer Wohnraum wird seitens Stadt in absehbarer Zeit benötigt. Öffentliche Gebäude wie z.B. Turnhallen sollen nach Möglichkeit nicht zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden.

Im Namen der Versammlungsteilnehmer bedankten sich die Tagesstättenleiterin der AWO Edeltraud Venghaus und der Vorsitzende der Senioren Union Lage Friedrich Schnüll für die umfangreichen Informationen.

Bild- und Textquelle: CDU Lage