Lügder bleiben ihrer Heimatstadt treu – auch im Alter

Theater: Großes Gelächter ernteten die Theatergruppe des Stift mit ihrem Stück über Ziegenmilch und die Freuden des Alters – die Schauspieler und Bewohner Helene Trope und Clemens Wagner.

Theater: Großes Gelächter ernteten die Theatergruppe des Stift mit ihrem Stück über Ziegenmilch und die Freuden des Alters – die Schauspieler und Bewohner Helene Trope und Clemens Wagner.

Johanniter Seniorenstift feiert 20-jähriges Bestehen

Lügde. Es war die erste und ist bis heute die einzige stationäre Senioreneinrichtung in Lügde: Vor 20 Jahren wurde das Johanniter-Seniorenstift gegründet mit dem Wunsch, pflegebedürftigen Lügder-Senioren ein neues Zuhause in ihrer Heimatstadt zu bieten. Am vergangenen Samstag feierten die 75 Bewohner mit Verwandten, geladenen Gästen und den Mitarbeitern das runde Jubiläum mit einem bunten Sommerfest.

Vor der Eröffnung des Stiftes im Juni 1996 mussten pflegebedürftige Lügder auf Einrichtungen in Bad Pyrmont ausweichen. Trotz des neuen, heimatnahen Angebotes war der Anfang für das Johanniter-Stift nicht einfach. „Die Lügder Bevölkerung hat uns zunächst eher kritisch gesehen und nur langsam Vertrauen gefasst“, erinnerte sich Herbert Voedisch in seinem Grußwort. Voedisch war von 1997 bis 2003 Leiter des Stiftes und ist heute regionaler Geschäftsführer des Johanniter Seniorenwerkes GmbH, das Betreiber des Stiftes ist. Nach und nach gelang es, die Einrichtung mit Leben zu füllen. „Ohne das Stift sähe die Versorgung von älteren pflegebedürftigen Menschen im lippischen Südosten sehr viel schlechter aus“, betonte Landrat Dr. Axel Lehmann. Es gäbe zwar in Lippe 400 Pflegeplätze zu viel, die würden sich aber auf die größeren Städte konzentrieren, während es im Südosten wenig Angebote gäbe. „Sie leisten hier wichtige und sehr gute Arbeit und mir ist um die nächsten 20 Jahre des Hauses nicht bange.“

Der Posaunenchor Elbrinxen, die Hundestaffel der Johanniter und Musiker Otto Dohse mit seiner Band sorgten für beste Laune unter den Gästen. Auch die Bewohner gestalteten ihr Jubiläum mit und führten mit ihrem Chor und der Theatergruppe des Stiftes ihr Können vor. Ein Gast mit einer ganz besonderen Beziehung zum Stift war der Lügder Bürgermeister Heinrich Reker. „Mein Vater hat hier seinen letzten Lebensabschnitt verbracht. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie er im Stift seinen 90 Geburtstag gefeiert hat und wie liebevoll und mit wie viel Fürsorge Sie ihn begleitet haben“, so Reker in Richtung der Einrichtungsleiterin Inga Francksen. „Aus eigenem Erleben kann ich allen Angehörigen sagen, dass sie sich sicher sein können, dass die Bewohner hier wohlbehütet leben.“

Begonnen hatte das Jubiläumsfest mit einem ökumenischen Gottesdienst – schließlich sind die Johanniter ein evangelischer Orden im traditionell katholischen Lügde. Mit der Stadt verbinden die Johanniter eine besondere Beziehung: Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Lügde wurde hier die Johanniter-Unfall-Hilfe gegründet. „Der nach Holzminden geflohene Leiter des Ordens Herrenmeister Prinz Oskar von Preußen eröffnete ein einfaches Ordensbüro in Lügde. Die örtliche Zigarrenfabrik hatte dem Orden einen Raum als Büro mit einem alten Tabaksortiertisch als Schreibtisch zur Verfügung gestellt“, erinnerte Jürgen von Olberg, Kuratoriumsvorsitzender des Stiftes und ehrenamtlicher Vorstand des Johanniter-Regionalverbandes Lippe-Höxter, an den schwierigen Neuanfang. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten hatte der Johanniterorden zahlreiche Besitzungen wie Krankenhäuser und Schwersternheime verloren und sämtliche Aktivitäten des Ordens wurden durch das Regime unterdrückt. 1952 folgte dann die Gründung der Johanniter-Unfall-Hilfe. Heute betreibt die Hilfsorganisation neben dem Stift noch eine Kindertageseinrichtung für Kleinkinder unter drei Jahren und zwei Offene Ganztagsschulen im Gebiet Lügde.

Den Blick in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft symbolisierten 40 Luftballons, die Bewohner und Mitarbeiter fliegen ließen. 20 Luftballons mit Erinnerungen aus den vergangenen 20 Jahren und 20 Luftballons mit Wünschen für die kommenden zwei Jahrzehnte entschwebten in den Lügder Himmel und bildeten den Abschluss des bunten Programms.

bt Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.