Gelebte Integration in diakonischen Einrichtungen

Ehemaliger Syrer schließt Malerlehre erfolgreich bei diakonis ab

Wer in einer diakonischen Einrichtung arbeiten möchte, muss grundsätzlich Mitglied einer christlichen Kirche sein. Es gibt aber auch Ausnahmen. Milad Abdi stammt aus Syrien und ist Jeside. Bei der evangelischen Stiftung diakonis, dem größten Anbieter im Bereich Altenhilfe im Kreis Lippe, hat er jetzt seine Ausbildung zum Maler mit Bravour absolviert.

„Die Evangelische Kirche in Deutschland hat 2016 die sogenannten Loyalitätsrichtlinien neu gestaltet, die auch für Einrichtungen gelten, die beim Diakonischen Werk organisiert sind — also auch für diakonis. Grundsätzlich müssen unsere Mitarbeitenden einer christlichen Kirche angehören. Ausnahmsweise können aber auch Personen eingestellt werden, die keiner christlichen Kirche angehören, sofern es sich bei ihren Aufgaben nicht um Leitung, Seelsorge und Bildung handelt“, erläutert Pastor Gerhard-Wilhelm Brand, Theologischer Vorstand bei diakonis. Dazu gehören also zum Beispiel Buddhisten, Hinduisten, Moslems oder eben auch Jesiden. „Voraussetzung ist allerdings, dass sie sich verpflichten, unseren Auftrag als diakonische Einrichtung zu erfüllen“, betont Brand. Kopftücher dürfen bei diakonis im Dienst nicht getragen werden. „Es steht für ein Frauenbild, das wir nicht unterstützen. Grundsätzlich darf niemand hier für eine andere Religion oder Freikirche werbend tätig werden“, ergänzt der Vorstand. Dennoch zeige sich diakonis respektvoll: Möchte zum Beispiel eine muslimische Mitarbeiterin von der Küche zur Hauswirtschaft wechseln, da ihr selbst der Umgang mit Schweinefleisch aufgrund ihrer Religion verboten ist, so sei dies bei diakonis problemlos möglich.

Am Fachseminar für Altenpflege von diakonis haben jetzt zum 3. Juli zum ersten Mal drei Migranten eine einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer. Sie stammen aus Marokko, Eritrea sowie Sierra Leone.

Milad Abdi war elf Jahre alt, als er mit seiner Familie von Syrien nach Deutschland kam. Heute ist er 30 Jahre alt und lebt in Detmold. Über die Deutsche Angestellten-Akademie in Detmold wurde Milad Abdi vor anderthalb Jahren zu diakonis vermittelt. „Ich hatte bereits vorher eine Ausbildung zum Maler angefangen, musste sie aufgrund des geringen Lohns aber leider abbrechen. So habe ich vorher als Malerhelfer gearbeitet“, erzählt er. Aufgrund seiner anerkannten Zwischenzeugnisse konnte er die Ausbildung bei diakonis fortsetzen und sie nach verkürzter Lehrzeit jetzt erfolgreich abschließen.

Drei Maler sind bei diakonis beschäftigt, alle zwei Jahre wird hier ein neuer Auszubildender in dem Beruf geschult. Mehr als 500 Zimmer in den Seniorenzentren sowie dem Stationären Hospiz, über 160 Wohnungen mit Service, dazu unzählige Flure, Wohnküchen, Verwaltungsräume und das Fachseminar für Altenpflege gehören zu dem Unternehmen. Da gibt es reichlich Arbeit.

Gerade ist Milad Abdi damit beschäftigt, eine Wohnung auf dem diakonis-Gelände in Lage für den neuen Mieter zu renovieren. „Tapezieren, streichen, Türen und Heizkörper lackieren, Fußböden verlegen — wir machen alles“, zählt Milad Abdi in akzentfreiem Deutsch auf. Die abwechslungsreiche Arbeit bei diakonis im kleinen Team macht ihm sehr viel Spaß.

Milad Abdi kam von heute auf morgen mit seiner Familie per Flugzeug über die Türkei nach Deutschland. Zunächst waren sie in einem Asylantenheim in Braunschweig untergebracht, lebten dann aber bald in Hessisch-Oldendorf. Da seine fünf älteren Schwestern im und um den Kreis Lippe herum wohnen, zogen er mit seinen Eltern und seiner Frau schließlich nach Detmold. Im vergangenen Jahr konnte Milad Abdi die Aufenthaltserlaubnis sogar durch die deutsche Einbürgerung ablösen.

Bild- und Textquelle: diakonis – Stiftung Diakonissenhaus