Wenn die Seele Schnupfen hat: Lesung für Kinder psychisch kranker Eltern

„Kindern zur Seite“ – viele ehrenamtliche Paten sind bereits dabei: Projektkoordinatorin Miriam Schäfer (1. von rechts) mit den Paten (hinten von links) Fritz Tölle, Ursula von Scheven, Dietmar Hellweg, Heinz Kerkhof, Wiebke Jürgens-Sander, Claudia Hinder und Miriam Schäfer sowie (vorne von links) Jennifer Nohl, Christa Tölle, Matthias Gensch, Adolf Biendl und Doreen Meyer.

Grippe, Beinbruch – oder Depression?

Für Betroffene wie für Angehörige sind psychische Erkrankungen häufig schwer zu begreifen und vor allem Kinder verstehen oft nicht, was es mit solchen Erkrankungen auf sich hat: Ist es doch kein sichtbares Leiden, das sich da äußert. Im Rahmen des Projekts „Kindern zur Seite – Patenschaften für Kinder psychisch belasteter oder kranken Eltern“ lud der Kreis Lippe nun Kinder und Paten zu einer Lesung ins Detmolder Kreishaus ein. Autorin Claudia Gliemann las aus ihrem Buch „Papas Seele hat Schnupfen“ – in der Geschichte um das Zirkuskind Nele erklärt sie kindgerecht, dass auch die Seele erkranken kann und das nichts ist, wofür man sich schämen muss. „Es war schön, wie einfühlsam die Autorin den Kindern das Thema erklärt hat: Dass es nämlich ganz normal ist, dass Menschen mit einer psychischen Erkrankung auch die Hilfe von einem Arzt und Medikamente brauchen, genauso wie bei einem gebrochenen Bein oder einer Blinddarmentzündung eben auch“, fand ein Pate nach der Lesung.

 

Das im September 2016 gestartete Patenprojekt „Kindern zur Seite“ ist zunächst auf drei Jahre ausgelegt und wird von der Landesinitiative „Starke Seelen“ gefördert. Im Rahmen des Projekts werden ehrenamtliche Paten und Kinder von psychisch kranken Eltern zusammengeführt – die Paten gestalten dann gemeinsam mit den Kindern in selbst organisierten Treffen ihre Freizeit, bei der Gestaltung stehen die Kinder im Mittelpunkt. Bislang wird das Patenprojekt für Kinder aus den Bereichen Blomberg, Horn-Bad Meinberg, Schieder-Schwalenberg und Lügde angeboten. „Mit dem Angebot möchten wir aber auch die betroffenen Eltern entlasten, weil sie Zeit für sich gewinnen, während ihre Kinder zuverlässig versorgt sind“, erklärt Birgit Piltman, Projektleiterin von „Kindern zu Seite“. Bevor Kinder und Paten aufeinander treffen, werden in Vorgesprächen mit den Paten die Rahmenbedingungen sowie die Eignung für die Aufgabe geklärt. „Danach werden die Paten in kleinen Schulungen auf ihre Aufgabe vorbereitet, um mit den besonderen Herausforderungen umzugehen. Sie werden kontinuierlich begleitet und haben für alle Belange eine Ansprechpartnerin, damit das Ehrenamt auch für sie erfüllend ist und nicht zur Belastung wird“, erklärt Projektkoordinatorin Miriam Schäfer. Unter anderem finden monatliche Treffen der Paten statt, bei denen sie sich austauschen können und bei denen auch Themen wie Aufsichtspflicht, psychische Erkrankungen und Achtsamkeit besprochen werden.

 

Die Lesung von Claudia Gliemann fand im Rahmen dieser monatlichen Treffen statt. Es war insofern eine besondere Sitzung, als zum ersten Mal auch die Patenkinder an dem Treffen teilgenommen haben. Gliemanns Kinderbuch „Papas Seele hat Schnupfen“ hat nicht nur das Ziel, psychischen Erkrankungen das Stigma und das Tabu zu nehmen, es soll Kindern auch helfen, diese Erkrankungen richtig einzuordnen. Zusätzlich zu dem Buch gibt es deshalb auch ein Hörspiel sowie Begleitmaterialien für verschiedene Schulstufen, mit denen psychische Erkrankungen auch im Unterricht altersgerecht thematisiert werden können.

 

Für Fragen und weitere Informationen rund um das Projekt „Kindern zur Seite“ steht Miriam Schäfer unter 05231/62 20 39 oder m.schaefer2@kreis-lippe.de zur Verfügung. Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich ebenfalls an sie wenden.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe