Leichtbautag – zukunftsweisende Technologien in der Berufsausbildung

 

Die Holztechnik-Studenten Marlon Junker (3. von links) und Dennis Jeske (im Vordergrund rechts) im Gespräch mit Schülern und Absolventen der Fachschule für Holztechnik am Rande ihres Workshops.

Die Leichtbaukonstruktion ist einer der wichtigsten Lehr- und Ausbildungsbereiche wenn es um Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in der Holzindustrie geht. In der grundständigen, holzhandwerklichen Ausbildung an Berufs- und Technikerschulen haben sich die Inhalte aber noch nicht etabliert. Aus diesem Grund veranstalteten Experten der Interessengemeinschaft Leichtbau e.V. (igeL) gemeinsam mit dem Studiengang Holztechnik der Hochschule OWL den ersten Leichtbautag an der Fachschule für Holztechnik in Beckum.

 

„Leichtbau ist nicht nur ein hochspannendes, sondern das zukunftsweisende Forschungsfeld in der Holz- und Möbelindustrie“, so Professor Martin Stosch von der Hochschule OWL. „Wie können wir mit weniger Material- und Energieeinsatz die Funktionalität und Stabilität im Möbel- und Innenausbau sogar noch steigern? Das ist die zentrale Frage wenn es um nachhaltiges Wirtschaften und damit um die Zukunftschancen unserer Branche geht.“ Dennoch ist das Thema Leichtbau heute noch alles andere als selbstverständlich in der holzhandwerklichen Ausbildung, sowohl in der Berufsausbildung zum Tischler-/Schreinergesellen und -meister, als auch zum staatlich geprüften Holztechniker. „Deshalb steht der igeL und die Hochschule OWL im intensiven Austausch mit dem Fachverband Tischler NRW sowie den Fachlehrern an Berufs- und Technikerschulen, um junge Nachwuchskräfte für diese neue Denk- und Konstruktionsweise zu begeistern.“

 

Der Leichtbautag, der an der Fachschule für Holztechnik in Beckum zum ersten Mal stattfand, beinhaltete deshalb viele spannende Fragestellungen zu modernen Leichtbauwerkstoffen und deren Verarbeitungs- und Verbindungstechnik. Dabei stellten die Experten der Hochschule OWL neben den etablierten Leichtbau-Verbindungstechniken der Firmen Hettich (hettinject-Technologie), Würth (Coldmelt-Technologie) und Kettler Consulting & Engineering (KETTBOARD-Konzept) auch ihre eigenen Forschungs- und Entwicklungsergebnisse vor – unter anderem das patentierte und auf herkömmlichem Weißleim basierende Befestigungssystem GO.FAST für leichte Sandwichplatten, das von der Hochschule OWL entwickelt und im Mai bereits auf den Leitmessen der Holz- und Möbelindustrie – der interzum in Köln und der LIGNA in Hannover – ausgestellt und mit Expertinnen und -experten der Branche heiß diskutiert wurde. Hier laufen derzeit zielführende Gespräche mit prominenten Handgeräteherstellern zur Vermarktung der Hochschul-Patente.

 

Mit Marlon Junker und Dennis Jeske, die im Rahmen ihres Studiums am Projekt „Lehramt studieren“ der Hochschule OWL teilnehmen, waren auch zwei Studierende aus dem zweiten Fachsemester des Bachelor-Studiengangs Holztechnik aktiv in die Veranstaltung in Beckum eingebunden. Sie sammelten erste Erfahrungen als Übungsleiter und führten gemeinsam und in eigener Regie erfolgreich einen Workshop zur handwerklichen Schmalflächenbeschichtung von Wabenplatten an der Tischfräse in der Tischlerei Fridtjof Geldermann (Beckum) durch. „Niemand lernt so viel wie der Lehrende“, weiß Stosch aus eigener, langjähriger Erfahrung. Und so freue es ihn ganz besonders, dass die Beiden nicht nur eine erste Gelegenheit hatten, sich praktisch als Lehrende zu erproben, sondern auch diese besondere Chance aktiv genutzt haben, sich mit den Fachlehrerinnen und -lehren des Berufskollegs zu vernetzen.

Thorsten Schulze Niehues, ein frisch gebackener Absolvent der Hochschule OWL, schlug die Brücke zwischen den beteiligten Ausbildungseinrichtungen und der Möbelzuliefererindustrie. Vor seinem Studium der Holztechnik an der Hochschule OWL absolvierte er an der Technikerschule in Beckum seine Ausbildung zum staatlich geprüften Holztechniker sowie eine Tischler-Lehre. Auf Vermittlung  von Professor Stosch gehört er seit einigen Wochen dem Leichtbauteam bei Würth (Künzelsau) an. Professor Stosch sieht dies als gutes Beispiel für die guten Jobchancen nach dem Studium der Holztechnik: „Der Übergang vom Studium in die Industrie ist überhaupt keine Klippe, da gibt es kein ‚schwarzes Loch‘, in das man als Absolventin oder Absolvent ‚hineinfällt‘, ganz im Gegenteil! Die Absolventen des Studiengangs Holztechnik werden uns heute von der Industrie sprichwörtlich‚ aus den Händen gerissen‘“, so Stosch. „Ein Studiengang mit echter Job-Garantie!“

Leichtbau

Die Fachleute sprechen vom Leichtbau, wenn bei der Produktion im Möbel und Innenausbau von Mobilien und Immobilien Material mit einer Rohdichte von weniger als 500 Kilogramm pro Kubikmeter verwendet wird. Moderne Leichtbau-Produkte zeichnen sich durch eine sehr hohe Stabilität aus, und sie sind mittlerweile, etwa durch das geschickte Verkleben mehrerer Materialschichten zu Sandwichkonstruktionen, konkurrenzfähig gegenüber althergebrachten, schwereren Holzwerkstoffkonstruktionen.

Bild- und Textquelle:  Hochschule Ostwestfalen-Lippe