Fachkompetenz in Eigenleistung

Einfache Bedienung: Bernd Stork, Thomas Senke und Andreas Prange (v. l.) können die neue Technik über ein Tablet überwachen und steuern.

Mitarbeiter des Landesverbandes Lippe haben an Umbau des Weserrenaissance-Museums vielfältig mitgewirkt

Lemgo. Der Countdown im Weserrenaissance-Museum läuft: Nur noch 38 Tage, dann eröffnet die Sonderausstellung „Mach’s Maul auf – Reformation im Weserraum“. Sie wird die erste, große Ausstellung des Museumsteams sein, die in den neu umgebauten Räumen zu sehen ist – und die erste, große Bewährungsprobe für die neu installierte Gebäudetechnik. An Planung, Installation und Inbetriebnahme dieser Technik hatten drei Kollegen des Landesverbandes Lippe – Architekt Andreas Prange und Ingenieur Bernd Stork von der Immobilienabteilung sowie Thomas Senke, Techniker des Weserrenaissance-Museums – einen großen Anteil. Statt auf externe Dienstleister konnte der Landesverband Lippe auf ihr Fachwissen bauen.

„Bislang haben wir die Planung von Gebäudeleittechnik an Fachplaner vergeben“, sagt Prange. „Beim Umbau des Weserrenaissance-Museums konnten wir erstmals auf die umfangreichen Fachkenntnisse meines Kollegen Bernd Stork setzen und diese Leistung in Eigenregie erbringen.“ Stork, der das infrastrukturelle Gebäudemanagement bei der Immobilienabteilung leitet, plante in enger Abstimmung mit dem Architektenbüro Schwakenberg Bley, die unter anderem die Bauleitung übernommen hatten, die Heizungs- und Lüftungsanlage sowie die Sanitäranlagen. „Ziel war es, so viel Ausstellungsfläche wie möglich zu schaffen – und die moderne und höchst effiziente Technik auf kleinstem Raum unterzubringen“, erläutert Stork. So wurde in den neuen Sonderausstellungsräumen ein spezielles Lüftungsgerät mit Wärmetauschern installiert. Die warmen Abluftströme erwärmen die kalten Zuluftströme, auch die Luftfeuchtigkeit wird dadurch reguliert. „Die regenerative Wärmerückgewinnung der Anlage hat hinsichtlich der Temperatur einen Wirkungsgrad von 90%. Das heißt, dass das Gerät nahezu die gesamte Wärmeenergie aus Abluft zurückgewinnt“, betont Stork. Hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit beträgt der Wirkungsgrad der Rückgewinnung 70%.

Die Grundwärme wird über diverse Heizkreise im Fußboden erzeugt, die abschnittsweise steuerbar sind. Die Raumtemperatur in den Ausstellungsräumen wird – wie auch die Luftfeuchtigkeit – über die Lüftungsanlage gesteuert. „Die Anforderungskataloge von Leihgebern sind in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind dabei ausschlaggebende Kriterien: Leihgeber überlassen uns empfindliche Exponate nur, wenn wir konstante Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte garantieren. Das können wir nun mit der neuen Technik“, sagt Senke. Er kann über PC oder Tablet die jeweiligen Trendkurven überwachen, die Regulierung übernimmt die Anlage selbst: „Bereits eine kleine Besuchergruppe, die z. B. aus dem Regen in die Ausstellungsräume kommt, hat großen Einfluss auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit, hier steuert die neue Anlage sofort gegen.“ Bei Bedarf kann Senke über PC oder Tablet selbst nachsteuern.

Eine weitere Leistung, die nicht von einem externen Unternehmen geleistet werden musste, war die Sicherheits- und Gesundheitskoordination, kurz SiGeKo, für den gesamten Umbau. Sie wurde von Prange erbracht, der die dafür notwendige Zusatzqualifikation hat: „Ab einer bestimmen Baustellengröße ist eine solche Koordination Vorschrift. Sie beinhaltet z. B. das Erstellen einer Baustellenordnung, die Einweisung der einzelnen Handwerker, die Abwägung von Gefahren für alle beteiligten Gewerke, die regelmäßige Begehung der Baustelle, um die Einhaltung der Vorgaben zu prüfen, oder das Erstellen eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplans, der dem Bauzeitenplan folgt“, erklärt er.

 

Darüber hinaus hat Prange die interne Kostenkontrolle für den gesamten Umbau übernommen. „In enger Abstimmung mit Architekt Axel Bley und aufgrund regelmäßiger Baubesprechungen mit den Handwerkern sind wir im Kosten- und Zeitrahmen geblieben. Zu diesem Erfolg haben alle – Kollegen wie externe Handwerksfirmen und Dienstleister – beigetragen.“ Es ist ein Erfolg, der auch mit Blick auf die Bausubstanz überzeugt: „Wir haben hier ein historisches Gebäude mit alter Substanz, z. B. auch alten Leitungen und alten Kanälen, umgebaut und mit Gebäudeleittechnik auf neuem Stand ausgestattet, das ist deutlich anspruchsvoller als einen Neubau zu errichten und auszustatten. Die Anforderungen waren hoch, auch deshalb können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein“, so Prange. Alle drei – Prange, Stork und Senke – freuen sich auf den 3. September 2017, wenn die Sonderausstellung „Mach’s Maul auf“ eröffnet wird: „Dann wird die neue Technik zeigen, was sie kann.“

Bild- und Textquelle: Landesverband Lippe