Bundesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann zu Gast bei der CDU Lippe

Fordert mehr Anerkennung für Pflegeberufe: Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, zu Gast in Nordlippe.

Das Landarzt-Leben und die Seniorenbetreuung müssen sich wieder lohnen

Dörentrup-Humfeld. „Gesundheit und Sicherheit – das sind unsere wichtigsten Themen“. Eines davon, die Gesundheit, hatte Kerstin Vieregge, CDU-Bundestagskandidatin, zum Thema eines Fachgespräches gemacht, zu dem sich im Seniorenheim Elisenstift ein, so Vieregge, „breites Spektrum“ Betroffener einfand. Diskussionspartner und Vortragender war Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales; Teilnehmer in Nordlippe niedergelassene Hausärzte, Apotheker, Kranken- und Altenpfleger sowie die stellvertretende Dörentruper Bürgermeisterin Irmlinde Nolting.

Nach der Vorstellung des Gastgebers Elisenstift, der als älteste Diakonie-Einrichtung Lippes 275 Mitarbeiter und 25 Auszubildende beschäftigt, nahm Laumann das Stichwort „Pflege“ als Auftakt. Bei jährlich knapp drei Prozent Zunahme der Pflegebedürftigen gäbe es einen Mehrbedarf von rund 20.000 Pflegekräften deutschlandweit. Laumann: „Um diese Manpower zu gewinnen, müssen wir das Image der Pflege verbessern – und das ist auch, aber nicht nur eine Frage der Bezahlung“. NRW läge mit seinem Pflegeschlüssel im Bundesvergleich im Mittel zwischen Bayern an erster und Sachsen an schlechtester Stelle. Die Pflege müsse zu einer Profession im Gesundheitswesen mit Mitbestimmungsrecht und, so Laumann, „attraktiv für Menschen höherer Bildungsgrade“ werden. Um den Mehrbedarf an Pflegekräften ausbilden zu können, müssten kleinere Pflegeschulen Verbünde bilden.

Das weitere große Thema des Fachgespräches war die medizinische Versorgung auf dem Land. Dabei beantwortete Laumann die Frage „Ist der Landarzt – eine aussterbende Spezies?“ mit einem klaren „Nein“: „Die Menschen, die Landarzt werden wollen, gibt es. Wir lassen sie nur nicht studieren“. Pro Medizin-Studienplatz gäbe es zehn Bewerber. Laumann: „Wir haben also nur ein Problem, wie wir sie aussuchen“. Gleichzeitig seien vierzig Prozent der Hausärzte in NRW mehr als sechzig Jahre alt, viele ausländische Ärzte mit Sprachproblemen rückten nach und aufgrund des hohen Numerus clausus, sei der Zugang von Frauen, die später einmal Beruf und Familie kombinieren wollten, überdurchschnittlich hoch.

Die medizinische Fakultät OWL ohne Uni-Klinik-Anschluss aber mit – so Laumann – „sehr guten Lehrkrankenhäusern in Minden, Herford, Lippe und Bad Oeynhausen“ mit dem Schwerpunkt Allgemeinmedizin sei ein guter Ansatz, Ärzte für ländliche Regionen zu akquirieren. Es würden rund 200 bis 300 Medizin-Studienplätze in OWL geschaffen. Für die Übergangszeit vom Studienanfänger bis zum ausgebildeten Landarzt, die mit rund fünfzehn Jahren zu veranschlagen sei, könnte die Abwerbung angehenden Medizinern aus höheren Semestern an ausländischen Universitäten eine Lösung sein. Viele, so auch ein im Fachgespräch anwesender Landarzt, gingen, um die hohen Zugangsvoraussetzungen in Deutschland zu umgehen, zum Studium beispielsweise nach Ungarn.

„Die Tätigkeit des Landarztes muss sich lohnen“. Das war der Tenor der anschließenden Diskussion, in der ein niedergelassener Arzt deutlich machte, wie ein Landarzt mangels Facharztkollegen zu hohen Investitionen in seiner Praxisausstattung gezwungen sei. Von den 50.000 Euro Start-Guthaben, die dafür gewährt werden, habe in seinem Falle das Finanzamt fünfzig Prozent zurückgefordert, kritisierte der Mediziner weiter.

Kritik an den Pflegekassen brachte Rudolf Kaup, langjähriger Geschäftsführer des Elisenstiftes vor. Er kritisierte die lippische „Pflege-Landschaft“, in der es derzeit eine Überkapazität von rund 500 Betten gäbe. Kaup: „Der Wettbewerb der Pflegeheime und die Haltung des zuständigen Arbeitgeberverbandes, der alles will, aber keine Tarifverträge, geht zu Lasten des Personals“.

Das Gespräch mit Laumann dauerte länger als vom Ehrengast eingeplant. Dieser nahm nach rund zwei Stunden Fragen, kritische Anregungen aber auch Ideen mit in die Bundespolitik. In Lippe ließ er das Versprechen und die Prognose: „Die Steuerfrage wird geklärt. Insgesamt haben wir angesichts der Zahl der Versicherten in der Krankenkasse aber gute Argumente für die medizinische und pflegerische Versorgung auf dem Land“.

Bundestags-Kandidatin Kerstin Vieregge bedankte sich beim Redner für das interessante Gespräch zu einem der für die CDU wichtigsten Themen.

Bild- und Textquelle: CDU Kreisverband Lippe