Kann man Glauben verordnen?

Die Führung durch die Ausstellung zur Reformation in Lippe, am Sonntag, dem 19. November, um 15 Uhr, im Lippischen Landesmuseum Detmold, geht dieser Frage nach.

Detmold. Mit der Reformation kam die Glaubensfreiheit! Oder doch nicht? Vor 500 Jahren entschieden Landesherren per „Machtwort“ über den „richtigen“ Glauben Ihrer Untertanen. Manchmal taten sie dies aus tiefster Überzeugung, oft allerdings aus politischem Kalkül. Aber geht das – Glauben verordnen? Was passierte in dieser aufregenden Zeit, in der die Religion eine zentrale Bedeutung im Leben der Menschen hatte? Plötzlich stand die Welt Kopf: Heiligenbilder wurden uninteressant, Mönche und Nonnen verließen ihre Klöster, Priester heirateten, die Angst vor Hölle und Strafe wurde vom Glauben an Gottes Gnade abgelöst.

Was war der Grund für den tiefgreifenden Glaubenswandel? Wenn nicht der Übertritt zum Luthertum, so doch spätestens die Hinwendung zum reformierten Bekenntnis sorgten für eine Art Kahlschlag. Bereits die Lutheraner reinigten die Kirchen von sakraler Kunst, zerstörten mancherorts Heiligendarstellungen und Marienfiguren, um die nun zum Götzendienst erklärte Anbetung zu unterbinden. Zuvor waren Pilger nach Wilbasen geströmt, um dort eine Madonna anzuflehen, in der Hoffnung auf ihren Zuspruch. Das Landesmuseum hat das große Glück, diese einzig noch erhaltene Madonnenfigur aus Lippe zu verwahren – doch auch sie ist gezeichnet von Jahrhunderten der Missachtung: Die Farbfassung ging gänzlich verloren und in den tiefen Falten ihres Kleides haben sich Staub und Gras vereint. Gut möglich, dass sie sogar dem Bildersturm zum Opfer fiel, denn Nase und Hände fehlen.

Diese Führung zeigt eindrücklich wie der „verordnete“ Glaubenswandel des 16. Jahrhunderts den Alltag und das Leben der Menschen in Lippe veränderte. 

Los geht es am Sonntag, dem 19. November, um 15 Uhr. Die Führung kostet drei Euro zuzüglich zum Museumseintritt. Da die Plätze begrenzt sind, wird um Voranmeldung im gebeten: 05231 99250 oder shop@lippisches-landesmuseum.de

Bild- und Textquelle: Lippisches Landesmuseum Detmold