Konferenz zeigt Wege zu guten Gewässern

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Leopoldinum in Detmold haben mit Lehrerin Alexandra Wiemann, Andreas Hoffmann und Lennert Iseringhausen (beide Stadt Detmold) bei der zwölften Gewässerkonferenz der Bezirksregierung in Detmold ihr „Werreprojekt“ dargestellt. Die jungen Wasserforscher haben sich einen Abschnitt der Werre in Detmold vorgenommen und Ideen zur Verbesserung des Gewässers entwickelt.

Detmold. Etwa 270 Vertreter von Kommunen, Kreisen und Verbänden sowie zahlreiche Bürger haben sich am Mittwoch, 22. November, über Projekte und Maßnahmen rund um die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie informiert. Die Bezirksregierung Detmold hatte zur zwölften Gewässerkonferenz „Lebendige Gewässer in Ostwestfalen-Lippe“ ins Regierungspräsidium in Detmold eingeladen. Auf dem Programm stand eine Reihe von Themen: von landwirtschaftlichem Gewässerschutz über ein mobiles Beratungsteam der Bezirksregierung bis hin zur Flurbereinigung.

Ein zu dichtes Netz von Wirtschaftswegen und zersplitterter Grundbesitz kennzeichnen das Gebiet der Warburger Börde im Bereich von Großeneder bei Borgentreich (Kreis Höxter). Das sind keine guten Voraussetzungen, um effektiv Landwirtschaft zu betreiben. Ebenfalls schlecht ist der Zustand des gebietsprägenden Gewässers, die Eder. Doch beide Probleme können auf einmal gelöst werden. Das machte Rainer Runte von der Bezirksregierung Detmold bei der Gewässerkonferenz deutlich. Er schilderte ein Flurbereinigungsverfahren, das für besser bewirtschaftbare Flächen sorgt und zugleich die Renaturierung der Eder ermöglicht. „Dieses Verfahren bringt Landschaft und Gewässer neu in Form“, sagte Runte. Bodenordnung biete die Chance, die nötigen Flächen für die Neutrassierung des Ederverlaufs bereitzustellen. Zugleich stelle sie für die Landwirte akzeptable Ersatzflächen bereit. Die Flurbereinigung sei also ein Weg, neue Entwicklungen für die Landwirtschaft und für den Fluss Eder zu eröffnen, sagte Runte.

Land fördert Eder-Renaturierung mit 1,178 Millionen Euro

Eine konkrete Gewässermaßnahme für die Eder wurde in Detmold bereits vorgestellt. Umweltabteilungsleiter Lutz Kunz von der Bezirksregierung bescheinigte der Stadt Borgentreich die Förderfähigkeit des Projektes „Ökologische Verbesserung der Eder in der Gemarkung Großeneder“. Das Land NRW unterstützt das Vorhaben bis zum Jahr 2019 mit 1,178 Millionen Euro. Gefördert wird eine 2,2 Kilometer lange Renaturierungsmaßnahme östlich der Ortslage Großeneder. Die Eder soll in das Taltiefst verlegt werden. Zudem soll eine ökologisch aufgewertete Sekundäraue entstehen. Im Ergebnis profitiert nicht nur das Gewässer. Auch die umgebenden hochwertigen landwirtschaftlichen Nutzflächen können künftig von häufigen Hochwassereinflüssen und Veränderungen des Grundwasserniveaus weitgehend geschützt werden.

Landwirtschaft: Modellbetriebe erproben neue Wege

Landwirte kommen nicht nur im Zuge von Renaturierungen mit dem Gewässerschutz in Kontakt. Auch beim täglichen Wirtschaften müssen sie entsprechende Bestimmungen beachten. Mirko Schmale vom Modellbetrieb Schmale in Rahden (Kreis Minden-Lübbecke) und Matthias Koch (Wasserrahmenrichtlinien-Berater der Landwirtschaftskammer) schilderten, wie gewässerschonende moderne Landwirtschaft aussieht. So führt der Modellbetrieb Versuche zu Zwischenfrüchten durch und untersucht den Zusammenhang mit der Bodenbiologie und Nährstoffdynamik. Außerdem erprobt der Betrieb bestimmte Düngeverfahren. Ziel ist, die Stickstoffverlagerung ins Grundwasser zu reduzieren und gleichzeitig die Pflanzen bedarfsgerecht zu versorgen. Sieben dieser Modellbetriebe gibt es in Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt sind es 31 in Nordrhein-Westfalen. Sie wurden im Jahr 2014 im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in den Gebieten in NRW eingerichtet, in denen Grundwasserkörper mit Nährstoffen kritisch belastet sind.

Bezirksregierung bietet Kommunen neue Beratung an

Beratung ebnet oft den Weg zu guten Ergebnissen. Und so macht die Bezirksregierung Detmold den 70 Kommunen sowie den Wasser- und Bodenverbänden in Ostwestfalen-Lippe seit Juni dieses Jahres ein neues Angebot: Drei Fachleute aus den Bereichen Wasserwirtschaft und Bodenordnung beraten die Maßnahmenträger bei Bedarf zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Mit beteiligt ist die Kommunal Agentur NRW. Bei der Gewässerkonferenz stellten Vertreter beider Einrichtungen dieses Angebot erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. „Der naturnahe Ausbau und die ökologische Unterhaltung von Gewässern sind eine komplexe Aufgabe“, erklärten Maren Stahlhut und Milian Noack von der Bezirksregierung. Die Planungen seien vor Ort unterschiedlich weit fortgeschritten. „Manche haben bereits sehr konkrete Maßnahmen entwickelt, manche stehen noch am Anfang“, sagen sie. Die Mitarbeiter der Bezirksregierung bringen ihr Fachwissen in den jeweiligen Projektstand ein und begleiten die Vorhaben. Mit gutem Erfolg: Fünf Maßnahmenträgern stehen sie bereits zur Seite. Und auch künftig dürften die Gewässerexperten gefragt sein. Denn erst zehn Prozent der Flüsse und Bäche in Ostwestfalen-Lippe sind biologisch in einem guten Zustand.

Ausstellung veranschaulicht Mehrfachnutzen

Gewässerentwicklung schafft Mehrwert. Das zeigt eine Ausstellung, die im Zuge der Konferenz eröffnet wurde. Die Schau und eine begleitende Broschüre geben einen Überblick über zehn Maßnahmen aus der ganzen Region und stellen die drei Gewässerentwicklungsprojekte in OWL vor: „Weser-Werre-Else“ in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford, „Wasser im Fluss“ im Kreis Lippe und das „Gewässerentwicklungsprojekt im Kulturland Kreis Höxter“. Die zehn Gewässermaßnahmen verdeutlichen, dass Renaturierung und Hochwasserschutz ineinander greifen und teils noch weitere Nutzungsmöglichkeiten eröffnen. Etwa 130 Millionen Euro an Fördermitteln des Landes NRW sind in den vergangenen zehn Jahren in Ostwestfalen-Lippe in die Renaturierung von Gewässern und die Verbesserung des Hochwasserschutzes geflossen.

Die Ausstellung ist noch bis Freitag, 1. Dezember, im Eingangsbereich des Regierungspräsidiums, Leopoldstraße 15, in Detmold zu den Geschäftszeiten (8 bis 16 Uhr) zu sehen.

Bild- und Textquelle: Bezirksregierung Detmold