400 Schüler am HANSE-Berufskolleg schreiben Luther-Bibel

(v.l.n.r.): Silvia Pfeiffer-Kuebart, Dr. Axel Lehmann, Dr. Peter Pahmeier, Andreas Mattke, Dr. Martin Luther, Veronika Sauerländer (stellv. Bürgermeisterin Stadt Lemgo) und Susanne Tietje-Groß mit der zweiteiligen Schülerbibel

Ein ganz besonders Projekt zum Lutherjahr am Berufskolleg

„Am Anfang stand die Frage: Welchen Beitrag kann unsere Schule, das HANSE-Berufskolleg, zum 500. Reformationsjubiläum leisten?“, erläutert Religionslehrerin und Pfarrerin Silvia Pfeiffer-Kuebart die Motivation, mit über 400 Schülerinnen und Schülern ein außergewöhnliches Projekt zum Lutherjahr zu starten. Das Reformationsgeschehen veränderte zwar vor 500 Jahren vor allem die kirchliche Situation, es hinterließ darüber hinaus in ganz Europa sichtbare Spuren: Kriege wurden geführt, Grenzen veränderten sich, politische Bündnisse wurden neu geschlossen. Vor allem aber auch auf dem Gebiet der Bildung wurde die lutherische Reformation Vorreiter der späteren Aufklärung, nicht von ungefähr bezeichnete Immanuel Kant Martin Luther als den ersten Aufklärer. Luther formte und prägte mit seiner Bibelübersetzung die deutsche Sprache entscheidend mit und einte die vielfältigen Dialekte des deutschen Sprachraums, so dass sich heute Friesen und Bayern – überwiegend – derselben Vokabeln bedienen.

Die Luther Bibel – gelebte Integration. 

 

Aber könnte man Schüler und Schülerinnen begeistern, die Arbeit, die sich Luther mit der handschriftlichen Übersetzung des Neuen Testamentes im September 1522, also vor genau 485 Jahren gemacht hat, nachzuempfinden, indem sie selbst einen kleinen Teil dieses Neuen Testamentes abschreiben, damit daraus ein großes Ganzes, nämlich unsere ‚Schulbibel‘ wird? „Das wird ‚unsere‘ Bibel“, so die einhellige Meinung vieler Schülerinnen und Schüler. Ein alter Text zwar, aber durch die individuellen Schriften so vieler Schüler mit ganz neuem Leben gefüllt.

Eine Schülerin berichtet: „Zuerst dachte ich: was für eine komische Aufgabe! Wieso soll ich einen Text abschreiben, der schon in einem Buch steht? Doch nachdem ich angefangen hatte, geschah etwas mit mir. Ich kam auf einmal zur Ruhe. Das Schreiben verselbstständigte sich und die Worte der Bibel flossen durch mich hindurch auf das vor mir liegende Papier.“

Landrat Dr. Axel Lehmann und der Vorsitzende des Bildungsausschusses Dr. Peter Pahmeier freuten sich darüber, dass es mit dem Bibel-Projekt auch in einem Berufskolleg Raum für die Auseinandersetzung mit dem Thema Reformation gegeben habe.

Auch der Vertreter des Landeskirche, Schulreferent Andreas Mattke, lobte das Engagement des HANSE-Berufskollegs. Er hob hervor, dass Bildung ohne Religion die Menschlichkeit fehle und Religion ohne Bildung zu Fundamentalismus führe. Insofern sei er sehr froh, dass beides über das Bibel-Projekt hinaus am Berufskolleg gelebt werde.

Bild- und Textquelle: Hanse-Berufskolleg Lemgo