Landwirte ziehen Jahresbilanz: Regen mehr als überreichlich

 

Foto von Florian Pottkamp
Reichlich Regen stellte die Bauern im Sommer bei der Getreide- und Rapsernte und im Herbst bei der Mais-, Kartoffel und Zuckerrübenernte vor großen Herausforderungen.

Daueraufgabe bleibt, die heutige Landwirtschaft vermitteln

Lippe. „2017 war ein strapaziöses Jahr“, resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe Dieter Hagedorn. Vor allem das Wetter brachte so manche negative Überraschungen. Ein wenig mehr Sicherheit hatten die Milch- und Schweinebetriebe durch gestiegene Erzeugerpreise.

 

Ungewöhnliche Witterungsbedingungen prägten das Jahr: Der wärmste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, dann Frost im April, der besonders die Obstbaumblüte mit Nachtfrösten traf. Im Juni Hitze und Trockenheit. Danach bis zum Jahresende immer wieder nasse Witterung. Der Regen stellte die Bauern im Sommer bei der Getreide- und Rapsernte, bei den Herbsterntearbeiten und auch bei der Neuaussaat vor hohen Herausforderungen. Sie waren oft nicht optimal zu erledigen. Teilweise konnte die Wintergerste erst spät, Mitte Oktober, ausgesät werden. Ebenso gestaltete sich die Weizenaussaat bis in den Dezember hinein schwierig. Beide Getreidearten konnten auf nassen Standorten zum Teil gar nicht in den Boden gebracht werden. Hagedorn: „Der Regen ist, ganz im Gegensatz zum letzten Jahr, vor allem in der zweiten Jahreshälfte mehr als überreichlich gewesen.“ Hinzu kamen Herbststürme, die beim Mais regional erhebliche Sturmschäden verursachten. „Im Großen und Ganzen konnten wir trotzdem beim Mais eine gut durchschnittliche Ernte und bei den Kartoffeln eine gute Ernte bei durchschnittlichen Qualitäten verbuchen“, sagt der Vorsitzende. Die Zuckerrüben zeigten sehr gute Erträge mit guten Zuckergehalten. Die Preise der pflanzlichen Erzeugnisse liegen dagegen unter dem langjährigen Mittel.

 

Der Blick vom Acker in den Stall: Der Milchpreis habe sich zum Glück in diesem Jahr erholt. Die wirtschaftliche Lage habe sich für die Milchbauern deutlich entspannt. Das sei aufgrund der hohen Verluste der Krisenjahre 2015 und 2016 dringend notwendig gewesen. „Die Milchbauern brauchen noch eine längere Phase, da sie in der Zeit der Preiskrise erhebliche Verbindlichkeiten aufgebaut haben“, erläutert Hagedorn. Doch derzeit zögen zunehmend dunkle Wolken am Milchmarkt auf, die die Aussichten für 2018 stark eintrüben würden. „Bei den Schweinen hatten wir ebenfalls ein gutes Jahr, allerdings ist der Preis in den letzten Monaten stark gefallen. Das sei aber für die Schweinehalter nichts Ungewöhnliches zu dieser Jahreszeit.

 

Ein Thema, das die heimischen Landwirte besonders bewegt, sind die Stalleinbrüche einiger Tierrechtsorganisationen. „Einbrüche sind Straftaten und keine Heldentaten“, unterstreicht der Vorsitzende. Wer sich ohne Erlaubnis Zutritt zu Ställen verschafft, handele kriminell und gefährde bewusst die Tiere. Positiv hingegen sei das nach wie vor sehr große Interesse der Schweinehalter an der Initiative Tierwohl. Ab 2018 gehe sie in die zweite Runde, über 4.000 Schweinebetriebe würden dann teilnehmen. „Dies verdeutlicht, wie wichtig den Landwirten das Wohl ihrer Tiere ist“, bekräftigt der Vorsitzende. Es gäbe keinen zusätzlichen Gewinn, aber der Mehraufwand werde bezahlt.

 

Das Vorrücken der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aus Osteuropa sehen die Bauern weiterhin mit großer Sorge. Vor allem über ein Verschleppen durch den Menschen könne die Tierseuche sprunghaft große Entfernungen in kurzer Zeit überbrücken und so rasch Deutschland treffen. Da die Gefährdung ebenso von der hohen Wildschweinpopulation ausgehe, appelliert der Vorsitzende an die Verantwortung von Landwirten und Jägern. Das ASP-Virus, das für den Menschen ungefährlich sei, habe aber für die Schweine, Bauern und für die gesamte Wertschöpfungskette verheerende Folgen.

 

Sorgen bereiten den Landwirten ebenso stetig wachsende Auflagen, Verordnungen und Gesetze. Die neue, verschärfte Düngeverordnung enthalte beispielsweise sehr komplexe Vorgaben. Die Zeiträume, in denen Dünger aufgebracht werden dürfe, seien verkürzt worden. „Die organische Düngung wird vom Herbst stärker in das Frühjahr verlagert“, schildert Hagedorn. Dieses führe neben einem arbeitstechnischen Druck der Landwirte im Frühjahr möglicherweise dazu, dass die Gülledüngung von der Bevölkerung noch stärker wahrgenommen werde, weil sie dann zeitlich sehr eng erfolgen müsse. Zudem bringe diese Verordnung erheblich mehr Bürokratie und deutliche höhere Kosten für die Höfe für die Schaffung von zusätzlichem Lagerraum und für die zukünftig notwendige teurere Ausbringungstechnik.

 

Große Aufgaben der Zukunft, so Hagedorn, seien für die Landwirte eine komplexer werdende Marktsituation, der Strukturwandel und die wachsenden Forderungen der Gesellschaft an eine umwelt- und tiergerechte Landwirtschaft. „Für die Bauernfamilien bleibt es eine Daueraufgabe und ein Spagat, die heutige Landwirtschaft zu vermitteln, die steigenden Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen und dabei wirtschaftlich zu überleben“, betont der Vorsitzende. Dazu gehöre für die Bauern natürlich auch die Bereitschaft, sich zu verändern und ständig neue Wege zu gehen.

Bild- und Textquelle:  Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband