Produktionsschule steht vor dem Aus

Kreativ: Dennis Maelzer (SPD, 2 v.l.) schaut sich Vogelhäuser an, die in der Produktionsschule von jungen Erwachsenen hergestellt wurden.

Maelzer informiert sich im SOS-Bildungszentrum

Detmold/Kreis Lippe. Seit vier Jahren betreibt das Netzwerk Lippe mit dem SOS-Berufsausbildungszentrum eine Produktionsschule in Detmold. Das Programm richtet sich an junge Menschen bis 25 Jahre, die es besonders schwer haben, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Lernen und praktische Arbeit in Küche oder Werkstatt werden miteinander verknüpft. Für die Teilnehmer werden Anschlussperspektiven entwickelt. Doch dieses erfolgreiche Konzept steht vor dem Aus. Das Land streicht zum Sommer die Mittel.

 

Wenn das Land die Förderung auslaufen lässt, werden inDetmold 12 Plätze wegfallen, landesweit sind es sogar 2.800: „Die Mitte-Rechts-Landesregierung aus CDU und FDP will das gute Förderangebot der Produktionsschulen abschaffen. Ohne Not wird hier ein System im Übergang Schule-Beruf zerstört, das sich bewährt hat und jungen Menschen – oftmals aus schwierigen Verhältnissen – eine Chance auf Ausbildung und Arbeit gibt“, ärgert sich der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Dennis Maelzer, der sich im SOS-Berufsausbildungszentrum selbst ein Bild gemacht hat. Die jungen Menschen stellen dort selbst Produkte wie Gartenmöbel her, die vor Ort oder auf Weihnachtsmärkten angeboten und verkauft werden. Oder sie unterstützen in der Küche der gut besuchten Mensa des SOS-Kinderdorfes.

Maelzer war nach dem Besuch überzeugt: „Ich habe junge Menschen getroffen, denen dieses Programm echte Perspektiven eröffnet. Sie sind mit Freude bei der Arbeit, weil viele hier echte Erfolgserlebnisse haben und für sich Zukunftschancen entwickeln können.“ Deshalb zeigte sich der SPD-Politiker „wütend und traurig“ zugleich. Denn er befürchtet, dass solche junge Menschen zukünftig im Stich gelassen werden. 

Das so genannte Werkstattjahr, das stattdessen wieder aufleben soll, wäre für keinen dieser Menschen eine geeignete Alternative gewesen. Hier sei eine Altersbegrenzung auf 19 Jahre vorgesehen. Die meisten der Projektteilnehmer seien aber älter und die Produktionsschule für sie die letzte Chance auf den Weg in eine berufliche Ausbildung gewesen. Dassdies erfolgreich gelingen könne, habe Maelzer anschaulich vorgeführt werden können. So habe er einen jungen Mann kennenlernen dürfen, der die Produktionsschule in der nächsten Zeit verlassen werde, weil er einen Arbeitgeber in Herford gefunden hat, bei dem er zunächst als Hilfsarbeiter angestellt wird, ehe er im Sommer eine reguläre Ausbildungsstelle antreten kann.

Die lippische FDP-Abgeordnete Martina Hannen begründe das Wegfallen der Förderung mit angeblich hohen Abbrecherquoten: „Dieses Argument halte ich für zynisch. Die Quoten sind auch deshalb hoch, weil viele aus der Produktionsschule den Anschluss an den Arbeitsmarkt schaffen“, ist sich Maelzer sicher. Das Werkstattjahr könne keinen Ersatz dafür darstellen. Weil es sich um eine Parallelstruktur zu bestehenden Berufsvorbereitungsmaßnahmen der Arbeitsagentur handele, werde es in Lippe wohl gar nicht angeboten werden. Mit dem Ende der Produktionsschule könnten junge Menschen in Lippe also nur verlieren: „Das ist Politik zu Lasten derjenigen mit den größten Problemen auf dem Arbeitsmarkt.“

Bild- und Textquelle:  Dr. Dennis Maelzer