Mit Biegen und Flechten auf der Baustelle

 

(von links): Auf der Baustelle: Stumpe-Geschäftsführer Matthias Kröger; Bettina Kreiling, Teamleiterin des Arbeitgeber-Services der Detmolder Arbeitsagentur; Bauhelfer Sene Galica; Markus Schwarzer, Leiter der Geschäftsstellen Blomberg und Lemgo der Detmolder Arbeitsagentur; Stumpe-Geschäftsführer Uwe Stumpe

„Sobald Sene Galica morgens auf die Baustelle kommt, geht die Sonne auf“, schwärmt Uwe Stumpe, einer der beiden Geschäftsführer von der Firma Eduard Stumpe Bauunternehmen in Lügde. „Er hat immer gute Laune, egal bei welchem Wetter.“ Kein Wunder, denn die Arbeit liegt dem 50-Jährigen, und er ist begeistert bei der Sache: Galica ist Bauhelfer, und zumeist als Eisenbinder eingesetzt, das heißt Eisengeflechte für die Bewehrung von Betonteilen binden. Die Aufgabe ist zum einen körperlich herausfordernd, als auch geistig. „Die Stahlstangen werden nach einem Bauplan gebogen und geflochten. Das muss hundertprozentig sitzen, damit die Schalungen für den Frischbeton auch exakt werden“, erläutert Matthias Kröger, ebenso Geschäftsführer der Bauunternehmung.

 

Galica, der mit seiner Familie in Lügde wohnt, geht das präzise Arbeiten scheinbar leicht von der Hand. „Unser Polier hat gleich gemerkt, dass unser neuer Bewerber viel Bauerfahrung hat, und genau weiß, was er tut“, so Stumpe. Vermittelt von der Detmolder Arbeitsagentur hospitierte der 50-Jährige knapp zwei Woche auf der Baustelle. Danach war die Festanstellung abgemachte Sache. Kröger: „Wenn jemand fachlich so sauber arbeitet, hart anpacken kann und will, zuverlässig ist und gute Stimmung verbreitet wie Sene Galica, dann hat der derjenige auch einen Job bei uns.“ Auch im Bautrupp kommt die Art der positiven Frohnatur an, weil die gute Laune ansteckend sei.

 

Galica hat in seiner Vita schon einiges mit gemacht, das prägt, und macht auch ein Stück weit gelassener: In Guinea-Bissau, einem der ärmsten Länder Afrikas geboren, übersiedelte er nach Portugal. Auch in dem westafrikanischen Land ist Portugiesisch Landessprache, doch in der Praxis sprechen die meisten Menschen Kreol. Der Alphabetisierungsgrad liegt bei nicht einmal fünfzig Prozent. Galica weiß also ganz genau, wie wichtig Bildung ist, und welche Chancen diese auch eröffnet. Seine beiden Töchter (14 und 17 Jahre) gehen in Lügde zur Schule, der 20-jährige Sohn macht eine Ausbildung als Elektroniker. Der Vater, der die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt, und als EU-Bürger in Deutschland tätig ist, hat selbst keine formelle Ausbildung, dafür jede Menge Berufserfahrung, sowohl im Straßenbau, als auch im Hochbau. Nicht nur in Portugal, sondern auch in Österreich war Galica als Bauarbeiter im Einsatz. Das erste Deutsch hat er also als österreichischen Dialekt erlernt, wenngleich auf den Baustellen dort auch viel Englisch gesprochen wurde.

 

Bettina Kreiling, Teamleiterin des Arbeitgeber-Services der Agentur für Arbeit Detmold, und Markus Schwarzer, Leiter der Geschäftsstellen Blomberg und Lemgo der Arbeitsagentur, wissen aus ihrer tagtäglichen Praxis, wie wichtig solide Sprachkenntnisse für eine erfolgreiche Vermittlung in Ausbildung und Arbeit sind. Umso wichtiger ist es, dass bei Stumpe auch ausschließlich Deutsch in den Bautrupps gesprochen wird: „Nur so verbessern sich die Kenntnisse auch über die Monate und Jahre“, sind sich die Geschäftsführer einig. Ohne viele Worte zu verlieren, biegt Sene Galica das nächste Eisen für die Bewehrung. Schließlich soll der Frischbeton kurzfristig geliefert werden. Und dann kommt eine neue Baustelle.

Bild- und Textquelle: Agentur für Arbeit Detmold