Spiele auf Russlanddeutsch

Spiele auf Russlanddeutsch, was kann man sich darunter vorstellen? Das fragten sich Besucher unterschiedlicher Generationen und aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, die zum Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte kamen. Anlässlich des internationalen Museumstages lud das Museum gemeinsam mit dem Kulturreferenten für Russlanddeutsche im Rahmen der monatlichen Veranstaltungsreihe Kultur am Sonntag anschließend an die öffentliche Führung zum gemeinsamen Spielen ein.

Die Gäste bekamen spielerisch Einblicke in die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen vergangener Zeiten. Die Referenten des Kulturprogramms, die beiden Lehrer der August-Hermann-Francke Grundschule Detmold Veronika Penner und Jakob Penner sowie der Kulturreferent Edwin Warkentin präsentierten einen Querschnitt aus dem Repertoire der Spielekultur dieser Bevölkerungsgruppe. Tradition und Adaption sind dabei tragende Schlüsselbegriffe. Exemplarisch für traditionell gepflegte Freizeitbeschäftigungen wurden Schwoata Peeta, so heißt Schwarzer Peter im russlanddeutschen Platt oder Mensch ärgere dich nicht angeboten. Als Spiele, die durch den Kontakt mit Kindern nichtdeutscher Nachbarn übernommen wurden, wurden unter anderem eine russische Skatvariante Durak, zu Deutsch Dummkopf, und eine Art Murmelspiels der zentralasiatischen Nomaden gezeigt und beim gemeinsamen Ausprobieren angeleitet, in dem anstatt Kugeln Schafsknochen benutzt werden. Auch die selbstgebastelten Spielsachen und Spielgeräte bilden eine den Lebensumständen entsprechende Wirklichkeit ab. Puppen und Puppenkleider gab es für die von von Not geplagte Kriegs- und Nachkriegsgeneration fast ausschließlich aus Papier, was wiederrum von den Kindern Geschicklichkeit und Kreativität abverlangten.

Mit großem Elan und Interesse beteiligten sich die jungen Besucher an dem Spieleangebot. Aber auch die Erwachsenen mischten aktiv mit. In Erinnerungen an ihre Kindheit schwelgten die Zeitzeugen unter den Besuchern. In Gesprächen wurden die jeweiligen Regelauslegungen und die regional unterschiedlichen Bezeichnungen diskutiert, ein Umstand, der die Besucher in einen Dialog und Interaktion mit den jüngeren Gästen brachte.

Diese Veranstaltung wurde durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalens finanziert. Die nächste Veranstaltung in der Reihe Kultur am Sonntag am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte findet am 10. Juni statt. Anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung Doppelte Diktaturerfahrung der Schwarzmeerdeutschen findet eine öffentliche Talkrunde mit renommierten Fachhistorikern zum Thema dieser Ausstellung statt.

Bild- und Textquelle: Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte