Lemgoer Student nimmt Schwellenpreise unter die Lupe

 

Das gesamte Team vom „Il Porto“ hat tatkräftig zum Gelingen des Experiments von Ibrahim Statovci (untere Reihe, 2. von rechts) beigetragen.

Ein gemütlicher Abend mit Freunden im Lieblingslokal. Das Einzige was jetzt noch fehlt ist der passende Cocktail! Stellt sich nur noch die Frage: Bestellt man den Drink für 6,00 Euro oder doch lieber den für 5,99 Euro? Natürlich den günstigeren! Sogenannte Schwellenpreise suggerieren uns oft, günstiger zu sein, als glatte Preise, aber ist das wirklich so? Ibrahim Statovci, BWL-Absolvent der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, wollte es genauer wissen und hat sich in seiner Bachelorarbeit intensiv mit dieser Thematik befasst.

 

„Schwellenpreise und deren Einfluss auf das Kaufverhalten haben mich schon immer interessiert. Egal wo man hinkommt, ob beim Tanken oder Einkaufen: Überall begegnet man Preisen mit krummen Cent-Beträgen, wie 1,14 Euro oder 5,99 Euro“, berichtet der 24-Jährige. Im Gespräch mit Professor Korbinian von Blanckenburg vom Fachbereich Produktion und Wirtschaft der Hochschule OWL, der die Abschlussarbeit auch betreute, entwickelte sich die Idee, eine eigene Untersuchung zu Schwellenpreisen zu starten. Da Statovci neben seinem Studium im Restaurant „Il Porto“ in Lindhorst (Landkreis Schaumburg) als Barkeeper arbeitet, lag der Gedanke nahe, das Experiment dort im Zusammenhang mit verschiedenen Cocktails und Mixgetränken durchzuführen. „Mein Chef Benjamin Dageför war zunächst etwas skeptisch, weil solche Schwellenpreise in der Gastronomie eher unüblich sind und gegebenenfalls eine minderwertigere Qualität suggerieren können. Nach einem informativen Gespräch war er aber von der Idee begeistert“, erzählt Statovci.

 

Für den Untersuchungszeitraum von sechs Wochen kreierte der Stadthäger speziell für diesen Zweck neue Mixgetränke, die in das Sortiment aufgenommen wurden und anhand derer das Experiment durchgeführt wurde. Die neu entwickelten Getränke wurden dann auf einer entsprechenden Sonderkarte beworben. Das Angebot umfasste vier Produktkategorien, in denen jeweils zwei gleichwertige Getränke zum gleichen Zeitpunkt angeboten wurden. In den ersten drei Wochen kostete dann zum Beispiel in der Kategorie „Longdrinks“ der „Cuba Loko“ 5,99 Euro und der „Wodka Loko“ 6,00 Euro. Ab der vierten Woche tauschten die Preise der Getränke dann, um feststellen zu können, ob das Produkt mit dem Schwellenpreis häufiger von den Gästen bestellt wurde, als das mit dem glatten Preis. Obwohl Schwellenpreise in der Gastronomie eher unüblich sind, sind sie den Gästen nicht negativ aufgefallen.

 

Am Ende seiner Untersuchung konnte Statovci festhalten, dass die Getränke mit Schwellenpreisen tatsächlich häufiger bestellt wurden. Auch als die Preise getauscht haben, hat sich die Nachfrage entsprechend auf das jeweilige Getränk mit Schwellenpreis verschoben. „In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass es sich für viele Anbieter lohnt einen Schwellenpreis zu setzen. Hierdurch kommt es in der Regel zu einem überproportionalen Nachfrageanstieg. Bisher unbekannt war, dass dies offenbar auch für Cocktails gilt“, resümiert Professor Korbinian von Blanckenburg. Die zu Beginn aufgestellte Hypothese, dass die Produkte mit Schwellenpreisen vorgezogen werden, hat sich somit bestätigt. „An dieser Stelle spielen natürlich psychologische Faktoren eine Rolle. Es macht offensichtlich einen Unterschied, ob noch eine Vier oder schon eine Fünf vor dem Komma steht“, sagt der Absolvent. Insgesamt verlief das Experiment so, wie Statovci es sich vorgestellt hat. Einziger Wermutstropfen war, dass die Trinkgelder geringer ausfielen, da die Gäste bei den Schwellenpreisen weniger aufgerundet haben.

 

Während der gesamten Laufzeit hat das Team vom „Il Porto“ tatkräftig zum Gelingen des Experiments beigetragen, indem es stets explizit auf die neuen Mixgetränke hingewiesen und darauf geachtet hat, dass alles gut verläuft und das Experiment nicht „auffliegt“. Die Cocktails und Mixgetränke wurden nach Ablauf des Experiments zunächst wieder aus dem Sortiment genommen. Da diese aber so gut bei den Gästen angekommen sind, werden sie in nächster Zeit ins feste Angebot integriert, allerdings ohne Schwellenpreise.

 

Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule OWL

 

BWL gehört zu den beliebtesten Studiengängen der Hochschule OWL – aus gutem Grund: Die Absolventinnen und Absolventen können in fast allen Branchen tätig werden. Denn in der Betriebswirtschaftslehre geht es um die erfolgreiche Steuerung von Unternehmen. Teil des auf sechs Semestern ausgelegten Studiums sind Aspekte wie Kostenrechnung, Marketing, Controlling, Vertrieb, Statistik oder auch Personalwirtschaft. Im Verlauf des Studiums wählt jeder Studierende zwei Schwerpunkte, wodurch er vertiefte Kenntnisse erreicht. Einschreibungen für den Studiengang sind noch bis zum 15. Juli 2018 möglich.

 

Weitere Informationen zum Studium: www.hs-owl.de/studistart

Bild- und Textquelle: Hochschule Ostwestfalen-Lippe