Sieben Hundert Jahre deutsch-litauischer Beziehungen

Auf dem Bild unten v. l.: Prof. Dr. Wolfgang von Stetten, Honorarkonsul Litauens in Baden-Württemberg, S.E. Botschafter der Republik Litauen Deividas Matulionis, und Koordinator der Neuauflage Pastor Miroslav Danys, Mitglied des litauischen Seimas-Ausschusses zur Vorbereitung des Vydunas-Jahres 2018

Neuauflage auf der Leipziger Buchmesse

Detmold/Leipzig. Aus Anlass der internationalen Buchmesse wurde am vergangenen Donnerstag, dem 23. März, das Buch des preußisch-litauischen Dichters, Philosophen, Linguisten und Theosophen, des späteren Detmolder Bürgers, Dr. Wilhelm Storost-Vydunas, „Sieben Hundert Jahre der deutsch-litauischen Beziehungen“ in Leipzig vorgestellt. Die Erstauflage dieses Werkes wurde in Tilsit 1932 gedruckt, doch gleich nach der Nazi-Machtübernahme 1933, noch vor dem Ausliefern auf den Buchmarkt, fast vollständig vernichtet. Der Autor selbst ist dem Inferno des Zweiten Weltkrieges nur knapp entkommen. Vydunas, Ehrenmitglied des PEN-Clubs, seine edle Persönlichkeit und sein Oeuvre, dass fünf Dutzend Werke fast aller literarischen Gattungen umfasst, geschrieben in beiden Sprachen, der deutschen und der litauischen, übersetzt in mehrere Weltsprachen, zählt zum Bedeutendsten, was die preußischen Litauer aus den Flammen des Krieges und vor der „Sowjetisierung“ retten und bewahren konnten.

Nach seiner dramatischen Flucht aus Ostpreußen gelangte der betagte und kranke Nationaldichter am 4. September 1946 in einen sicheren Ort: Detmold. Hier wurde er im Hause der heutigen Studierendenburse in der Wiesenstraße 5, das damals ein Flüchtlingslager beherbergte, untergebracht. An der Fassade dieses Hauses befindet sich heute seine Büste und eine Gedenktafel.

Nach seiner Genesung in Detmold und Bad Pyrmont, die er, der Kenner der altindischen Philosophie und Körperkultur, stets mit streng eingehaltener vegetarischen Kost und täglichen Yogaübungen förderte, konnte er als unser Detmolder Mitbürger noch sieben Jahre lang am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt, mit vielen von ihm gehaltenen Vorträgen, Lesungen und Veröffentlichungen, aktiv teilnehmen. Er starb im hohen Alter von 85 Jahren am 20. Februar 1953 und wurde auf dem Alten Städtischen Friedhof in der Blomberger Straße von einem lutherischen Pfarrer beerdigt. In seinem theologischen Denken ist er nämlich seiner Konfession treu geblieben, wiewohl er dank seinen umfassenden Studien der Religionen, Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients sein eigenes religiöses Denken vertiefen konnte.

Nach der Befreiung Litauens von der sowjetischen Besatzung hat die Regierung der nun freien Republik Litauen seine sterblichen Überreste 1991 in Detmold exhumieren lassen und auf den Ehrenfriedhof am sagenumwobenen Berg Rambynas, hoch über dem Memel-Fluss liegend, beigesetzt.

Das neuverlegte Buch vermittelt nicht nur seine tiefe und umfassende Geschichtskenntnisse der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen, sondern gibt bleibend-aktuelle Impulse zur Bildung einer gesamteuropäischen Identität.

Die Auflage wurde dank der finanziellen Unterstützung der Bürgerstiftung Detmold, des Kreises Lippe, der Stadt Detmold, des Landesverbandes Lippe, sowie dank Spenden anderer Organisationen und vieler einzelnen Bürger im Vorjahr des 150. Geburtstags des Autors aus Anlass der Leipziger Buchmesse, an der Litauen in diesem Jahr Gastland war, ermöglicht. Dem LIT-Verlag in Münster gilt besonderer Dank der Verleger, eine repräsentative Ausgabe aus einem verblasten, schwer lesbaren amerikanischen Reprint rechtzeitig zum Buchmessetermin auf den Buchmarkt zu bringen.

Bild- und Textquelle: Stadt Detmold