„Was ist Heimat? Wer bin ich?“

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DG-Kurs bringt die Lebensgeschichte Barbara Paciorkiewicz‘ auf die Bühne

Barbara, Bärbel, Nummer 397, Deutsche, Polin, Heimatlose? – Für Barbara Paciorkiewicz ist die Frage nach der eigenen Identität und Herkunft verknüpft mit ihrer schwierigen Kindheit, die durch den Rassenwahn des NS-Staates geprägt war. Der DG-Kurs des Jahrgangs 9 unter der Leitung von Frau Petra Träger brachte diese Geschichte nun auf die Bühne und überzeugte mit einer einfühlsamen und reflektierten Inszenierung.

Die Schülerinnen und Schüler hatte sich im Vorfeld der Aufführung intensiv mit der Lebensgeschichte Barbara Paciorkiewicz‘ beschäftigt. Als Barbara Gajzler 1938 in Polen geboren, geriet das junge Mädchen 1942 in den rassenideologischen Mechanismus der deutschen Besatzer. Unter einem Vorwand wurde Barbara ihrer Familie entrissen und nach Deutschland verschleppt und landete nach mehreren Heimaufenthalten bei der Familie Rossmann in Lemgo. Dort wuchs sie fortan als „Bärbel Rossmann“ auf, ihre wahre Herkunft war weder ihr noch den Pflegeeltern bekannt. In Lemgo erlebte Barbara eine überwiegend unbeschwerte Kindheit. 1946/1947 nahmen internationale Flüchtlingsorganisationen Kontakt zur Familie Rossmann auf und leiteten die Rückkehr des Mädchens nach Polen ein. Heute lebt Barbara Paciorkiewicz in Polen und engagiert sich ehrenamtlich für Menschen, die ein ähnliches Schicksal teilen. Ihre Arbeit wurde vom polnischen Staat durch den goldenen Verdienstorden geehrt.

Die Inszenierung am 18.04.2016 im Forum der KRG stellte zwei Fragen in den Mittelpunkt: „Was ist Heimat? Wer bin ich?“ Das Gefühl der Zerissenheit, des „Sich-Fremd-Fühlens“ und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Identifikation stellte damit das zentrale Motiv der Aufführung dar, die durch eine einfühlsame Darstellung durch Schülerinnen und Schüler und die durchdachte Konzeption der Kursleiterin überzeugte. Unter den Gästen befand sich auch Barbara Paciorkiewicz, die im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen der Karla-Raveh-Gesamtschule und der Gedenkstätte Frenkel-Haus mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung NRW zu einem Besuch nach Lemgo eingeladen wurde. Sichtlich gerührt und voller Anerkennung für die Leistung der Schülerinnen und Schüler nahm sie sich im Anschluss noch Zeit, um mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Herzlich, offen, nachdenklich aber auch humorvoll gewann Frau Paciorkiewicz schnell die Sympathien der Zuhörerschaft und beantwortete ausführlich die Fragen der Schülerinnen und Schüler.

Bild- und Textquelle: Karla-Raveh-Gesamtschule des Kreises Lippe