Objekt des Monats: Eine Tür, die nirgends passte

Ansicht von der Rückseite am originalen Standort in Fretter. Foto: privat

Ansicht von der Rückseite am originalen Standort in Fretter. Foto: privat

Sonderausstellung „Scheiße sagt man nicht!“ im LWL-Freilichtmuseum Detmold

Detmold. Eine spezielle Tür aus dem Hof Remberg, dem im April eröffneten historischen Gebäude im LWL-Freilichtmuseum Detmold gab den Museumsmitarbeitern Rätsel auf. Wo gehörte sie hin? Bei genauer Betrachtung zeigte sich, dass sie nur an einen Ort in den Hof passte, der allerdings bereits vor Jahrzehnten abgebaut wurde: ein Aborterker. Passend zum aktuellen Themenjahr „Scheiße sagt man nicht!“ wird dieser Abort nun in dem historischen Gebäude im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) rekonstruiert. Die Ausstellungskuratorin Janina Raub stellt die Geschichte des zunächst verborgenen stillen Örtchens und seine Wiederentdeckung vor.

Als das Gebäude am Originalstandort abgebaut wurde, war von einer Toilette keine Spur. Erst eine Recherche der Bauhistoriker und Gebäuderestauratoren des LWL-Freilichtmuseums brachte die Existenz eines Hängeaborts ans Licht. Auf einem Bild vom originalen Standort ist ziemlich deutlich ein kleiner Erker auf „halber Treppe“ zu erkennen. Untersuchungen innerhalb des Hauses zeigten innen und außen Zapfenlöcher sowie Farbspuren auf dem Boden, die Details zur Konstruktion des Abortes verrieten. Dazu kamen Tapetenfunde, die zunächst für Verwirrung sorgten. In dem kleinen Flur fanden sich unterschiedliche Tapetenreste, die in der Verteilung an der Wand  auf einen kleinen Verschlag oder eigenen Raum im Treppenabsatz hinwiesen. Es wurde eine spezielle Tür mit dem Gebäude zusammen übernommen, die der Zeit um 1877 zugeordnet werden konnte, aber für eine Zimmertür viel zu klein war. „Sie konnte nur von einer Seite abgeschlossen werden, das deutete auf eine Toilettentüre hin“, erklärt Raub.

Daraufhin recherchierte das Museumsteam weiter und befragte Zeitzeugen. Es stellte sich heraus, dass der Abort in den 1930er Jahren demontiert wurde. Zum Glück für das Museum wurde jedoch die Tür über all die Jahre auf dem Dachboden verwahrt. Anhand der Befunde und Recherchen konnte das LWL-Freilichtmuseum eine originalgetreue Rekonstruktion anfertigen. Mit den Aufbauarbeiten wurde nun begonnen. Bei einem Blick hinter das Haus ist bereits die Holzkonstruktion des Aborts erkennbar. Die Baumaßnahmen im Flur werden sukzessive durchgeführt.

Diese zeitgenössische Toilettenanlage ergänzt die Präsentation der historischen Räume im Hof Remberg, der seit Mai vor allem Schulklassen als Übernachtungsquartier dient. Doch dieses „alte Klo“ im dargestellten Zustand um 1925 ist natürlich nicht das passende stille Örtchen für die Schulklassen, den „Museumsschläfern“ stehen moderne sanitäre Anlagen zur Verfügung.

Da die Übernachtungssaison für die Museumsschläfer in der letzten Septemberwoche geendet hat, können der Hof Remberg und damit auch die Fortschritte bei der Rekonstruktion des Aborterkers  von den Besuchern den ganzen Oktober über besichtigt werden.

Bild- und Textquelle: LWL