Fische stehen im Fokus

Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Minden sind die jüngsten Expertinnen und Experten bei der elften Gewässerkonferenz der Bezirksregierung Detmold gewesen. Über das schulische Engagement freuen sich Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (3. Reihe, von links), Abteilungsleiter Lutz Kunz (Bezirksregierung), Bernd Schackers (UIH), Dr. Hans-Hermann Arzbach (LAVES), Dr. Olaf Niepagenkemper (Fischereiverband NRW), Uwe Borges (hintere Reihe, von links – Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt), Dr. Christian Frenz (Ratsgymnasium Minden), Eva Pier (NUA) und Christoph Gurny (Bezirksregierung).

Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Minden sind die jüngsten Expertinnen und Experten bei der elften Gewässerkonferenz der Bezirksregierung Detmold gewesen. Über das schulische Engagement freuen sich Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (3. Reihe, von links), Abteilungsleiter Lutz Kunz (Bezirksregierung), Bernd Schackers (UIH), Dr. Hans-Hermann Arzbach (LAVES), Dr. Olaf Niepagenkemper (Fischereiverband NRW), Uwe Borges (hintere Reihe, von links – Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt), Dr. Christian Frenz (Ratsgymnasium Minden), Eva Pier (NUA) und Christoph Gurny (Bezirksregierung).

Detmold. 240 Besucher haben sich am Mittwoch, 16. November, bei der elften Gewässerkonferenz der Bezirksregierung Detmold über den Gewässerschutz und den Stand der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie informiert. Mit dabei waren Vertreter von Kommunen, Kreisen und Verbänden sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. Und es gab eine Premiere: Zum ersten Mal präsentierte eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und -schülern Ergebnisse einer Facharbeit.

Ein Wehr verschwindet, eine Sohlgleite entsteht, Fische können wieder wandern – was schlüssig klingt, haben die jungen Biologen des Ratsgymnasiums Minden dem Praxistest unterzogen. Sie erfassten viele Daten zu Art, Zahl und Größe von Fischen im Mindener Weserzufluss Bastau. Angeleitet wurden sie dabei von ihrem Leistungskurslehrer, Dr. Christian Frenz. Der Grund für das Monitoring: Im Sommer 2015 war im Mündungsbereich der Bastau in die Weser ein Wehr umgestaltet worden. Die Durchgängigkeit für Fische sollte so wieder hergestellt werden. Die Erkenntnis der Schüler: Die Maßnahme greift. Die Schüler wiesen Fische aus der Weser entlang des gesamten untersuchten Bereichs nach. Ein Erfolg nicht nur für die Fische. Denn mit herzlichem Applaus dankte das Plenum den Schülern für ihren öffentlichen Auftritt, und die Konferenz verzeichnet die jüngsten Experten ihrer elfjährigen Geschichte.

Gewässerkonferenz zeigt Vorbilder

Ziel der jährlichen Gewässerkonferenz der Bezirksregierung Detmold ist es, vorbildliche Beispiele zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zu zeigen und wichtige Informationen rund um den Gewässerschutz zu liefern. Dieses Mal im Fokus standen die Fische: Sie sind wichtige Anzeiger des Gewässerzustands. Der Grund: Sie reagieren empfindlich auf stoffliche und strukturelle Einflüsse, die sich etwa aus der landwirtschaftlichen Umfeldnutzung, der Gewässerunterhaltung und den verschiedenen Nutzungsinteressen ergeben.

Solche Nutzungsinteressen zielen unter anderem auf die großen Flüsse in der Region, beispielsweise die Oberweser. Doch selbst dort lassen sich Renaturierungsmaßnahmen realisieren. Das betonte Bernd Schackers, geschäftsführender Gesellschafter des UIH Ingenieur- und Planungsbüros aus Höxter. Die Oberweser verfüge über Potenziale, und bestimmte Maßnahmen an der Weser und in der Weseraue seien bereits umgesetzt. Schackers erläuterte dabei auch die Möglichkeiten für die Verbesserung der Fischfauna am Beispiel der „Machbarkeitsstudie Weserschleifen“ im Stadtgebiet von Petershagen. Das UIH hatte die Studie im Auftrag der Bezirksregierung Detmold erarbeitet.

Dass solche Bestrebungen auch deutschlandweit unternommen werden, erläuterte Uwe Borges von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Außenstelle Mitte. Er informierte über das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“. Dieses Programm ist eine gemeinsame Initiative von Bundesverkehrsministerium und Bundesumweltministerium. Das Ziel: Deutschlands Wasserstraßen sollen naturnaher werden. „Die Renaturierung von Flüssen und Auen schafft Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt unserer Gewässerlandschaften und setzt neue Akzente für Freizeit und Erholung“, sagte Borges.

Schutz fängt mit richtiger Pflege an

Einen Einfluss auf die Fischfauna haben jedoch nicht nur große Eingriffe in Gewässer. Auch die ständigen Unterhaltungsmaßnahmen sind oft für gravierende Beeinträchtigungen verantwortlich, wie Dr. Hans-Hermann Arzbach vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) betonte. „Die Unterhaltung von Fließgewässern greift direkt und vielfältig in den Lebensraum der aquatischen Lebensgemeinschaften ein“, sagte er. Die Auswirkungen zeigten sich jedoch häufig erst viel später, etwa wenn bestimmte spezialisierte Arten verschwänden. Tierschutz fange also bereits mit der richtigen Pflege an. Alles in allem, so Dr. Arzbach, hängen die Art der Gewässerunterhaltung und die Auswirkungen auf verschiedene Fischarten komplex zusammen.

Deutlich offensichtlicher als die Pflege wirkt die Verschmutzung auf die Fauna eines Gewässers ein. Nicht zuletzt die jüngsten Vorfälle von Anfang dieses Jahres an der Emmer machen klar: So genannte Sickersäfte aus Silagen bedrohen Fische und andere Organismen. Dr. Olaf Niepagenkemper, Fischereiverband NRW, sensibilisierte für die Anzeichen von Gewässerverschmutzung. Er stellte dar, wie sich die Verschmutzung genau auf das Leben im Fluss auswirkt.

Äsche bekommt eine Zukunft

Eine Erfolgsgeschichte dagegen stellte Fischereidezernent Christoph Gurny von der Bezirksregierung Detmold dar. Ehrenamtliches Engagement und finanzielle Unterstützung der Bezirksregierung haben der heimischen Äsche zu einem verbesserten Bestand verholfen. Ein Grundstein für Projekte zum Schutz der Äsche in OWL wurde gelegt. Heimische Laichfischbestände wurden aufgebaut, und die Lebensräume dieses bedrohten Fisches wurden verbessert. Hintergrund: In der Vergangenheit hat der Bestand an Äschen in den Gewässern Ostwestfalens, unter anderem durch den Sediment- und Nährstoffeintrag, durch den Verlust von wichtigen Strukturelementen im Gewässer  sowie durch Beutegreifer stark abgenommen. Auch deshalb ist die Fischart in der Roten Liste Nordrhein-Westfalens als „gefährdet“ eingestuft worden.

Bewirtschaftungsplan hält Aufgaben bereit

Wanderhindernisse für Fische verschwinden, Gewässer werden renaturiert – der so genannte zweite Bewirtschaftungsplan der Wasserrahmenrichtlinie hält jedoch noch weitere Aufgaben für die Wasserwirtschaft bereit. „Vor allem müssen Stoffeinflüsse und ihr Eintrag in die Gewässer gemindert werden“, sagte Tobias Gaul von der Bezirksregierung. Er gab einen Ausblick auf die Herausforderungen des zweiten Bewirtschaftungsplans bis zum Jahr 2021. Das Land NRW reagiere darauf mit dem neuen Landeswassergesetz. Die Landesregierung setze nicht nur die intensive finanzielle Förderung fort, sondern das Gesetz stelle erstmals eine Reihe neuer Instrumente zur Verfügung. So gebe es stärkere Unterstützung des Flächenerwerbs,  oder eine beschleunigte Maßnahmenumsetzung erleichtere die erforderlichen Renaturierungen. Gaul: „Mittelfristig wird die Möglichkeit zur Ausweisung gewässerschützender Randstreifen gestärkt.“

Ausstellung macht Gewässerschutz anschaulich

Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl eröffnete im Rahmen der Gewässerkonferenz die Wanderausstellung „Lebendige Gewässer in NRW“ der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA). Die Ausstellung ist bis zum 19. Dezember für Schulen und interessierte Bürger im Foyer der Bezirksregierung werktags zwischen 8 und 15 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter www.bezreg-detmold.nrw.de.

Bild- und Textquelle:  Bezirksregierung Detmold