In Teilzeit zur Steuerfachangestellten umgeschult

(von links hintere Reihe): Markus Schwarzer (Agentur für Arbeit Detmold); Antje Stecker (CWB-Lehrgangsleiterin); Steuerberater Thomas Siese; Steuerberater und Dozent Karl-Heinz Vogt;
Vordere Reihe von links: Heike Siese (Kanzleimanagement); Valentina Dück

„Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen“

Steuerparadiese spenden nur Reichen Schatten. Tja, Steuerwitze gibt es viele, aber was macht ein Steuerfachangestellter eigentlich?! – Valentina Dück hat in Sachen Steuern Beachtliches geleistet: eine dreijährige Umschulung als Steuerfachangestellte, und zwar in Teilzeit. Sie erläutert: „Steuerfachangestellte unterstützen Steuerberater bei der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Beratung von Mandanten. Sie erteilen Auskünfte, stehen in Kontakt mit Finanzämtern oder Sozialversicherungsträgern, planen und überwachen Termine und stellen die Einhaltung von Fristen sicher. Sie verarbeiten Rechnungen, Belege und Kontoauszüge der Mandanten zu einer ordnungsgemäßen Buchführung, bearbeiten Steuererklärungen und überprüfen Steuerbescheide.“

 

Weitere Einsatzbereiche: Lohn- und Gehaltsabrechnungen für Mandanten oder für das eigene Unternehmen, oder Mitwirkung bei der Erstellung von Jahresabschlüssen. „Bei allen Tätigkeiten berücksichtigen sie stets die aktuelle Rechtslage und geltende Fristen. Außerdem erledigen sie allgemeine Büroarbeiten, führen die Korrespondenz und bereiten Unterlagen für Gesprächstermine mit Mandanten vor“, weiß Karl-Heinz Vogt, selbst Steuerberater und Dozent bei CompetenzWerkstatt Beruf (CWB) gGmbH. Bei CWB hatte Dück von 2014 bis 2017 ihre von der Agentur für Arbeit Detmold unterstützte Umschulung absolviert. Inzwischen arbeitet die 38-jährige Mutter von drei Kindern in der Steuerberaterkanzlei Thomas Siese in Leopoldshöhe.

Für Siese ist eine Umschulung eine gute Möglichkeit, um den Fachkräftebedarf zu decken. Der Steuerberater betont: „Die Umschulung ist eine Alternative zur dualen Ausbildung und keine Ausbildung zweiter Klasse!“ Das bestätigt auch CWB-Lehrgangsleiterin Antje Stecker: „Es wäre schön, wenn auch viele andere Betriebe dem Thema Umschulung und Praktikumsplätze für Umschüler gegenüber offener wären. Die Umschüler legen die gleiche Prüfung ab, wie die Auszubildenden in dualer Ausbildung.“

 

Umschülerin Dück hatte vor Jahren einmal eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich gemacht, aber nach Jahren der Elternzeit war es für sie schwierig, wieder in einen Job zu kommen. „Gerade für Berufsrückkehrer nach Familienzeit – sei es Kinderbetreuung, sei es Pflege – ist eine Qualifizierung oftmals ideal“, betont Markus Schwarzer, Leiter der Geschäftsstelle Lemgo der Agentur für Arbeit Detmold. Schwarzer erläutert, dass die Arbeitsagentur Detmold Umschulungen fördert und hierzu berät und vermittelt. Dück war seinerzeit durch eine Anzeige von CWB auf die Umschulung aufmerksam geworden: „Aber eine Umschulung in Vollzeit machen mit drei Kindern?!“

Die Lösung: Eine Umschulung in Teilzeit. Dozent Vogt weiß, dass die Ausbildung zum Steuerfachangestellten eine durchaus anspruchsvolle Ausbildung ist. „Gerade in Teilzeit ist es wichtig, dass auch die Familie, der Partner, kurzum das soziale Umfeld hinter einem stehen muss. Es bleibt nicht beim Unterricht am Vormittag.“ Dück sieht die Anstrengungen der vergangenen Jahre als Investition in die berufliche Zukunft: „Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen.“

 

Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung für die Ausbildung als Steuerfachangestellter vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit Hochschulreife ein.

Bild- und Textquelle: Agentur für Arbeit Detmold