Das Pferd von hinten aufzäumen

 

(von links): Verwaltungsleiter Uwe Schröder; Axel Düsterwald; Andrea Reineke; Karl-Heinz Fürst im Gespann

Von den jährlich rund 200.000 Besuchern des LWL-Freilichtmuseums Detmold legen laut einer Umfrage des Museums 85 Prozent Wert darauf, dass der Pferdekutschentransport im größten Freilichtmuseum Deutschlands erhalten bleibt. Fast 40 Prozent der Besucher nutzen die Dienstleistung des Geschwisterpaares Margret und Karl-Heinz Fürst. Die beiden betreiben den Kutschentransport im Freilichtmuseum seit 35 Jahren und spannen im Saisongeschäft von April bis Oktober täglich die Pferde ein. Samantha lässt sich routiniert auf ihre Aufgabe ein, Ulf hingegen, ebenfalls ein Westfälischer Kaltblüter, ist recht neu im Geschäft und manchmal unruhig. Da tut es gut, einen „Pferdeflüsterer“ an der Seite zu haben: Axel Düsterwald, gelernter Anlagenmechaniker.

 

Moment einmal, was macht ein gelernter Anlagenmechaniker im Pferdekutschentransport? „Manchmal zäumt man das Pferd eben von hinten auf“, schmunzeln Verwaltungsleiter Uwe Schröter und der neue Mitarbeiter. Schröter plant, eine barrierefreie Kutsche zu beschaffen, „damit auch Menschen mit Handicap dieses tolle Angebot nutzen können. Und auch Rollatoren und Bollerwagen für Familien mit Kindern könnten dann leichter als bislang mitgenommen werden.“ Dazu sei es sinnvoll, jemanden zu haben, der den Transport begleitet und beim Verladen, Ein- und Aussteigen unterstützt. Schröter: „Wer den Pferdekutsche führt, kann das nicht auch noch leisten.“ So begaben sich Familie Fürst und Uwe Schröter auf Personalsuche bei Andrea Reineke, Vermittlerin im Arbeitgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur. Sie hatte auch gleich den richtigen Mann zur Hand: „Ich wusste, dass sich Herr Düsterwald verändern wollte, verringerte Arbeitszeiten anstrebte und selbst ein Pferd besitzt. Fragen schadete also nichts“, so die Vermittlerin. Dann ging alles ganz schnell: sich vorstellen, Probearbeiten, und allseitige Begeisterung. Seit April dieses Jahres ist der 49-Jährige aus Großenmarpe nun im Geschäft und kümmert sich nicht nur um die zentnerschweren Kaltblüter, sondern auch um die Besucher, die dank zweier Pferdestärken unbeschwert durch das Museum geführt werden. Nach der Saison Ende Oktober ist dann wieder vor der Saison, die in 2018 auch für Düsterwald wieder weitergehen soll. „Saisonarbeit kannte ich bis dahin nicht, aber in meine aktuelle Lebenssituation passt dieses Modell ideal“, so der Pferdefreund.

 

Axel Düsterwald ist nicht der erste Mitarbeiter, den sich der Verwaltungsleiter Uwe Schröter von der Detmolder Arbeitsagentur vermitteln ließ: „Natürlich schreiben wir unsere Stellen aus und treffen die Einstellungsentscheidung, aber die Agentur für Arbeit bitten wir immer um Vermittlungsvorschläge. Frau Reineke hat die besondere Fähigkeit, Menschen zu finden, die manchmal erst auf den zweiten Blick passen. Das ist möglich, weil sie sich über das Museum und seine besonderen Anforderungen gut informiert hat. Über eine standardisierte Suche am Computer hätten Herr Düsterwald und ich wohl nie zusammengefunden.“

Bild- und Textquelle: Agentur für Arbeit Detmold