Jüdische Märchen mit Paula Quast und Henry Altmann

Feiner Witz und tiefer Sinn

Gespannte Erwartung, befreites Schmunzeln oder begeistertes Staunen

Bad Salzuflen. „Feiner Witz und tiefer Sinn zeichnet jüdische Märchen aus. In ihnen verbinden sich die Weisheit und der Humor dieser Erzähltradition mit den Farben und der Fabulierfreude des Orients“, heißt es zu der Lesung von und mit der Schauspielerin Paula Quast in Begleitung des Musikers Henry Altmann. Die Veranstaltung im städtischen Kleinkunstprogramm findet am Freitag, 1. Dezember, um 19.30 Uhr im Kulturzentrum „Gelbe Schule“ an der Martin-Luther-Straße in Bad Salzuflen statt. Karten im Vorverkauf zu 15 Euro gibt es an der Theaterkasse der Kurverwaltung, Telefon 05222/952-909, und bei der Bürgerberatung im Rathaus.

Auch mit diesem Programm haben Paula Quast und Henry Altmann erneut etwas Besonderes erschaffen. Mit ihrer warmen, tiefen Stimme und der klaren, akzentuierten Sprechweise zieht Paula Quast Jung und Alt in ihren Bann. Henry Altmanns musikalische Virtuosität und Einfallsreichtum gestalten farbenreiche Klangteppiche, die den Worten Flügel verleihen. Ob gespannte Erwartung, befreites Schmunzeln oder begeistertes Staunen – alles ist möglich und erwünscht.

„Die Idee zu diesem Programm entstand spontan“, berichtet Paula Quast, die bei ihren Recherchen zu Mascha Kaléko und Hedwig Lachmann oft auch mit jüdischem Humor in Berührung kam. „Ich mag dieses Hintersinnige ja sehr gern. Aber ich bin nun mal kein guter Witzeerzähler. Märchen dagegen sind nur auf den ersten Blick einfach. Sie haben immer mehr als eine Ebene, die es herauszuarbeiten gilt, und speziell meine ausgesuchten Märchen begreife ich als Charakterstudien. Das reizte mich“, erzählt die Schauspielerin. Und dann zitiert sie spontan zwei Zeilen:

„Ist dies das ganze Paradies?“ fragte der Rabbi.

Worauf der Engel erwiderte: „Du irrst, wenn du glaubst, die Gerechten säßen im Paradies. Das Paradies befindet sich im Herzen der Gerechten.“

Paula Quast wurde in Hamburg geboren und entwickelte schon früh eine tiefe Liebe zu Schauspiel und Oper. Drei Jahre lang studierte sie Schauspiel, Atemtraining und Sprechtechnik. Nach ursprünglich einer geplanten Gastspielrolle wurde sie für mehr als 100 Vorstellungen für die Inszenierung von Christine Brückners „Wenn du geredet hättest, Desdemona (Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen)“ verpflichtet. Danach ging sie mit einem Kabarettprogramm gegen Alkoholismus auf Tournee. Kleinere Arbeiten für Film und Fernsehen (unter anderem „Polizeiruf 110“) und als Synchronsprecherin folgten. 1996 präsentierte Paula Quast erstmals das Mascha Kaléko-Programm der Öffentlichkeit und war damit eine der ersten, die die Dichterin aus der Vergessenheit holte. 2007 fing sie erneut Feuer, als ihr die Lyrik von Hedwig Lachmann empfohlen wurde, deren Klarheit und geistige Selbstständigkeit sie beeindruckte. Aus ihrer Begeisterung entstand das Hedwig-Lachmann-Programm. Nur scheinbar anders, aber ebenso faszinierend ist ihr drittes Projekt, Jüdische Märchen, die sie ebenfalls als Charakterstudien begreift.

Henry Altmann (Bass, Perkussion, Man-doloncello, Klavier, Komposition): Der Allgäuer Nachfahr französischer Zigeuner studierte in Hamburg und New York und lebte in Paris und Dresden, wo er für das Staatstheater und das Festspielhaus Hellerau spielte und komponierte. Neben Filmmusik und Theater stehen Kompositionen für die NDR-Bigband und ein Streichquintett für das Prager Tanzfestival. Henry Altmann hatte die musikalische Leitung bei „Herman & Tietjen“, für die er auch Arrangements schrieb. Sein Projekt „Alphabet City“ erhielt 1997 einen Förderpreis des Freistaates Sachsen, „Schubert-Echo“ 1998 den Ersten Trude-Unruh-Preis. Mit seinem Ensemble „La KaffeehausAvantgarde“ („die schönste Musik zwischen Tango und Punk“) setzte er seine weit reichenden musikalischen Interessen in bislang drei Programmen um. In seinem hochkarätig besetzten Quartett „La Grande Bleue“ verfolgt er einen Mix aus Mittelmeer, Lateinamerika, Olivier Messiaen, Tango und Bach.

Bild- und Textquelle: Stadt Bad Salzuflen