KiTas im Kreis Lippe stärken traumatisierte Kinder

Wollen traumatisierte Kinder aus geflüchteten Familien stärken: Julia Prokofieva, Irmgard Weishaupt und Margit Monika Hahn (von links)

Lippe. Krieg und Gewalt, Verluste und Vertreibung: Geflüchtete Kinder und ihre Familien haben oft zahlreiche Extremsituationen durchlebt, oft auch mit traumatischen Auswirkungen. Die Folgen sind häufig Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen. Um betroffene Kinder schon früh bestmöglich auffangen und stärken zu können, hat der Kreis Lippe im Rahmen des  Arbeitskreises „Interkulturelle Pädagogik im Elementarbereich“ eine Fortbildung für KiTas durchgeführt. Pädagogische Fachkräfte aus ganz Lippe sind auf Einladung des Kreises zum Thema ‚Durch Krieg, Vertreibung und Flucht traumatisierte Kinder – psychologisches Verstehen und pädagogisches Handeln’ zusammengekommen.

Referentin Irmgard Weishaupt, Psychotherapeutin und Fachgebietsleiterin „Beratung“ beim Kreis Lippe, würdigte zuallererst die Leistung der geflüchteten Familien: „Die Familien verdienen unsere Wertschätzung für die Strapazen und Belastungen, die sie auf sich nehmen, um ihren Kindern eine sichere, bessere Zukunft zu ermöglichen.“ Weishaupt unterstrich die Bedeutung guter Pädagogik im Umgang mit traumatisierten Kindern: So könnten pädagogische Grundprinzipien wie Zuwendung, stabile Beziehungsangebote, Struktur in der Alltagsgestaltung und kindgemäße Beschäftigung und Förderung wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung seelischer Probleme. Dabei müsse die KiTa vor allem eines sein: „Ein Ort der Sicherheit und des Wohlbefindens, der den Kindern neuen Halt gibt.“

Diese wichtige Stabilisierung gelingt auch, indem die Familien der Kinder in den Prozess mit einbezogen werden. Die KiTas vermitteln die Familien an Beratungsstellen, den Bereich „Frühe Hilfen“ oder Ehrenamtliche. „Es ist wichtig, dass die Familien die psycho-sozialen Hilfsangebote innerhalb und außerhalb der KiTa kennen, um diese bei Bedarf auch in Anspruch zu nehmen. Alle Kommunen und Jugendämter bieten diverse Integrations- und Hilfsangebote für Familien“, erklärt Margit Monika Hahn vom Team Familienfreundlicher Kreis des Kreises Lippe. „Im Kindergartenalter werden die Eigenschaften gefördert, die Kinder stark für das Leben machen“, betont Julia Prokofieva vom Team Familienfreundlicher Kreis des Kreises Lippe. „Und unsere Aufgabe als Pädagogen und unsere staatliche Pflicht ist es, alles dafür zu tun, dass die KiTa ein sicherer Ort ist und bleibt, denn Sicherheit ist ein Grundbedürfnis der Menschen.“ Dafür sorgen die pädagogischen Fachkräfte. „Sie sollen Vertrauensbeziehungen zu den Kindern und ihren Familien aufbauen und achtsam die individuellen Reaktionen der Kinder beobachten. Dies ist eine äußerst schwierige und wichtige Aufgabe, die die Erzieherinnen und Erzieher in den KiTas leisten. Aufarbeitung der Traumata, Diagnosen und Bevorzugung der Flüchtlingskinder sind allerdings ausdrücklich nicht sinnvoll“, ergänzt Irmgard Weishaupt. Für den KiTa-Alltag schlägt sie vor, feste Ansprechpartner für die Familien zu benennen, mit Sprach- und Kulturvermittlern zu arbeiten, ein multikulturelles Team anzustreben oder zum Beispiel Neuzugewanderte auch selbst Arbeitsgemeinschaften oder Beratungsangebote anbieten zu lassen.

Für Fragen und weitere Informationen stehen Margit Monika Hahn unter der Telefonnummer 05231/62 43 10 oder margit.hahn@kreis-lippe.de, Julia Prokofieva unter der Telefonnummer 05231/62 42 70 oder j.prokofieva@kreis-lippe.de sowie Irmgard Weishaupt unter der Telefonnummer 05261/ 97 720 oder i.weishaupt@kreis-lippe.de zur Verfügung.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe