Von der Koordinate zur Karte

Die mit der Wanderwegeinfrastruktur befassten verantwortlichen Geodäten des Kreises Lippe (von links): Fachbereichsleiter Dr. Stefan Ostrau, René Heistermann, Falko Sieker, Fachgebietsleiter Markus Schräder, Thorsten Kreimeier, Moritz Dalbkermeyer (v.l.n.r.). Foto: Kreis Lippe

Lippe. Wie entsteht aus einer Koordinate eine Karte? Kaum jemand kennt die umfangreichen Arbeiten zur Erstellung der Wanderwegeinfrastruktur hinter den Kulissen des 118. Deutschen Wandertages. Zahlreiche Ehrenamtliche der regionalen Wanderverbände und Mitarbeiter sowie Mitarbeiterinnen des Kreises Lippe wirken seit Jahren daran mit. Die gestiegenen Ansprüche des „digitalen Wanderers“ sollen auf Dauer erfüllt und die Region Teutoburger Wald für anspruchsvolle Touristen weiterentwickelt werden.

„Wanderkarten sowie ihre digitale Darstellung in Smartphones und GPS-Geräten revolutionieren mittlerweile das Wandern und Radfahren. Koordinaten und eine aktuelle Übersicht über das Wegenetz sind dabei als Orientierungsgrundlage unverzichtbar“, so Dr. Stefan Ostrau, zuständiger Leiter des Fachbereiches Geoinformation, Kataster und Immobilienbewertung sowie Digitalisierungsbeauftragter des Kreises Lippe. Laut einer aktuellen Wanderstudie wollen immer mehr Selten- und Gelegenheitswanderer Natur und Landschaft erleben – und das mittels neuster Technologien.

Der Kreis Lippe verfügt über rund 400 Wanderwege mit einer Gesamtlänge von rund 6.400 Kilometern (km), die teilweise auch außerhalb der Kreisgrenzen verlaufen und sich überschneiden. Wandertouristen erwarten heutzutage umfangreiche Informationen, um ihre Routen und Ziele entlang aller touristischen Ziele planen und durchführen zu können. Diesen Informationsbedarf haben der Kreis Lippe und die Lippe, Tourismus, Marketing GmbH bereits vor zwei Jahren erkannt und daraufhin eine umfassende Inventarisierung des Wanderwegenetzes eingeleitet.

 

„Diese Erfassung stellt einen Riesenkraftakt mit langem Vorlauf dar, der nur als Kooperationsprojekt mit der Lippe Tourismus und Marketing GmbH, den regionalen Wanderverbänden und dem Fachbereich Geoinformation, Kataster und Immobilienbewertung gelingen konnte“, erklärt Markus Schräder zuständiger Fachgebietsleiter für den Bereich Geoinformation. Das für analoge und digitale Karten wichtige Wegenetz ist etwa 3.350 km lang, davon sind bereits 1.440 km erfasst.

 

An der Bestandsaufnahme wirken etwa 20 ehrenamtliche Wegewarte der Wanderverbände mit. Die Wege werden Meter für Meter „abwandert“ und der Zustand, die Beschilderung oder beispielsweise Bänke in Erfassungsbögen und Arbeitskarten dokumentiert. Beachtet werden dabei die Qualitätsmerkmale des Deutschen Wanderverbandes, um in einem nächsten Schritt, ausgewählte Wege zertifizieren zu lassen. Die so erfassten Geoinformationen pflegen die Geodäten, als verantwortliche Mitarbeiter des Kreises, in die digitalen Kartenwerke und in das Geoportal des Kreises Lippe ein. Übertragen werden die Daten zudem in den Natursportplaner des Deutschen Wanderverbandes. Dieser soll auf Dauer das deutschlandweite „digitale Schaufenster“ aller Wanderwege darstellen. Zudem ist eine Datenübertragung in den „TEUTO-Navigator“ als interaktives, touristisches Schaufenster der Region Ostwestfalen-Lippe vorgesehen. Nutzer können den digitalen Datenbestand herunterladen und in Kompass-Karten auf Tablet und Smartphone zum Wandern, Trekking und Radfahren verwenden. Der Kreis Lippe hat zudem für ausgewählte Wege Höhenprofile erstellt, um für den Wandertouristen anspruchsvolle Wegstrecken klarer zu kennzeichnen.

Die aktuellen Geodaten des Kreises Lippe fließen zudem in neue Wanderkarten ein. Auch im digitalen Zeitalter sind diese nach wie vor attraktiv, auch aufgrund teilweise schlechter Internetverbindungen in der Region Teutoburger Wald. Erst vor kurzem haben der Teutoburger-Wald-Verband (TWV) und der Lippische Heimatbund, unterstützt durch den Geoinformationsbereich des Kreises Lippe neue Wanderkarten herausgegeben. Völlig neue Inhalte mit dem überarbeiteten Wanderwegenetz kennzeichnen die neuen Karten mit den Titeln „Hermannsland“, „Nordlippisches Bergland“ und „Lippischer Südosten“.

Die Entwicklung geht weiter: Nach der Bestandsaufnahme erfolgt eine Optimierung der Wanderwegeinfrastruktur. Rund 31 Wege mit einer Gesamtlänge von 894 km stehen momentan zur Diskussion. Weniger attraktive Strecken sollen aufgegeben, stattdessen in Lippe neue Themenwege mit optimierter Streckenführung nach landschaftlichen Highlights geschaffen werden. Damit verbunden sind auch Nutzungsrechte an Grundstücken, über die die Wege verlaufen.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe