Über drei Jahrzehnte engagiert – Verdienstkreuz am Bande für Ingrid Schäfer aus Detmold

Würdigung für herausragende Verdienste um die Erinnerungs- und Gedenkkultur in Lippe: Ordensträgerin Ingrid Schäfer (2. von rechts) mit Landrat Dr. Axel Lehmann, Ehemann Karl-Heinz Schäfer (2. von links) sowie Detmolds Bürgermeister Rainer Heller (von links). (Foto: Kreis Lippe).

Detmold. Durch ihr langjähriges Engagement, vor allem für die Erinnerungs- und Gedenkkultur in Lippe, hat Ingrid Schäfer anerkennenswerte Verdienste erworben. Im Rahmen einer Feierstunde nahm sie deshalb jetzt das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Lippes Landrat Dr. Axel Lehmann entgegen. „Sie stellten Fragen, die in dieser Zeit in der Geschichtsforschung noch wenig oder gar nicht gestellt wurden und haben sich weit über das übliche Engagement in diversen Projekten eingebracht“, stellte Lehmann in seiner Laudatio heraus.

1987 gehörte Frau Schäfer zu den Gründungsmitgliedern des Vereins „Frauengeschichtsladen Lippe e.V.“, der sich intensiv mit der Vernachlässigung von Frauen in der Geschichtsschreibung befasst. Sie konnte damals Frauen zur Selbstdarstellung ihres Lebens bewegen und präsentierte die Ergebnisse in Ausstellungen und Begleitinformationen. Dazu gehört auch die Ausarbeitung eines Stadtrundgangs auf den Spuren Detmolder Frauen sowie Vorträge in den stadtgeschichtlichen Reihen. Es war Schäfer zudem ein besonderes Anliegen, ein frauengeschichtliches Archiv aufzubauen.

1992 begann die Detmolderin ihr Engagement in der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V.“. Sie gründete innerhalb der Gesellschaft eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte von Überlebenden aus Lippe in Israel beschäftigte. Als eine der ersten reiste Schäfer nach Israel, um vor Ort Kontakt zu den ehemaligen jüdischen Bürgern aus Lippe aufzunehmen. Die damals entstandenen Interviews und Fotos von Überlebenden wurden anschließend in einer Publikation und einer Ausstellung zusammengefasst. Seit dieser Zeit organisiert und begleitet die Historikerin auch die jährlichen Besuchswochen der ehemaligen lippischen Juden in Detmold und pflegt die daraus entstandenen Freundschaften.

Danach richtete die Detmolderin ihr Augenmerk vor allem auf die Geschichte der Familie Fechenbach. 2003 veranstaltete die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe unter maßgeblicher Beteiligung von Ingrid Schäfer eine besondere Besuchswoche für die in der Schweiz und den USA lebenden Nachkommen von Felix Fechenbach. Außerdem stellte die Ordensträgerin auch die von ihr erarbeitete Biographie von Irma Fechenbach, der Ehefrau Felix Fechenbachs, vor. Aufgrund ihrer langjährigen Recherchen und durch mehrere Forschungsreisen gelang es ihr, den schweren Lebensweg von Irma Fechenbach nachzuzeichnen. Bis heute hält sie Kontakt zu Familienmitgliedern der Fechenbachs und hält immer wieder Vorträge über das Schicksal ihrer Vorfahren.

Anfang der 1990er Jahre trat Schäfer der „Deutsch-Italienischen Gesellschaft Lippe-Detmold e.V.“ (DIG) bei und war bis 2000 stellvertretende Vorsitzende. 2017 wurde sie zum Ehrenmitglied der DIG ernannt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war die Aufarbeitung der Beziehungen zwischen Deutschland und Italien während der Zeit des Nationalsozialismus. Ingrid Schäfer organisierte zu dieser Thematik 2001 ein überregional wahrgenommenes Symposium im Landesarchiv Detmold. Sie baute Kontakte zur jüdischen Gemeinde in Venedig und Verona auf und publizierte Quellen und Lebensgeschichten. 2009 begleitete Ingrid Schäfer die Studienfahrt einer Detmolder Schule nach Italien und organisierte Führungen und Vorträge. Ihre Freundschaft mit dem Widerstandskämpfer Vittore Bocchetta ermöglichte den Schülern eine besondere Zeitzeugenbegegnung. Mit Bocchetta gründete sie 2004 in Detmold den Verein „Freundeskreis Vittore Bocchetta – Non Dimenticare e.V.“. Die Verbindung zu Bocchetta führte zu einer Annäherung der Städte Detmold und Verona, die 2006 in einem Partnerschaftsvertrag mündete. Daraus ergaben sich unter anderem Schulpartnerschaften, Schüleraustauschprojekte und Begegnungstreffen.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe