Erntebilanz zu Erntedank: Ein Jahr mit vielen Herausforderungen

Derzeit sind die Landwirte mit der Bodenbearbeitung und Herbstaussaat im Gange Foto: Florian Pottkamp

Stimmung gerade in diesem Dürrejahr von Dankbarkeit geprägt 

Lippe. Anlässlich des Erntedankfestes ziehen die heimischen Landwirte eine gemischte Bilanz. „2018 ist ein Jahr mit vielen Herausforderungen gewesen“, resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Lippe Dieter Hagedorn. „Das Wetter hat uns wieder gezeigt, wie sehr wir Bauern vom Wetter abhängig sind.“ Dürre und Hitze zerrten arg an den Nerven der Bauern und führten zu erheblichen Ertragseinbußen. „Trotzdem müssen wir in unsere Region annähernd zufrieden sein“, so der Vorsitzende, Ost- und Norddeutschland seien wesentlich stärker betroffen. Er spricht von einer miserablen Ernte.

Der wärmste April und einer der trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung – ungewöhnliche Witterungsbedingungen prägten den Vegetationsverlauf: Viel Regen im Herbst und Winter, frostige Temperaturen im Februar, trockener und warmer Frühling, dem ein heißer Sommer und trockener Herbst folgten – schwierige Bedingungen für die Pflanzen. Der Vorsitzende spricht von einem geschichtsträchtigen Jahr: Die Getreideernte sei bereits Anfang August beendet worden und damit so früh wie selten. Die Maisernte habe schon Mitte August begonnen, so früh wie nie.

Die Ernteergebnisse weisen eine große Bandbreite auf, je nach Bodenverhältnissen und lokaler Witterung. „Die wenigen, aber wichtigen, Regenschauer gingen lokal sehr begrenzt nieder und die Bodenqualitäten spielten in diesem Jahr eine extrem große Rolle“, berichtet Hagedorn. Problematisch sei die Situation auf den leichteren, flachgründigen Böden gewesen, die Wasser nicht lange speichern könnten. Die Getreide- und Rapsernte sei enttäuschend gewesen. Einen Vorteil hätte das trockene Sommerwetter allerdings gehabt: Der Verlauf der Erntearbeiten sei konstant gewesen. Die Landwirte mussten das Getreide vor dem Einlagern, wie in nassen Jahren erforderlich, nicht trocknen. Von den mittlerweile gestiegenen Getreidepreisen können aber nicht alle Bauern profitieren, da sich im Gegenzug das Futter für die Tiere verteuert hat.

Besonders hart trifft es in diesem Jahr die Kuh-, Rinder-, Bullen-, Pferde- und Schafhalter. Sie haben mit Futterausfällen für den Winter zu kämpfen, da neben dem Mais als Futtergrundlage für die Tiere auf den Wiesen und Weiden mit Beginn der Trockenheit kaum noch etwas gewachsen ist. Die Folge: Die Höfe müssen das Futter teuer zukaufen. „Die Trockenheit hat leider auch die Hoffnung vieler Tierhalter auf eine zusätzliche Futtergrundlage durch Zwischenfrüchte wie Ackergras durchkreuzt.“ Auch Ihnen fehle das Wasser fürs Wachstum.

Bei den Kartoffeln hat die Dürre ebenso deutliche Spuren hinterlassen. Die Mindererträge liegen bei 20-50 Prozent. „In diesem Jahr ist der Anteil kleiner Kartoffeln deutlich höher“, sagt der Vorsitzende. Außerdem hätten die Bauern keine idealen Erntebedingungen aufgrund der Trockenheit und Wärme. Ebenfalls unter der Hitze gelitten haben die Zuckerrüben. Die Landwirte erwarten durch die hohe Sonneneinstrahlung zwar hohe Zuckergehalte, allerdings gleichen sie bei weiten nicht die zu befürchtenden Mindererträge aus.

Sturm, Dürre und die Borkenkäferplage führten zudem bei den Waldbauern zu erheblichen Schäden. Nach Orkan „Friederike“ im Januar, mit regional zum Teil großem Ausmaß, setzten Dürre sowie Hitze den Wäldern zu und ließen die Jungpflanzen auf wiederaufgeforstete Flächen vertrocknen. Weiter machte sich der gefräßige Borkenkäfer auf dem Sturmholz breit. „Ebenso sind bei den Weihnachtsbäumen sämtliche Frühjahrspflanzungen vertrocknet“, unterstreicht der Vorsitzende.

Der Blick in den Stall: Große Sorgen bereiten dem Berufsstand aktuell ungeklärte Fragen zu künftigen Standards in der Schweinehaltung und die Afrikanische Schweinepest, die Richtung Deutschland vordringe. Hinzu käme, dass die derzeitigen Erzeugerpreise für Schweine im Keller seien. „Es muss alles getan werden, um ein Aus der Ferkelerzeuger zu vermeiden“, fordert Hagedorn. Abschließend betont er: Die Stimmung zum Erntedankfest sei gerade in einem Jahr wie diesen von Dankbarkeit geprägt. „Hitze und Dürre führten uns einmal wieder vor Augen, dass eine gute Ernte keine Selbstverständlichkeit ist und verdeutlicht uns, wie viel unsere Lebensmittel wert sind, dies sollten wir alle schätzen.“ Hagedorn ergänzt: Das ureigenste Interesse der Bauern sei, Natur und Schöpfung als ihre Lebensgrundlage zu bewahren. „Es ist unser Bestreben, die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern.“ Die Landwirte wüssten um die Herausforderungen in Sachen Artenvielfalt und stellen sich dieser Verantwortung. Neu initiiert sei beispielsweise die Biodiversitätsstrategie des Kreises Lippe.

Bild- und Textquelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband