Spielend in Beschäftigung? – Na, ganz so spielerisch dann doch nicht…

(von links): Katrin Stepputat (IFD); Corinna Wiesbrock (Agentur für Arbeit Detmold); Kathrin Budrus (in Qualifizierung); Ilona Kreiling (Kita-Leiterin); Anna-Kristin Lindenschmidt (FAW); Reiner Warszewski-König (Fürstin-Pauline-Stiftung)

Lemgo. Kathrin Budrus liebt Kinder. Sie hat selbst drei Geschwister, mit denen sie in ihrer Kindheit viel unternommen hat, aber auch während ihrer Schulzeit wollte sie das Spielen nicht lassen. „Deshalb habe ich ein Praktikum im Kindergarten gemacht, und gefragt, ob ich danach auch noch in der Freizeit nach der Schule vorbeikommen kann.“ Soviel Begeisterung und Einsatzwille war für Ilona Kreiling, Leiterin im evangelischen Kindergarten- und Familienzentrum St. Johann in Lemgo, natürlich ein Geschenk des Himmels, „denn natürlich freuen sich die Kinder ganz besonders, wenn sie einen weiteren Spielpartner haben, und die anderen Erzieher eine weitere helfende Hand.“ 2012 kam die junge Frau, die 2018 die Topehlenschule absolvierte, einmal die Woche in die Kita, bald darauf schon vier Mal die Woche. Und so allmählich kam der Berufswunsch Erzieherin auf.

Christine Kordetzki, die zuständige Beraterin vom Integrationsfachdienst (IFD) im Kreis Lippe, angesiedelt bei der Netzwerk Lippe gGmbH, die Kathrin im Zuge der Berufsorientierung betreute, versuchte frühzeitig, kleine berufliche Etappenziele mit Budrus zu entwickeln. Ihre IFD-Teamleiterin Katrin Stepputat erläutert: „Unter dem Dach des Landesvorhabens ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ wird sichergestellt, dass Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung und, oder Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung einen Zugang zu einer Berufsorientierung erhalten und die individuellen und besonderen Förderbedarfe berücksichtigt werden. Das ist auch bei Kathrin so gewesen.“

Was kann man also machen, wenn eine junge Dame im Kindergarten arbeiten möchte, aber die Erzieherausbildung zu schwierig ist? „Man kann sagen, okay, dann wird das wohl nichts“, schmunzelt Kita-Leiterin Kreiling, „oder man versucht, Wege zu finden. Und das haben in diesem konkreten Fall ganz viele rührselige Partner getan.“ Konkret sind das Kathrin Budrus und Ilona Kreiling selbst, wie Katrin Stepputat, Reiner Warszewski-König, Bereichsleiter der Kindertagesstätten der Fürstin-Pauline-Stiftung, Corinna Wiesbrock, Beraterin Rehabilitation der Detmolder Arbeitsagentur, sowie Anna-Kristin Lindenschmidt von der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW).

Die Kurzfassung: Budrus hat im August dieses Jahres eine Qualifizierungsvereinbarung mit der Kita abgeschlossen, zunächst für ein Jahr, und zwar im hauswirtschaftlichen Bereich, sprich Essen zubereiten, Wäsche waschen und dergleichen mehr. Die Detmolder Arbeitsagentur unterstützt diese Qualifizierung durch die Finanzierung der Maßnahme „Unterstützte Beschäftigung“. Die Fürstin-Pauline-Stiftung ist Träger der Kita St. Johann, und Kathrin Budrus wohnt in einer Vierer-Wohngemeinschaft bei Eben-Ezer in Lemgo. Frau Lindenschmidt wiederum ist die FAW-Rehabilitationspädagogin, die Budrus einmal die Woche auch im theoretischen Bereich fit macht fürs Berufsleben. „Derzeit nehmen wir uns die deutsche Sprache vor, um Einkaufslisten zügiger zu schreiben und Rezepte besser lesen und verstehen zu können“, so Lindenschmidt. Auch diesen Unterricht fördert die Detmolder Arbeitsagentur, denn, so Wiesbrock, „die praktische Arbeit in der Kita ist ganz wichtig, aber auch die Unterstützung beim Lernen braucht es, damit sich Budrus weiter qualifizieren kann, was auch perspektivisch ihr Ziel ist.“

„Ja, ich will immer mehr lernen und auch Routine bekommen,“ bestätigt Budrus. Kreiling ergänzt: „Wir vermitteln stückchenweise mehr mit dem Ziel, dass sich Kathrin selbst organisiert und strukturiert. Wir gucken aber auch, dass ab und an auch noch Zeit zum Spielen mit den Kindergruppen bleibt.“

Und was spielt Budrus privat gerne? – Frauenfußball auf dem Bolzplatz.

Bild- und Textquelle: Agentur für Arbeit Detmold