Steuer kann Zucker in Getränken reduzieren

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Wirtschaftswissenschaftler und Getränketechnologen der Hochschule OWL untersuchen die Effekte einer Zuckersteuer. Dafür haben sie eine Limonadenverkostung mit Schülern durchgeführt. Deren Kaufbereitschaft für die Getränke änderte sich nicht, wenn der Limonade statt Zucker Süßstoff zugesetzt war.

In England gibt es seit April 2018 eine Zuckersteuer. Diese wird für alle Getränke fällig, denen mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter zugesetzt ist. Ziel der Steuer ist es, der ungesunden Ernährung englischer Kinder entgegenzuwirken. „Mit der Einführung der Zuckersteuer wurde eine Verteuerung der betroffenen Produkte erwartet, was gleichzeitig eine geringere Nachfrage zur Folge hätte“, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Professor Korbinian von Blanckenburg von der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Doch stattdessen zeigte sich auf englischen Märkten etwas Anderes: Die Preise und die Nachfrage sind annähernd konstant geblieben. Geändert hat sich aber die Zusammensetzung der Produkte: Die Marken Fanta und Sprite änderten die Rezepturen, um der Steuer zu entgehen – weniger Zucker, mehr Süßstoff. Sprite hat statt 6,6 Gramm nur noch 3,3 Gramm Zucker, Fanta statt 6,9 nur noch rund 4,6 Gramm pro 100 Milliliter. „Damit hat die Steuer dazu geführt, dass weniger Zucker in den Getränken enthalten ist. Interessant ist dabei aber, dass sich die Nachfrage bei einer Zuckerreduktion nicht verändert hat“, stellt von Blanckenburg fest.

Geschmackstest im Labor der Hochschule OWL

In Deutschland enthalten Sprite und Fanta fast doppelt so viel Zucker wie in England. Eine Zuckersteuer könnte auch in Deutschland positive Effekte auf den Zuckergehalt in Getränken bedeuten. Doch die Wirkungszusammenhänge wurden bisher kaum untersucht. Professor Korbinian von Blanckenburg hat daher zusammen mit Professor Jan Schneider vom Fachbereich Life Science Technologies der Hochschule OWL ein Experiment durchgeführt: „Wir haben Rezepturen nach dem Vorbild der Fanta aus England vor und nach der Einführung der Zuckersteuer nachgebildet und entsprechende Getränkeproben bei uns im Labor hergestellt“, so Professor Schneider. Unter der Laborleitung von Johanna von Rabenau vom Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW (ILT.NRW) und mit der Unterstützung von studentischen Hilfskräften wurde dann ein professionelles Setting aufgebaut. „Ziel war es zu überprüfen, ob unabhängige Getränketester einen Unterschied im Geschmack bemerken. Außerdem wollten wir auch Informationen zur Zahlungsbereitschaft für die Versionen mit viel und wenig Zucker erheben“, erläutert von Rabenau.

Als unabhängige Getränketester haben die Wissenschaftler eine Schülergruppe des Carl-Severing-Berufskollegs aus Bielefeld eingeladen. Die Wirtschaftsgymnasiasten haben die Hochschule Ostwestfalen-Lippe besucht, um sich über Wege und Inhalte eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums zu informieren. „Wir haben dabei die Möglichkeit genutzt und den rund 50 Studieninteressierten direkt einen Einblick in unsere Lehre und Forschung gegeben“, sagt Professor Daniel Nordhoff, der das Treffen organisierte. Alle Probanden haben eine Version mit viel Zucker (10 Gramm/100 Milliliter) und eine mit weniger Zucker (5 Gramm/100 Milliliter) und dafür mit Süßstoff probiert. Danach bewerteten sie den Geschmack. „Außerdem haben wir eine reale Zahlungsbereitschaft ermittelt. Hierfür haben wir Zahlungsbereitschaften für beide Version erhoben und einige Teilnehmer im Nachhinein ausgelost, die die Getränke dann tatsächlich erwerben konnten“, erläutert Mitarbeiterin und Ökonomie-Doktorandin Eva Tebbe.

Keine Unterschiede bei der Zahlungsbereitschaft

„Wir haben festgestellt, dass es statistisch keine signifikanten Unterschiede bei den Zahlungsbereitschafen gab. Auch im Geschmack wurde der reduzierte Zuckergehalt kaum bemerkt“, erläutert von Blanckenburg und ergänzt: „Dies könnte der Effekt sein, der auch in England aufgetreten ist: Der Zuckergehalt wurde in den Getränken reduziert und die Zahlungsbereitschaft ändert sich nicht. Das ist ein Hinweis dafür, dass eine Zuckersteuer auch in Deutschland die Hersteller zu einer Reduktion der Zuckeranteile bewegen könnte.“

Textquelle: Hochschule OWL