Auf den Spuren jüdischer Opfer aus Lemgo – Archivquellen als Zeugen der Erinnerung

Schülerinnen und Schüler bei der Quellenarbeit im Stadtarchiv Lemgo (Foto: Marcel Oeben)

Lemgo. „Warum ist das Todesdatum von Uriel Frenkel auf dem Stolperstein mit 1944 angegeben und auf der städtischen Einwohnermeldekarte mit dem 8. Mai 1945?“ Solche und ähnliche Fragen stellten sich Schülerinnen und Schüler des MWG bei ihrem heutigen Besuch im Stadtarchiv Lemgo. Hintergrund ist die Vorbereitung auf eine Gedenkstättenfahrt im April 2019 zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz (O¶więcim, im heutigen Polen). Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 sind Teilnehmer einer Freiwilligen-AG am Marianne-Weber-Gymnasium unter Leitung von Frau Magdalena Botterbusch, die auch die Fahrt nach Auschwitz organisiert und durchführt. Für die Recherche vor Ort unterstützt Monika Olewnik, Diplom-Pädagogin und Mitarbeiterin der Stätte der Begegnung Institut für Bildung und Kommunikation in Vlotho, die Gruppe.

Im Stadtarchiv Lemgo sollte die systematische Judenverfolgung als lokales Phänomen der NS-Zeit vermittelt und mit authentischen, zeitgenössischen Dokumenten näher gebracht werden. Dazu informierten sich die Schülerinnen und Schüler anhand verschiedenster Archivquellen über Lemgo in der Zeit des Nationalsozialismus. Die exemplarische Arbeit mit den Lemgoer Archivquellen orientierte sich biographisch an vier jüdischen Familien aus Lemgo, die teilweise emigriert waren oder in Konzentrationslager deportiert wurden. Außerdem erforschten sie judenfeindliche Maßnahmen und Ereignisse in Lemgo zwischen 1933 und 1945.

Am Montag hatte die Gruppe bereits die Dauer-Ausstellung im Frenkel-Haus besucht und an einem Stadtrundgang zu den im Stadtgebiet verlegten Stolpersteinen teilgenommen.

Die einleitende Frage lässt sich dadurch beantworten, dass nach Kriegsende die deutschen Behörden bei den vermissten und mutmaßlich in Konzentrationslagern deportierten Personen ein pauschales Todesdatum eintrugen. Erst spätere Nachforschungen und Archivrecherchen konnten dann  konkrete Todesdaten ermitteln, so auch in diesem Fall. Uriel wurde nicht einmal vier Jahre alt…

Informationen, Quellen und Literatur zu den Opfern und Verfolgten des NS-Systems in Lemgo sind in einer internen Datenbank des Stadtarchivs erfasst und dienen u. a. als Grundlage für die Verlegung von Stolpersteinen. Im Rahmen der Archivpädagogik können Lemgoer Schulen die Bestände des Stadtarchivs für die Zeit des Nationalsozialismus (oder auch andere Epochen) nutzen, verbunden mit einer Einführung in die Archiv- und Quellenarbeit.

Bild- und Textquelle: Alte Hansestadt Lemgo