Aufarbeitung des mehrfachen Kindesmissbrauchs

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Erste langfriste Maßnahmen für Kinder- und Jugendschutz werden der Politik vorgestellt

Der Kreis Lippe wird eine Fachstelle für Kinderschutz einrichten und einen Präventionsfonds für Projekte Dritter auflegen. Diese Vorschläge will Landrat Dr. Axel Lehmann der Kreispolitik machen.

Nach dem Bekanntwerden des mehrfachen Kindesmissbrauchs in Lügde bewertet der Kreis Lippe innerhalb der Verwaltung seine Prozesse neu, um die Arbeit des Jugendamtes weiterzuentwickeln. Verschiedene Bereiche der Kreisverwaltung und externe Experten kooperieren dabei. Bereits im Jugendhilfeausschuss sollen diese ersten Vorschläge für langfristige Maßnahmen vorgestellt werden. „Wir haben eine Mitverantwortung, dass es Kindern in Lippe gut geht und sie ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben führen können. Mit der Fachstelle für Kinderschutz wollen wir das Kindeswohl noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Die Fachstelle ist nicht nur eine Konsequenz aus dem Fall Lügde, sondern auch ein Projekt mit Strahlkraft in alle Bereiche des Kinderschutzes. Zudem schaffen wir einen Präventionsfonds und vergeben jährlich 25.000 Euro an Träger und Einrichtungen,“ betont Landrat Dr. Axel Lehmann.

Implementierung einer Fachstelle für Kinderschutz beim Kreis Lippe

Durch die Fachstelle sollen sich Mitarbeiter innerhalb der Verwaltung besser vernetzen, miteinander beraten und kooperieren. Zusätzlich bietet sie die Möglichkeit zum fachlichen Austausch mit externen Einrichtungen, Trägern, Organisationen sowie der Öffentlichkeit. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren hat den Vorteil, dass bei einem konkreten Fall ein individueller Beratungsansatz gegeben ist. So wird die Fachstelle beispielsweise bei einer Kindeswohlgefährdung den Informationsfluss unterstützen und die reguläre Arbeit der Jugendhilfe ergänzen. „Die Fachstelle ersetzt nicht unsere ausgebildeten Fachkräfte. Stattdessen gibt uns das multiprofessionelle Beratungsformat die Chance, die Arbeit der Jugendhilfe zu intensivieren und zu erweitern,“ erklärt Dr. Lehmann. 

Das Vorhaben knüpft an vorhandene Netzwerke an, weitere Kooperationen und neue Netzwerke sollen jedoch aufgebaut werden. „Wir haben gesehen, dass eine engere Zusammenarbeit mit Schulen, Polizei und Justiz notwendig ist. Das packen wir an,“ so der Landrat.

Förderung von Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt und Kinderschutz

Ein weiterer Schritt zum Schutz von Kindern ist die Prävention. Ein wesentliches Ziel ist es, Kinder und Jugendliche über sexuelle Gewalt aufzuklären und sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Dadurch sollen sie möglichst frühzeitig von sexuellen Grenzverletzungen und Übergriffen erzählen beziehungsweise Hilfsmöglichkeiten einfordern.

„Kindertageseinrichtungen und Schulen sollen mit insgesamt 25.000 Euro bei der Implementierung von Präventionsprogrammen zu sexualisierter Gewalt und Kinderschutz unterstützt werden. Die Finanzmittel für den Präventionsfonds werden wir in den Haushalt einstellen“, kündigt Landrat Dr. Axel Lehmann an. Träger und Einrichtungen können sich mit Ideen und Angeboten an den Kreis Lippe wenden.

Weiteres Angebot für die Öffentlichkeit und Betroffene von sexualisierter Gewalt

Bereits seit Anfang Februar ist ein Hilfs- und Beratungsangebot organisiert, um Betroffenen, Angehörigen und der Öffentlichkeit mit Rat und Unterstützung zur Seite zu stehen. Das Beratungstelefon des Kreises Lippe ist von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr unter 05231 – 62 1633 erreichbar.

„Wir wollen Rahmenbedingen schaffen, um Kinder so gut und so frühzeitig wie möglich vor jeglicher Gewalt zu schützen. Das Aufwachsen jedes Kindes und jedes Jugendlichen frei von Vernachlässigung, Misshandlung und sexuellem Missbrauchs ist alle Anstrengungen wert“, erklärt Landrat Dr. Lehmann. Trotz aller Bemühungen um weitere Optimierungen im Bereich des Kinderschutzes muss jedoch bewusst sein, dass sich problematische und tragische Verläufe von Kinderschutzfällen auch in Zukunft nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen lassen.

Textquelle: Kreis Lippe