„Hilfe mit Vorbildcharakter“

Lemgoer Rotary Clubs fördern Arbeit der Äthiopienhilfe Steinheim weiter. 20.000 Euro fließen in das Projekt

Lemgo/Steinheim. Wenn Kinder in Emdebir im Hochland Äthiopiens zur Schule gehen können, wenn Frauen in dem Ort Burat mit den Erzeugnissen ihrer Felder und Werkstätten Geld für die Familien verdienen können, dann steht dahinter ein ostwestfälisch-lippisches Hilfsprojekt. Seit neun Jahren engagiert sich die Äthiopienhilfe Steinheim für eine Entwicklung dieses Landstrichs in einem der ärmsten Länder Afrikas. Unterstützung erfährt sie dabei durch den Rotary Club Lemgo und künftig auch durch den Rotary Club Lemgo-Hanse.

Rund 30.000 Euro Spendenmittel des Rotary Clubs Lemgo und des Rotary Distrikts für Westfalen sind in den vergangenen Jahren bereits in die Arbeit der Äthiopienhilfe geflossen. Mit 20.000 Euro wird die Unterstützung im nächsten rotarischen Jahr, das im Juli beginnt, weiter geführt. Dann beteiligt sich auch der Rotary Club Lemgo-Hanse unter seiner künftigen Präsidentin Dr. Adda Mau an dem Projekt, einem sogenannten Distrikt Grant. Diese Bezeichnung tragen Hilfsprojekte, für die sich nicht nur Rotary Clubs vor Ort, sondern auch die übergeordnete Distrikt-Ebene engagieren. Aber letztlich sind es auch die Lemgoer Bürger, die hier helfen, fließen doch zum Beispiel etliche Mittel aus dem Glühweinverkauf der Rotarier zu Kläschen in diesen Kanal.

Wie wertvoll die Hilfe in Äthiopien ist, berichteten jetzt Dr. Bernd Nalbach und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus dem Vorstand der Äthiopienhilfe Steinheim. Der kleine Verein besteht im Wesentlichen aus Angehörigen von Heilberufen, die vor neun Jahren mit der Unterstützung einer kleinen Station zur medizinischen Grundversorgung in Burat begonnen haben. 20.000 Menschen leben im Einzugsbereich dieser Station. Heute gibt es durch die Arbeit der Äthiopienhilfe Steinheim zwei weitere Kliniken dieser Art in anderen Orten, die ähnlich viele Menschen versorgen – ohne dass auch nur ein einziger Arzt dort arbeitet.

Deshalb haben die Steinheimer Helfer damit begonnen, Ausbildungen für medizinisches, nichtärztliches Personal zu finanzieren, damit das Niveau der Versorgung steigt und gleichzeitig den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat geboten wird. Dieses Ziel verfolgen auch weitere Hilfsmaßnahmen des Vereins wie der Bau von Schulkindergärten, Unterstützung der Schulausbildung und Minikredite für Frauen zur Ankurbelung der örtlichen Wirtschaft. Heike Nalbach „In diesen Projekten hat sich der Rotary Club Lemgo eingebracht. Er ist mittlerweile unser größter Unterstützer geworden, dafür danken wir herzlich.“

2019/20 werden mit Hilfe aus Lemgo vier weitere Ausbildungen finanziert, ein Jahr lang rund 100 Schulkinder im Schulkindergarten Emdebir mit Essen versorgt und zwei neue Frauen-Gruppen mit Mikro-Krediten ausgestattet. „Das ist alles hoch effektive, nachhaltige Entwicklungshilfe“, beschreibt Dr. Bernd Nalbach. Denn die Auszubildenden verpflichten sich, nach ihrer Ausbildung drei Jahre lang in einer der Kliniken zu arbeiten. Die erste Bildung im Schulkindergarten hingegen gibt nicht nur Selbstbewusstsein, sondern hilft auch dabei, den Kreislauf von Armut und schlechter Ausbildung zu durchbrechen.

Ganz wesentlich sind aber mittlerweile die Minikredite für Frauengruppen geworden. „Die Frauen sind der Schlüssel zur Zukunft Afrikas“, ist Dr. Cornelia Düwel-Westphal von der Äthiopienhilfe Steinheim überzeugt. Die Kleinstkredite ermöglichen ihnen, Waren für den lokalen Markt zu produzieren und damit eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände für ihre Familien zu erreichen. Dabei, so haben die Steinheimer bei ihren regelmäßigen Aufenthalten in Äthiopien beobachtet, gehen die Klein- Unternehmerinnen sehr klug, weitsichtig und sozial vor. An vermeintlichen Kleinigkeiten lässt sich die Wirkung schon beobachten. Dr. Cornelia Düwel-Westphal „Die Kinder gehen zur Schule – und sie haben Schuhe. Das zeigt, dass sich die Situation schon verbessert hat.“

Nicht nur mit Geld wird in Äthiopien geholfen, immer noch bringen sich die Mediziner auch mit ihrem Fachwissen ein, wenn sie einmal im Jahr für mehrere Wochen vor Ort sind. Im Mittelpunkt steht dann vor allem die Zahnheilkunde unter improvisierten Bedingungen, bei Hitze, Sonne und der in 3000 Metern Meereshöhe dünnen Luft.

„Äthiopien ist ein wunderschönes Land. Wer sich dort ernähren kann, wird es auch nicht verlassen“, ist Dr. Bernd Nalbach überzeugt. „Auch durch unsere Arbeit ist eine Veränderung schon zu sehen.“ Die Rotary Clubs Lemgo und Lemgo-Hanse wollen diesen Weg weiter unterstützen. „Die Arbeit hat absoluten Vorbildcharakter, sie gibt Hilfe zur Selbsthilfe und fördert direkt an der Basis“, urteilt Thomas Müller, der im Rotary Club Lemgo das Projekt betreut.

Bild- und Textquelle: Rotary Club Lemgo