Dorfgeschichten: Florian Lukas liest Kafkas Die Verwandlung

Florian Lukas_c_Jan Rickers

Detmold. Am 12. und 13. November 2019 liest der Schauspieler Florian Lukas um 19.30 Uhr im LWL-Freilichtmuseum Detmold aus Franz Kafkas Erzählung Die Verwandlung. Bereits zum 13. Mal lädt das Literaturbüro OWL gemeinsam mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe zu der beliebten Lesungsreihe ein. Für die diesjährigen ‹Dorfgeschichten›, die von den Stadtwerken Detmold unterstützt werden, gibt es noch einige Karten.

Franz Kafkas Die Verwandlung beginnt mit einem der bekanntesten ersten Sätze der Weltliteratur: ‹Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.› Die Erzählwelt des Textes entfaltet sich aus diesem ersten Satz, der rigoros mit den Regeln realistischer Darstellung bricht. Pflichtbewusst versucht Gregor Samsa, Tuchhändler und Ernährer der Familie, die geplante Geschäftsreise trotz seiner Verwandlung anzutreten, muss aber bald feststellen, dass sein Anblick Eltern und Schwester nicht nur entsetzt, sondern er sich auch nicht länger verständlich machen kann.

Die Abhängigkeitsverhältnisse innerhalb der Familie kehren sich um, nach einer Weile wird Gregor zunehmend vernachlässigt und der körperlichen Metamorphose folgt die psychische: seine menschlichen Gefühle und Gedanken verblassen und er stirbt einsam.

Die Erzählung fasziniert durch ihren kristallklaren und gleichzeitig rätselhaften Stil und hat zu den verschiedensten Interpretationen angeregt. In der Lesung von Florian Lukas kommen der fantastische Verwandlungsvorgang, eine geradezu bedrückende Familiengeschichte und die fehlende Empathie mit dem ‹Andersartigen› eindrücklich zusammen. Florian Lukas zählt zu den vielseitigsten Schauspielern des deutschen Films, seinen Durchbruch erlebte er mit seiner Rolle im Publikumserfolg Good Bye Lenin, zuletzt war er u. a. in The Grand Budapest Hotel oder der erfolgreichen Fernsehserie Weißensee zu sehen. Der charismatische Schauspieler
ist – das beweist er in Hörbüchern oder im Radio-Tatort immer wieder – darüber hinaus ein feinfühliger Stimmausleuchter literarischer Texte.

Anlass der ‹Dorfgeschichten› war 2007 die Eröffnung des ‹Hauses Uhlmann› im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Das Haus wurde vom Sohn des 1783 ermordeten Juden Soistmann Berend erbaut, dieser historische Kriminalfall inspirierte Annette von Droste-Hülshoff zu ihrer Novelle Die Judenbuche. Im Rahmen der Lesungsreihe tragen seitdem renommierte Theater- und Filmschauspieler*innen Texte aus dem jüdischen Kulturkreis unterschiedlicher Zeiten und Gegenden vor.

Karten für die ‹Dorfgeschichten› sind im Literaturbüro OWL unter karten@literaturbuero-owl.de oder
05231-30 80 210 sowie bis zum 31. Oktober an der Kasse des LWL-Freilichtmuseums Detmold erhältlich; sie kosten 15 Euro (Kategorie B) bzw. 22 Euro (Kategorie A).

Die ‹Dorfgeschichten› sind eine Veranstaltung des Literaturbüros OWL in Zusammenarbeit mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe, unterstützt durch die Stadtwerke Detmold.

Das Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold wird seit 1990 von einem gemeinnützigen Verein getragen. Es wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Detmold, dem Landesverband Lippe und dem Kreis Lippe.

Bild- und Textquelle: Literaturbüro OWL in Detmold e. V.