CDU-Landratskandidat Jens Gnisa im Interview

Kreis Lippe. Wir hatten die Möglichkeit mit dem CDU-Landratskanditaten Jens Gnisa ein exklusives Interview zu führen. Der gebürtige Bielefelder stellte sich unseren diversen Fragen zu aktuellen Themen in Lippe im folgenden Interview:

Der Personalmangel bei der Polizei ist bundesweit Thema, jüngst wurden die Anforderungen für die Bewerber der Bundespolizei gesenkt, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Auch in Lippe hat sich spätestens im Zuge der Ermittlung der Missbrauchsfälle in Lügde gezeigt, dass dringend neue Polizeikräfte benötigt werden.

Wie sehen Sie diese Problematik und wie genau möchten Sie dem entgegenwirken?

Jens Gnisa: Die Polizei in Lippe kommt bei der Personalverteilung einfach zu schlecht weg. Kreise vergleichbarer Struktur – etwa Düren oder Gütersloh – stehen erheblich besser da. Der derzeitige Verteilungsschlüssel überzeugt mich deshalb nicht. Hier werde ich gerne ansetzen. Als Landrat ist man in Düsseldorf oberster Lobbyist Lippes. Ich kann nichts versprechen, aber dass ich eine solche Lobbyarbeit kann habe ich als Vorsitzender des Deutschen Richterbunds in Berlin unter Beweis gestellt. Es reicht aber nicht aus nur mehr Personal zu fordern. Die Polizei muss auch besser aufgestellt werden. Da kann ich mich mit meiner Erfahrung als Amtsgerichtsdirektor und als Strafrichter sehr gut einbringen. Mir ist es z.B. nicht plausibel, warum derzeit nur 4 Beamten im Jugendbereich eingesetzt werden. Gerade bei jungen Menschen kann man als Polizei noch am meisten bewegen.

Der ÖPNV ist gerade angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung in Lippe ein überaus wichtiges Thema. Gerade in der Kombination mit der zunehmenden Altersarmut ist neben einem gutem Liniennetz auch der Preis für die Nutzung des ÖPNV von besonderer Bedeutung. Durch das milliardenschwere Programm der Regierung könnte nun auch Lippe profitieren.

Wie genau würden Sie den ÖPNV in Lippe verbessern?

Jens Gnisa: Ich möchte über die neuen finanziellen Möglichkeiten die Bahn als Rückgrat des Nahverkehrs ausbauen. Die Takte müssen auf den Strecken Detmold bzw. Lemgo nach Bielefeld und Herford nach Paderborn verdichtet werden. Dazu brauchen wir Ausweichgleise. Der Nahverkehr ist einfach zu teuer. Wenn ich mit meiner Frau die 10 Km mit dem Bus von Bad Meinberg auf den Detmolder Markt fahren würde, würde mich das mehr als 18,- € kosten – wer macht so etwas? Wir brauchen deshalb eine andere Tarifstruktur. Daneben müssen auch bei den Bussen die Takte verbessert und die Randzeiten besser bedient werden. Ich sage aber auch klar, dass wir in Lippe als ländlicher Raum auch immer den Individualverkehr brauchen werden. Ich möchte nicht, dass irgendjemandem ein schlechtes Gewissen eingeredet wird, wenn er mit dem Auto zur Arbeit oder zum Laden fährt. Hier brauchen wir weniger Ideologien und mehr Praxissinn.

In vielen Teilen Lippes, insbesondere im ländlichen Raum, ist die Internetverbindung geradezu miserabel. In einer immer digitaler werdenden Welt könnte die betroffene Bevölkerung immer mehr ins Hintertreffen geraten.

Was sind Ihre konkreten Pläne bezüglich des Ausbaus der digitalen Infrastruktur in Lippe?

Jens Gnisa: Wir haben in der Vergangenheit leider viel Zeit verloren. Ich war im letzten Oktober beruflich in Kasachstan. Selbst in so einem riesigen und dünn besiedelten Staat ist das Internet besser als bei uns in Deutschland. Das kann so nicht bleiben. Ich möchte aber nicht alles kritisieren. In Lippe haben wir seit einigen Jahren Boden gut gemacht. Aber das Tempo reicht nicht. Wir müssen uns klar machen: wir sind mitten in einer technischen Revolution. Wer hier nicht den Anschluss hält der wird abgehängt. Hier werde ich nicht wackeln, das Internet zur Chefsache machen und den Flickenteppich schließen.

In vielen Teilen Lippes herrscht ein aktuter Ärztemangel, der insbesondere die älteren Menschen in Lippe betrifft. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung wird das Durchschnittsalter in Lippe weiter zunehmen, sodass dieses 2030 bei über 47,5 Jahren liegen wird.

Wie wollen Sie die Niederlassung für Ärzte in Lippe attraktiver machen bzw. fördern?

Jens Gnisa: Zunächst hat die CDU/FDP-Landesregierung hier für uns einen gewaltigen Schritt gemacht: die medizinische Fakultät in Bielefeld. Ich muss leider sagen, dass auch hier viel Zeit verloren ist, weil die SPD-Vorgängerregierung diese Fakultät nicht wollte. Jetzt haben wir die Chance, dass unser Klinikum in Lippe Universitätsklinik wird. Dazu haben wir auf Initiative der CDU-Kreistagsfraktion die notwendigen Umbaumaßnahmen angeschoben. Wir setzen darauf, dass viele der jungen Ärzte dann auch hier bleiben. Daneben brauchen wir medizinische Versorgungszentren in denen sich Fachärzte – ähnlich wie in einer Poliklinik – niederlassen. Wir sollten beim Thema Gesundheit aber nicht nur über Ärzte und Kliniken sprechen. Mir geht es auch um die Pflege. Die darf nicht aus dem Blickfeld geraten. Als Betreuungsrichter habe ich vor Ort in den Heimen mitbekommen, wie drängend dort die Situation ist. Hier würde ich gern durch eine Verbesserung der Ausbildungssituation helfen.