Landesprojekt „Kommunale Präventionsketten NRW“

Mitglieder der Steuerungsgruppe „Kommunale Präventionsketten“ beim Reflexionstreffen Anfang März 2020: (v.l.) Dr. Claudia Böhm-Kasper (Fachdienst Bildung Kreis Lippe), Margit Monika Hahn (Koordinierungsstelle „Kommunale Präventionsketten“ Kreis Lippe), Marco Becker (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen), Ute Küstermann (Teamleitung „Familienfreundlicher Kreis“, Frühe Hilfen und Kinderschutz Kreis Lippe), Volker Kersting (Universität Bochum), Karl-Eitel John (Verwaltungsvorstand III, Fachbereichsleitung FB 5 – Jugend, Familie und Gesundheit Kreis Lippe), Janine Matthes (Jugendhilfeplanung Kreis Lippe), Jan Henrik Schröder (Statistiker Kreis Lippe). Foto: Kreis Lippe

Kreis Lippe erhält Förderung für mehr gesellschaftliche Teilhabe von Kindern

Lippe. Der Kreis Lippe ist einer von 22 Standorten des Landesprogramms „Kommunale Präventionsketten NRW“. Davon profitieren die Kinder in Lippe, denn unabhängig ihrer sozialen Herkunft und der finanziellen Situation der Eltern, sollen sie unbeschwert Aufwachsen können. An Projekten und Maßnahmen, die Kindern die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, daran arbeitet die Koordinierungsstelle „Kommunale Präventionsketten“ des Kreises Lippe.

Das Projekt ist eingebunden im Zukunftskonzept Lippe 2025 und der Kreis Lippe erhält eine Landesförderung für Personalkosten der Koordinierungsstelle und hat die Möglichkeit weitere Fördergelder zu beantragen. „Mit dem Landesprojekt ‚Kommunale Präventionsketten NRW‘ können zahlreiche Schwerpunkte und Maßnahmen im Kreis Lippe neugesetzt werden. Wir vertiefen die gelungene Zusammenarbeit mit den lippischen Jugendämtern, Vertretern der freien Wohlfahrtsverbände, Kitas, Schulen und weiteren Akteuren und bauen diese weiter aus“, erklärt Karl-Eitel John, Verwaltungsvorstand beim Kreis Lippe.

Das Ziel ist eine lückenlose Präventionskette zu schaffen: von der Schwangerschaft und der Geburt bis zum Übergang von der Schule in den Beruf. Die Kinder und deren Familien haben in diesen Phasen des Aufwachsens unterschiedlichen Bedarf und sollen jeweils Unterstützung finden. Die Bedarfe werden eingesammelt, indem Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen involviert sind – von Bürgermeistern, der Politik und Verwaltung, freien Wohlfahrtsverbänden sowie Vertreter der Landesservicestelle (ISA) und des MKFFI NRW. „Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der Umsetzbarkeit im Jahre 2020 beabsichtigen wir, Fördermittel für „Lotsendienste in Kinder- und Jugendarztpraxen oder gynäkologische Arztpraxen“ und für den „Ausbau aufsuchender Angebote“ zu beantragen“, stellt Margit Monika Hahn, von der Koordinierungsstelle „Kommunale Präventionsketten“ des Kreises Lippe, die aktuellen Vorhaben hervor.

Der Kreis Lippe profitiert durch verschiedenen Projekte und Maßnahmen im Rahmen des Landesprojekte

In einem Pilotvorhaben wird das „Sozialräumliches Präventionsmonitoring“ (SPM) in Horn-Bad Meinberg erprobt. Hierbei werden die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien statistisch erfasst. Daraus lassen sich „Problemlagen“ erkennen, wie beispielsweise Risikofaktoren und benachteiligende Lebenslagen. Um gegensteuern und Lösungsansätze erarbeiten zu können, ist es zwingend notwendig, über aktuelle und ausreichende Sozialdaten in den Städten und Gemeinden zu verfügen.

„Gemeinsam aktiv und gesund in die Zukunft“ – auf Basis des Gesundheitsberichts des Kreises Lippe plant das Gesundheitsamt weitere Angebote in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Sozial- und Medienkompetenz. Pädagogische Fachkräfte, Eltern und Erziehungsberechtigte sowie die Kinder erhalten so frühzeitig Tipps.

Auch das Netzwerk Schulabsentismus in Lippe kann weiter ausgebaut werden. Künftig sollen Schüler und Eltern regelmäßig beteiligt und befragt werden. Desweitern wird der bestehende Handlungsleitfaden erweitert, das Schülereingliederungsmanagement in den Fokus genommen und die Datenerhebung an Schulen im Kreis Lippe intensiviert und erweitert.

Das Familienministerium wird dem Kreis Lippe einen neuen Online-Service zur Einrichtung von Familienportalen zur Verfügung stellen. Über das Programm „Guter Start NRW“ können alle Unterstützungsangebote und Kontaktadressen für Eltern mit Kindern bis zum Schuleintritt im Internet werden.

Verschiedene Präventionsprojekte von Krankenkassen sollen analysiert werden, inwiefern diese Angebote der Krankenkassen besser die Kindertagestätten und Schulen erreichen können. Hierfür werden Vertreter von Krankenkassen zu Arbeitskreisen (AK) wie dem AK Kindergesundheit und AK Frühkindliche Bildung eingeladen. In diese Arbeitskreise bringen auch die Kitas ihre Erfahrungen mit den Angeboten ein.

Die Uni Bielefeld wird eine qualitative Befragung, die in der Stadt Detmold bereits umgesetzt wurde, durchführen und so auch in der Stadt Horn-Bad Meinberg mit Eltern und Fachkräften Interviews führen. Daraus sollen sich passgenaue Maßnahmen für Familien ableiten lassen, um diese anschließend umzusetzen und zu evaluieren.

Stimmen zum Landesprojekt „Kommunale Präventionsketten NRW“ im Kreis Lippe:

„Die Corona-Pandemie verdeutlicht, wie wichtig eine gut funktionierende Familie ist. Die Familien frühzeitig auf ihre Erziehungsaufgaben vorzubereiten und durch alle Zeitphasen der Kinder zu begleiten ist oberste Priorität im Rahmen des Projektes ‚Kommunale Präventionsketten NRW‘. Kinder sind die nächste Generation, welche die Geschicke unserer Gesellschaft prägen und bestimmen. Sie werden dann unser Gemeinwesen führen und Entscheidungen treffen, wenn die jetzigen Erwachsenen die ältere Generation bilden. Wenn die gesellschaftliche Gemeinschaft dann nach wie vor nach den Werten der Freiheit, der Gleichberechtigung, der Toleranz, Wertschätzung und Friedfertigkeit und auf demokratischer Basis leben soll, müssen wir Kindern Anleitungen geben“.
Margit Monika Hahn (Koordinierungsstelle „Kommunale Präventionsketten NRW“ des Kreises Lippe)

„Ziel der Landesregierung ist es, allen Kindern und Jugendlichen umfassende und gerechte Teilhabechancen zu eröffnen. Es sollen insbesondere solche präventiven Angebote gefördert werden, die darauf abzielen, die negativen Folgen von Kinderarmut zu bekämpfen. Dazu gehört auch, Ressourcen auf Seiten der Eltern bzw. in der Familie und des Umfelds zu fördern. Es geht darum, vorhandene Potenziale über eine gute Gesundheits- und Bildungsförderung, soziale und kulturelle Teilhabe und entwicklungsfördernde Strategien zu stärken. Dies soll künftig flächendeckend und nachhaltig in ganz Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden, statt wie bisher nur in Modellkommunen. Dazu stehen neue Landesmittel in Höhe von 15,1 Millionen Euro zur Verfügung.“  Marco Becker (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen)

„Die Armut in den frühen Lebensjahren ist für die Entwicklung von Kindern extrem schädlich. Ihre Folgen sind später kaum zu heilen. Hartz IV reicht für ein gedeihliches Aufwachsen bei weitem nicht aus. Um armen Kindern dennoch eine Chance zu geben, ist die Förderung und Prävention im Alter von unter drei Jahren elementar wichtig. Der Kreis Lippe ist auf diesem Feld sehr engagiert. Aber leider fehlen für arme Kinder nach wie vor genügend Kita-Plätze.“
Volker Kersting (Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR))

„Zum Profil der kommunalen Präventionsketten gehört Austausch und Vernetzung auch über die Kreisgrenzen hinaus. Wir halten den Kontakt mit den Bürgermeistern und den Verwaltungen in den Kommunen in Lippe, insbesondere über die Umsetzung der Leitziele, haben aber auch ein offenes Ohr für die Anliegen und Fragen der Familien vor Ort. Ebenso wichtig ist der interkommunale Austausch, um voneinander und am guten Beispiel zu partizipieren. Die Angebote für Eltern, Familien, Jugendliche und Fachkräfte sollen passgenau, niedrigschwellig und attraktiv sein, damit alle daran teilhaben können.“  Ute Küstermann (Teamleitung „Familienfreundlicher Kreis“, Frühe Hilfen und Kinderschutz)

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe