Kreis Lippe entwickelt eigenes IT-Programm zur Bewältigung der Corona-Pandemie

Schnell, sicher und digital

Lippe. Aus einer Pandemie wie dem Coronavirus können auch positive Dinge entstehen. Das beweist ein Beispiel aus der Kreisverwaltung: Gemeinsam haben Gesundheitsamt und strategische IT ein Programm entwickelt, was die Abläufe rund um die verschiedenen Coronafälle, Tests und Kontaktpersonennachverfolgung erleichtert. „Hier greift ein Rad ins andere, unsere Mitarbeiter leisten eine super Teamarbeit. Diese ist gerade in Zeiten wie diesen enorm wichtig und wird auch in allen anderen Bereichen unserer Verwaltung gelebt“, betont Landrat Dr. Axel Lehmann.

Tobias Stelter, Mitarbeiter in der strategischen IT, ist hauptverantwortlich für die Anwendung, die von reinen Statistiken bis hin zu umfassenden Patientendaten reicht. „Anfangs war ich im Diagnostikzentrum zum Desinfizieren von Klemmbrettern und habe Excel-Tabellen mit Abstrichzahlen geführt. Das hätte ich auch weiterhin gemacht. Als ich dann aber gesehen habe, mit wie viel Bergen Papier die Kollegen zu kämpfen hatten, wollte ich mit meinem Fachwissen weiterhelfen“, erzählt er. Im ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt und mit Unterstützung der Kollegen aus der IT ist innerhalb von sechs Tagen die erste Version entstanden. Die Bedienung ist intuitiv und läuft durch viele Verknüpfungen größtenteils automatisch. Auch Dr. Kerstin Ahaus, Leiterin des Gesundheitsamts, erinnert sich noch gut an die Anfänge: „Die Pandemie war ja für alle eine neue Situation, ein Programm gab es noch nicht. Daher ist es bis heute eine enorme Erleichterung, vieles geht schneller, die Kommunikation funktioniert besser, und ohne die Anwendung wäre vieles nicht so gut gelaufen.“ Ein ähnliches Programm gibt es bei anderen Behörden vergleichbarer Größe laut Stelter und Ahaus nicht – und die Entwicklung ist nach wie vor nicht abgeschlossen, sondern wird weiter optimiert.

Doch was kann die Anwendung? Mittlerweile ziemlich viel. Bereits seit Anfang April, also kurz nach dem ersten Coronafall in Lippe, wurde sie eingeführt und seitdem immer weiter entwickelt. Die Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt können Patientendaten anlegen, Quarantänebescheide erstellen oder digitale Fragebögen einrichten. Die Fragebögen werden automatisch in Patientendaten umgewandelt, die manuelle und mehrfache Eingabe und damit eine potentielle Fehlerquelle entfallen. Die jeweiligen Fälle werden automatisch dem entsprechenden Ermittlerteam zugeordnet, der zuständige Mitarbeiter kann mit Hilfe eines Erinnerungs- und Wiedervorlagensystems die Arbeit zum passenden Zeitpunkt erledigen. Über ein Nachrichtensystem können die Mitarbeiter untereinander kommunizieren. Eine Filter- und Suchfunktion ermöglicht eine präzise Auflistung zu einem bestimmten Fall. Die mobilen Teams wiederum haben durch die App Zugriff auf Termine und relevante Adressdaten. Wurde ein Abstrich gemacht und das Ergebnis liegt dem Labor vor, erfolgt in den meisten Fällen eine automatische Meldung an das System. Umgekehrt können auch bereits bestehende Excel-Listen ins System importiert werden. Das bewährt sich bei größeren Testungen wie beispielsweise an Schulen. Oberste Prämisse ist dabei der Datenschutz: Es gibt bestimme Zugriffsberechtigungen, sodass nicht jeder alles sehen kann. Die Tablets nutzen eine verschlüsselte VPN-Verbindung, ansonsten erfolgt der Zugriff innerhalb des gesicherten Kreishausnetzes. Außerdem erstellt die Anwendung automatische Statistiken, beispielsweise wie viele Abstriche durch die mobilen Teams täglich durchgeführt werden.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe