Sanierungsarbeiten am Alten Wallkanal gehen los

Lemgo. Am 26. Oktober 2020 starten die Arbeiten zur Sanierung des Bodens an der ehemaligen chemischen Reinigung in der Neuen Torstraße. Im ersten Projektabschnitt erfolgt der Abriss von zwei Teilgebäuden und der Austausch des belasteten Bodens. Dafür muss der Slavertor-Wall in diesem Bereich bis Frühjahr 2021 gesperrt werden. Durchgeführt werden die Arbeiten im Auftrag des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (Maßnahmenträger) in enger Abstimmung mit dem Kreis Lippe und Straßen und Entwässerung Lemgo.

Was passiert nun?

Zunächst werden die Baustelle und eine Bereitstellungsfläche am angrenzenden Slavertor-Wall eingerichtet. Für Fußgänger und Radfahrer werden für die Zeit der Sperrung Umleitungen eingerichtet und ausgeschildert. Die Umleitungen für Fußgänger führen nördlich über die Puckewese und südlich durch die Neue Grabenstraße. Die Umleitung für Radfahrer führt südlich durch die Neue Grabenstraße.

Zur Absicherung der Bodensanierungsarbeiten werden zwei Brunnen errichtet, über die eine Wasserhaltung erfolgt. Das bei den Arbeiten anfallende verunreinigte Wasser wird vor Ort gereinigt und anschließend in die Kanalisation abgeleitet.

Die beiden zurückzubauenden Gebäudeteile, unter denen sich der Schwerpunkt der Bodenbelastung befindet, werden vor dem eigentlichen Abriss zunächst von den vorhandenen Gebäudeschadstoffen befreit.

Im Anschluss daran wird eine Arbeitsfläche hergestellt, auf der dann ein Bodenaustausch durch sich überschneidende Großlochbohrungen erfolgt. Hierbei werden 186 Bohrungen mit einem Durchmesser von 1,50 m ausgeführt, bei denen rund 6.000 Tonnen Boden anfallen. Die Bohrungen werden nach dem Aushub mit sauberem Füllmaterial verfüllt. Damit wird sichergestellt, dass ein wesentlicher Teil des Schadstoffpotentials in diesem Bereich entfernt ist. Der belastete Boden wird zur Entsorgung in zugelassene Entsorgungsanlagen gebracht. Die LKW-Transporte des Materials erfolgen in geschlossenen Containern.

Nach Abschluss der Bohrarbeiten Anfang 2021 wird die Geländeoberfläche wiederhergestellt. Anschließend werden am Slavertor-Wall neue Bäume gepflanzt. Der Wall wird im Frühjahr 2021 wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Arbeits- und Anwohnerschutz

Bei den angrenzenden Gebäuden wurde eine Beweissicherung durchgeführt und während der Bauarbeiten werden die Erschütterungen gemessen. Besonders wichtig ist der Schutz von Arbeitern und Anwohnern: deshalb wird die Konzentration der Schadstoffe in der Luft laufend überwacht und kontrolliert. Die in nächster Nachbarschaft der Baustelle wohnenden Haushalte sind mit einem Informationsschreiben über die Maßnahmen informiert worden.

Zur Beantwortung von Fragestellungen aller Art im Zusammenhang mit der Baustelle wird ein „Baubüro“ eingerichtet, in dem unter Beachtung der bestehenden Hygienevorschriften als Ansprechperson Petra Günther vom Ingenieurbüro IFUA-Projekt-GmbH zur Verfügung steht. Die Öffnungszeiten des Baubüros sind in der Regel:

Dienstag     von 10:00 – 13:00 Uhr und

Mittwoch     von 15:30 – 18:30 Uhr.

Die nahe Zukunft

Im Zuge der Wiederherstellung des Geländes werden Infiltrationspegel sowie Grundwassermessstellen eingebaut, um im Rahmen des anschließenden Projektabschnitts weitere Bodeneingriffe zu vermeiden. Geplant ist eine sogenannte „in-situ chemische Oxidation“ (ISCO) zur Entfernung vorhandener Restmengen der Schadstoffe.

Parallel dazu werden im Rahmen der Sanierungsarbeiten für den verbleibenden, noch verunreinigten Teil des alten Wallkanals weitere Arbeiten für einen Feldversuch vorangetrieben. So soll erprobt werden, inwieweit ein mikrobieller Schadstoffabbau erfolgen kann.

Hintergrund

Am Standort in der Neuen Torstraße wurde von 1909 bis 2003 eine Wäscherei und Reinigung betrieben. An dem eigentlichen Betriebsstandort sowie über ein rund 100 Meter langes Teilstück des sogenannten Alten Wallkanals, über den bis in die 1970er Jahre die Entwässerung des Standorts erfolgte, wurden leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe in den Untergrund freigesetzt. Der Wallkanal ist im Bereich des verlandeten alten Wallgrabens verlegt, der Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung der Stadt Lemgo war.

Die Untersuchungen des Untergrunds haben gezeigt, dass sich überwiegende Teile der Bodenverunreinigung in der Zone des sogenannten Hochflutlehms befinden, der sich vermutlich durch die Verlandung des alten Wallgrabens gebildet hat und der bis in eine Tiefe von rund vier Metern unter der Geländeoberkante anzutreffen ist. Weitere Schadstoff-Anteile sind auch in tieferen Bodenschichten zu finden. Untersuchungen des Grundwassers haben gezeigt, dass vom Standort eine Verunreinigung des Grundwassers ausgeht, die sich in südwestliche Richtung erstreckt.

Textquelle: Gemeinsame Pressemitteilung von AAV, der Alten Hansestadt Lemgo und des Kreises Lippe