Menschenrechte müssen Religionen vorgeordnet sein

Im Saal des Heiligen Kreuzes Klosters in Scheyern (auf dem Foto "2016-03_Symposium" ganz links ist Heinrich Wiens mit Kopfhörern für die Simultanübersetzung aus dem Georgischen ins Deutsche)

Im Saal des Heiligen Kreuzes Klosters in Scheyern (auf dem Foto „2016-03_Symposium“ ganz links ist Heinrich Wiens mit Kopfhörern für die Simultanübersetzung aus dem Georgischen ins Deutsche)

„Menschenrechte müssen auch allen Religionen und Weltanschauungen vorgeordnet sein“
August-Hermann-Francke-Schule beim Georgisch-deutschen Symposium „Christentum und die europäische Zivilisation“ vertreten.

Unter dem Titel „Christentum und die europäische Zivilisation“ lud das Professorenforum in Kooperation mit dem International Center vor Christian Studies at the Orthodox Church of Georgia (ICCS) zu einem georgisch-deutschen Symposium in das Kloster des Heiligen Kreuzes in Scheyern bei Pfaffenhofen ein. Heinrich Wiens, Lehrer für evangelische Religionslehre am August-Hermann-Francke-Gymnasium Detmold nahm daran teil und unterzeichnete ebenfalls die theologische Abschlusserklärung.

Das Symposium wurde durch den georgischen Metropoliten Daniel, Beauftragter des Patriarchen Ilija II., mit den Worten eröffnet: „Das Hauptziel unserer Konferenz ist es, vor Augen zu führen, welche Rolle das Christentum bei der Entwicklung der intellektuellen Kultur gespielt hat. Glaube und Wissenschaft stehen einander nicht entgegen, sondern ergänzen sich.“ Unter den Referenten der Tagung befanden sich unter anderem die Historikerin an der Tbilisi State University Prof. Dr. Eka Kvachantiradze, der Religionsphilosoph und Direktor der Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein Prof. Dr. Daniel von Wachter, die Philosophin Prof. Dr. Edith Düsing sowie der Ökonom an der Universität Erlangen-Nürnberg Prof. Dr. Werner Lachmann.

In seinem Eröffnungsvortrag „Christentum und Menschenrechte“ erklärte Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher vor Repräsentanten aus Wissenschaft und Geistlichkeit beider Länder, dass der moderne Gedanke der Menschenrechte ohne seine Ursprünge im Christentum nicht ausreichend legitimiert werden könne: „Menschenrechte müssen nicht nur allen Staaten, sondern auch allen Religionen und Weltanschauungen vorgeordnet sein, sonst funktionieren sie nicht!“ Zwar hätten die Menschenrechte auch elementare Wurzeln im christlichen Denken, aber gerade deswegen sei die institutionelle Christenheit ihnen untergeordnet, nicht übergeordnet. „Menschen, und zwar alle Menschen, nicht nur die Christen, sind Geschöpfe Gottes und Ebenbilder Gottes und haben deswegen eine unglaubliche Würde, die allem anderen vorausgeht. Diese Würde ist davon unabhängig, wie der einzelne Mensch zu Gott steht, also auch davon, ob er Christ ist oder nicht.“ Menschenwürde und Menschenrechte seien demnach im Wesen des Menschen als Geschöpf Gottes begründet. Folglich schaffe nicht der Staat die Menschenrechte, sondern formuliere und schütze sie lediglich.

In einer Abschlusserklärung weisen die 35 Teilnehmer des Treffens darauf hin, dass das Christentum eine grundlegende Rolle bei der Bildung und Entwicklung der europäischen Zivilisation gespielt hat. Diese Rolle spielt es auch heute und wird sie in der Zukunft spielen. Der seit Jahrhunderten andauernde Entfremdungsprozess von Christentum führte dazu, dass man versuchte „ohne Gott nur mit Hilfe der Wissenschaft, Freiheit, Rechtssicherheit und allgemeinen Wohlstand zu etablieren“. Doch trotz aller wissenschaftlichen und technischen Fortschritte hat es Weltkriege, totalitäre Regime und Terrorismus gegeben. Nun müsste vor allem die Vermittlung des christlichen Glaubens an die junge Generation in den Blick genommen werden. So könnte das friedliche Zusammenleben gefördert werden. Heinrich Wiens zieht eine positive Bilanz des Symposiums: „Die Bibel und das Christentum tun Europa gut, gerade in den aktuellen historischen Herausforderungen – darin waren wir uns als evangelische als auch orthodoxe Christen einig.“

Seit seiner Gründung Ende der 1990er Jahre verbindet „Professorenforum“ Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen, Ländern und Konfessionen zum Diskurs über christlich-abendländische Werte und Weltanschauung in ihrer Bedeutung für Wissenschaft und Gesellschaft. Dabei entstehen Veranstaltungen, Veröffentlichungen, Netzwerke und Impulse in die Öffentlichkeit. Die Tagung wird von beiden Seiten als Beginn einer langfristigen Partnerschaft betrachtet, in der es zu weiteren Begegnungen, Arbeit an gemeinsamen Themen und Vermittlung christlicher Werte und Weltanschauung vor allem an die jüngere Generation gehen soll.

Bild- und Textquelle: Christlicher Schulverein Lippe e. V.