Zum Ursprungsort der Herrnhuter Losungen

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Lehrer der August-Hermann-Francke-Gymnasium auf Studienfahrt in Dresden und Herrnhut

Kürzlich fuhr eine Gruppe von hundert Lehrkräften der August-Hermann-Francke-Schulen in Lippe nach Dresden, um zu dem Thema “Geistliches Leben in Dresden und Umgebung” verschiedene Stätten und Einrichtungen kennenzulernen.

Eine davon ist die 2001 neu eingeweihte Synagoge, die 1838 von Semper erbaut und im 20. Jahrhundert im Zuge der Naziherrschaft zerstört wurde. Die moderne, mit drei Architekturpreisen ausgezeichnete Synagoge wurde bewusst ganz anders als die alte konzipiert, um zu zeigen, dass es keine Kontinuität zwischen beiden Gebäuden gibt, wie es beispielsweise bei einem zeitlich bedingten Verfall und einem folgenden Wiederaufbau zuträfe, sondern hier stattdessen ein schmerzhafter Bruch steht. – Zeitweise betrieb die Synagoge auch ein koscheres Café.

Ein Café ganz anderer Art ist „Café Stoffwechsel“, eine christliche Begegnungsstätte, die von Sabine Ball (1925 – 2009) mit 68 Jahren gegründet wurde. Nach der Wende kümmerte sie sich um Kinder und Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen kamen. Sie zeigte für deren Sorgen und Nöte Verständnis und bot geistliche sowie praktische Hilfe an. Noch heute arbeitet die Einrichtung, die mehrere Standorte besitzt, nach dem gleichen Muster, um jungen Menschen zu helfen.

In Herrnhut besuchte die Gruppe neben dem Zinzendorfer Schloss die „Herrnhuter Brüdergemeine“, die von Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700 – 1760), der ein deutscher lutherisch-pietistischer Theologe und Dichter zahlreicher Kirchenliede, gegründet wurde und sich deshalb „Gemeine“ nennt, weil damit deutlich werden soll, dass es sich um einfache Leute handelt. Ihr Bethaus ist bewusst schlicht eingerichtet, damit nichts vom Gottesdienst ablenkt. Übrigens kann man im Völkerkundemuseum die einzigartigen Objekte bestaunen, welche die Herrnhuter Missionare von ihren Reisen mitbrachten.

Einer der Höhepunkte war zweifellos der Besuch der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Dresden. Ein Zeitzeuge, der als Sozialdiakon tätig war und die Zuhörer mit seiner authentischen und lebendigen Art fesselte, berichtete über Nöte und Herausforderungen für Christen in der DDR. Dort hatte der Verband unter vielfältigen Repressionen zu leiden. Nach der Wende entpuppte sich sogar eine Kollegin als Stasimitarbeiterin. – Heute wächst die Gemeinschaft wieder.

Neben den Wirkungsstätten von Graf von Zinzendorf, Sabine Ball und der Landeskirchlichen Gemeinschaft konnten auf einem Stadtrundgang auch die Prachtbauten aus der Zeit August d. Starken bewundert werden, wie beispielsweise der Zwinger und die Schlosskirche. Hervorzuheben ist die weltberühmte, im 18. Jh. erbaute, im Zweiten Weltkrieg zerstörte, nun wiedererbaute und 2005 neu eingeweihte Frauenkirche, die als Symbol für Erneuerung, Versöhnung und Frieden gilt.

Maria Thielemann, Teilneherin der Fahrt findet, dass es „bewegend und erstaunlich zugleich ist, wie aufopferungsvoll und ausdauernd Christen in Zeiten der Not, Zerstörung und Unterdrückung anderen geholfen haben“. Am Ende der dreitägigen Exkursion stand fest: Diese Fahrt hat sich gelohnt und wird in Erinnerung bleiben.

Bild- und Textquelle: Christlicher Schulverein Lippe e. V.