Kreisvorsitzende der CDU Kerstin Vieregge im Interview

Kerstin Vieregge (Bildquelle: Kerstin Vieregge)

Kerstin Vieregge (Bildquelle: Kerstin Vieregge)

Wie sind Sie zur CDU gekommen? 

In der Schule haben mich gesellschaftliche Diskussionen schon sehr interessiert, wonach mein Lehrer dann bemerkte, wenn du so gern diskutierst, musst du in die Politik gehen. Die inhaltliche Übereinstimmung fand ich dann vor 17 Jahren am meisten in der CDU.

Was macht die CDU so besonders? 

Die CDU ist aus meiner Sicht, die Partei die das gesamte Spektrum der Gesellschaft von den harten Fakten der Wirtschaft bis zu Sozialen- und Familienthemen abdeckt. Was man aus meiner Sicht in dieser Ausgewogenheit in keiner anderen Partei findet. In der CDU kann sich meines Erachtens jeder engagieren und wiederfinden. Zusammenfassend ist die wirtschaftliche Kompetenz und die soziale Ausgewogenheit der Markenkern der CDU.

Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger die CDU wählen? 

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass immer dann, wenn es in der Gesellschaft oder in der Welt besondere Herausforderungen gab, die CDU Verantwortung getragen hat. Da wir im Moment, wie wir alle wissen, wieder vor besonderen Herausforderungen stehen, wäre das für mich eine Folge, diese verantwortungsbewusste Partei weiter zu unterstützen. Die CDU beklagt nicht, sondern entwickelt Lösungen.

Was wäre Ihnen am wichtigsten durchzusetzen, damit es uns in Deutschland noch besser geht? 

Für mich wäre es schon eine besondere Zukunftssicherheit, wenn wir uns gemeinsam, mit den Bürgerinnen und Bürgern, darauf verständigen, dass wir unseren jetzigen Wohlstand erhalten können. Dies zu erhalten ist Anstrengung genug.

Was halten Sie von der jetzigen Flüchtlingspolitik und was würden Sie so lassen und was verändern? 

Ich finde den Artikel 16a im Grundgesetz, dass wir jeden Menschen, der unsere Hilfe braucht auch helfen, richtig. Ich möchte aber allen anderen, die unsere Solidarität nur ausnutzen, schon vor der Einreise in unsere Bundesrepublik deutlich machen, dass sie bei uns kein Bleibebrecht bekommen, Stichwort: Einrichtung von Transitzonen. Und Menschen, die unseren Rechtsstaat missbrauchen haben grundsätzlich kein Anrecht auf Verbleib.

Wie sehen Sie die Entwicklung der AfD? 

Mit großer Besorgnis. Da ich glaube, dass jeder Bürger weiß, dass die Gedanken der AfD weder umsetzbar noch gut für die Bundesrepublik wären. Gleichwohl müssen wir als etablierte Parteien dafür sorgen, dieses in der Öffentlichkeit intensiver zu diskutieren, damit der Wähler auch versteht, dass Proteststimmen nicht zur positiven Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland beitragen. (Beratungsprozesse dauern noch länger und der gemeinsame Nenner wird immer kleiner). Angst schüren, wie es die AfD verbreitet, ist keine Lösung. Verantwortlich wäre gemeinsam dafür zu sorgen, die Ängste zu entkräften. So wie sich verantwortliche Eltern gegenüber ihrem ängstlichen Kind verhalten.

In den meisten Wahlprogrammen wird sehr viel gesagt, aber wenig umgesetzt, was garantiert den Bürgerinnen und Bürgern, dass es bei Ihnen anders ist und was würden Sie wirklich umsetzen? 

Die Wahlprogramme der einzelnen Parteien sind das was WIR wirklich wollen. An welcher Stelle gibt es nach der Wahl Mehrheiten, die dieses zu 100 % umsetzen können? Bei jeder Koalitionsverhandlung einigt man sich häufig nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Und/oder jeder Partner darf X Themen in seiner Vorstellung durchsetzen, das gilt dann aber auch für alle Partner. Dieser Abstimmungsprozess ist leider oft langwierig. Ich möchte eine starke soziale Marktwirtschaft, wie zurzeit in Lippe vorhanden, mit einer guten Bildungspolitik sowie einer stabilen Infrastruktur (Gesundheitsvorsorge, Mobilität und Sicherheit) für den ländlichen Raum in meinen Rucksack mit nach Berlin nehmen. Was ich davon am Ende umsetzen kann, werden die sich nach der Wahl ergebenden Mehrheiten zeigen.

Was halten Sie von dem aktuellen Wohnungsmangel und wie denken Sie könnte man dem entgegenwirken? 

Schon in der überschaubaren Größe des Kreises Lippe sehen wir, dass die Wohnungssituation in den Städten eine andere ist wie in den ländlichen Gemeinden. Wenn wir es hinbekommen wollen, die ländlichen Bereiche attraktiv zu halten brauchen wir in der heutigen Gesellschaft angepasste Wohnquartiere für Jung und Alt, d.h. auch mal den Mut zu haben nicht mehr sanierungsfähige Altbauten abzureißen, um neue Wohneinheiten entstehen zu lassen. Dieses muss verbunden werden mit einer guten Infrastruktur im öffentlichen Personennahverkehr. Wenn wir dieses hinbekommen, werden wir bezahlbaren Wohnraum in unserer gesamten Region behalten. Das positive Beispiel ist in Lemgo zu sehen, das seine Stadtteile entsprechend weiterentwickelt und somit auch in den Außenbereichen Wohnraum geschaffen hat.

Auf den meisten Dörfern besteht ein Ärztemangel und es gibt viele ältere Menschen, die nicht mehr alleine in die Stadt fahren können, um zu einem Arzt zu kommen. Was würden Sie tun, damit sich diese Situation verbessert?

Der Kreis Lippe hatte mit starker Unterstützung der CDU für den Kreis ein ganzheitliches Entwicklungskonzept für die nächsten 10 Jahre erarbeitet (EK 2025). Zur Vermeidung des Ärztemangels haben wir mehrere Gedanken aufgenommen: Zum einen in Form von Hausarztzentren im ländlichen Raum, in denen sich mehrere Hausärzte gemeinsam eine Praxis teilen, die dann auch mit einem Arztmobil in den Dörfern Sprechstunden abhalten könnten. Zum anderen könnte die Hausarztversorgung um (Fach-)Ärzte vom Klinikum in den Hausarztzentren ergänzt werden. Aus meiner Sicht sollten die ambulanten Dienste intensiver mit den niedergelassenen Ärzten, besonders in den Außenbereichen zusammenarbeiten. Der Beruf Hausarzt muss wieder anerkannter und attraktiver gemacht werden, sowohl in der Wertschätzung, wie auch in der Entlohnung. Die Einrichtung einer medizinischen Hochschule in OWL halte ich für dringend notwendig.

Was macht die CDU gerade für junge Leute attraktiv? 

Auch wenn häufig gesagt wird, dass sich junge Menschen nicht für Politik interessieren, habe ich andere Erfahrungen gemacht. Ich erlebe, dass sich Jugendliche sehr intensiv in Diskussionen um unsere gesellschaftliche Entwicklung kümmern. Die Vielfalt der Diskussionsfreude erleben wir in der Union seit einigen Monaten zwischen CDU und CSU. Sich hier politisch einzubringen, mitzugestalten, mitzudiskutieren ist ein attraktives Angebot gerade auch für junge Leute, die ihren Weg in der Gesellschaft noch suchen.