700 Jahre alte Eichenbalken festigten früher den Pöstenweg und gaben ihm den Namen

Die Photos zeigen die Alt Lemgo Radler bei der Feierabendtour, wie sie unterwegs dem Historiker Hermann Hentschel lauschen.

Die Photos zeigen die Alt Lemgo Radler bei der Feierabendtour, wie sie unterwegs dem Historiker Hermann Hentschel lauschen.

Im Verein Alt Lemgo ist die Radelsaison 2016 angesichts des Herbstwetters endgültig vorbei; 27 Ausfahrten mit dem Zweirad hatten die Aktiven der Radwandergruppe vorbereitet und in der Saison geführt – meistens zusammen mit mehreren Dutzend begeisterten Stramplern. Wobei neben dem Sport an der frischen Luft auch immer das Gesellige zum Abschluss und ein ausführlicher historischer Anteil unterwegs dazu gehörte.
Hermann Hentschel fesselte gleich mehrfach mit seinen Geschichten „von früher“ – u. a. über den Bau der mittelalterlichen Fachwerkhäuser in der Stadt. Hatte Lemgo doch zwei Waldbauern im Stadtwald, die auf großen Holzplätzen geeignete Bäume mit Pferden anschleppten, um sie dort zu Balken für das Ständerwerk passgenau zu schlagen und zu bohren. Anschließend wurde der vorgefertigte „Bausatz“ mit den Pferden in die Stadt gefahren und von den Stellmachern aufgestellt….
Aktuell lebendig wurde die Entstehungsgeschichte vieler Lemgoer Häuser deshalb, weil bei dem umfangreichen Straßenbau im Pöstenweg im Untergrund konservierte Stämme in großer Zahl ausgebaggert wurden. Spuren des alten Knüppeldamms, der im frühen Mittelalter aus der befestigten Stadt durch ein morastiges Feld in den Stadtwald führte und für beladene Fuhrwerke derart befestigt worden war. Der Name „Pöstenweg“ deutet schon auf die „Pfosten“ als Befestigung hin. Im Übrigen ist die angrenzende „Holztwete“ der weitere historische Hinweis auf den Weg aus der Stadt ins Holz (früher für Wald).
Wegen der besonderen geschichtlichen Bedeutung finanzierte der Verein Alt Lemgo die Altersbestimmung der immer noch kernigen Eichenbalken: Sie wurden im Jahr 1313 gefällt, sind also über 700 Jahre alt – so das Dendochronologische Gutachten nach der gängigen naturwissenschaftlicher Methode der Altersbestimmung! Weil einige geschichtsinteressierte Bürger das ausgebaggerte Altholz vom Abraum nach Hause holten und ein Anwohner am Pöstenweg sie in Form eines historischen Holzstapels im Vorgarten aufschichtete, hatten die Radler hier das fesselnde Anschauungsobjekt, immerhin über 713 Jahre alte Stämme, auf der Radtour in den Wald zu den früheren Sägeplätzen vor Augen.

Bild- und Textquelle: Verein Alt Lemgo