Energie-Scouts aus OWL ausgezeichnet

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Auszubildende sparen Ressourcen

„Es ist beeindruckend, wieviel Potential an Energie- und Ressourceneinsparung die Auszubildenden in ihren Firmen gefunden haben. Dazu kann ich alle Teams nur beglückwünschen.“ Mit diesen Worten begrüßte Wolf Meier-Scheuven, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), die Teilnehmer am Wettbewerb „Energie-Scouts OWL 2016“ zur Preisverleihung bei der Schüco International KG in Bielefeld. Die 24 Auszubildenden-Teams präsentierten ihre Projekte in einer Ausstellung im Foyer des Competence Centers. „Der deutsche Mittelstand lebt von guten Ideen. Deshalb ist es erfreulich, wenn junge Menschen in den Unternehmen teilweise tief in einzelne Prozesse eindringen, diese hinterfragen und erfolgreich optimieren“, freute sich Meier-Scheuven. Vier Teams wurden für ihre besonders vorbildlichen Projekte ausgezeichnet. Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Preis erhielten David Flore und Maik Mainik von der Benteler Steel/Tube GmbH aus Paderborn. Das Duo hat die Hydraulikpumpe an einer Presse mithilfe eines Frequenzumrichters optimiert.

In ihrem Projekt konnten die beiden Azubis den Stromverbrauch der Pumpe während der Leerlaufzeiten um bis zu 70 Prozent verringern. Die Jury war von der technischen Kompetenz der beiden Auszubildenden und der inhaltlichen Tiefe ihres Projektes beeindruckt. Die konkrete Einsparung von über 3.000 Euro pro Jahr, die Übertragbarkeit auf weitere Pressen und ein aufwändiger Versuchsaufbau in der Ausbildungswerkstatt überzeugten die Jury.

Der mit 750 Euro prämierte zweite Preis ging an Paul Hendrik Gottwald, Lars Heinke, Philipp Henkenjohann, Marion Hübleitner und Fabian Wyrwich vom Bielefelder Werk der Miele & Cie. KG. Die fünf Auszubildenden wurden für ihre strukturierte Herangehensweise, die eigenständige Umsetzung und auch für den Zusatznutzen eines energieeffizienten Kunststofferwärmers geehrt. Mit der Eigenkonstruktion senkten sie den Stromverbrauch um 98 Prozent und verbesserten Brandschutz und Arbeitssicherheit in der Kunststoffteile-Montage.

Den dritten Preis (500 Euro) erhielten Lukas Föckel, Dominik Hörster, Marcel Neugebauer, Thiemo Werner von der ARI-Armaturen Albert Richter GmbH & Co. KG in Schloß Holte-Stukenbrock. Sie konnten die Wechselintervalle für ein Prüfmedium bei der Dichtheitsprüfung von Ventilen verlängern. Neben einer größeren Kundenzufriedenheit und geringeren Reklamationen führte das Projekt zu erheblichen Einsparungen durch weniger Nacharbeiten an den Produkten und geringere Prozesskosten bei Austausch und Entsorgung des Prüfmediums. Die Einsparungen von über 10.000 Euro allein an einem Prüfstand lassen sich auf viele weitere Prüfstände übertragen.

Einen Sonderpreis (250 Euro) für Kreativität in einem kleinen Unternehmen vergab die Jury an das Team der Jokisch GmbH aus Oerlinghausen. Sascha Schulz und Shirley Stamm hinterfragten erfolgreich einen kommerziell erhältlichen Chloridbestimmungstest. Hierfür wurden bislang kostspielige Test-Kits bezogen, deren teuerste Komponenten jedoch niemals aufgebraucht wurden. Nun haben sie für die Tests benötigte Salpetersäure in einem großen Gebinde nachgeordert und können die angesammelten Vorräte teurer Chemikalien nutzen und auf deren Entsorgung verzichten. Zudem sparen sie Platz im Labor und Zeit im Einkauf.

„Auch in Summe sind die Ergebnisse wieder beeindruckend“, freut sich Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Lippe. „Insgesamt haben die Energie-Scouts in diesem Jahr Einsparpotenzial von über 200.000 Euro aufgedeckt, davon allein rund 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom sowie Einsparungen beim Verbrauch von Papier oder bestimmter Chemikalien. Wenn einige Unternehmen die Erkenntnisse – wie angekündigt – auf weitere Maschinen oder Prozesse übertragen, sind sogar Einsparungen von über 650.000 Euro drin.“

„Von der Teilnahme am Projekt profitieren Auszubildende und Ausbildungsbetriebe gleichermaßen“, ist Arne Potthoff überzeugt, für Energie zuständiger Referatsleiter der IHK Ostwestfalen. „Ein Hinderungsgrund für die Ermittlung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen sind oft die fehlenden Personalressourcen. Hier können die Auszubildenden als Energie-Scouts einen wichtigen Beitrag leisten.“ Zudem lernen sie dabei noch viel über das Unternehmen und über einzelne Prozesse im Besonderen. „Hinzu kommt, dass Sie durch ihr Engagement auch viele Kolleginnen und Kollegen motivieren“, so Potthoff.

Alle Teams erhielten für ihr Engagement eine Teilnahmeurkunde. Frank Meyer zur Heide von den Wirtschaftsjunioren Lippe resümierte: „Egal wie groß die Energie- oder Ressourceneinsparung am Ende ist, alle Auszubildenden sammeln durch das Energie-Scouts-Projekt neue wichtige Erfahrungen. Sie haben gelernt, dass es sich lohnt, genau hinzuschauen. Und dass sie etwas verändern können.“

Das Projekt Energie-Scouts OWL 2016 ist von den IHKs Ostwestfalen sowie Lippe und den drei Wirtschaftsjuniorenorganisationen in OWL zum dritten Mal organisiert worden. Anfang Februar hatten sich 172 Auszubildende aus 41 Unternehmen in einer Auftaktveranstaltung über die grundsätzlichen Potenziale in Unternehmen sowie über Projektmanagement und Amortisationsrechnung informiert. Im März wurden die Kenntnisse in Workshops vertieft. Bis Anfang September konnten die Auszubildenden dann ihre Projekte umsetzen. 24 Teams haben sich am Wettbewerb beteiligt und Plakate für eine Ausstellung beigesteuert.

Das Projekt wird von den Sparkassen Bielefeld und Paderborn-Detmold finanziell unterstützt. Kooperationspartner sind die EnergieAgentur.NRW, der Effizienz-Agentur NRW und das Netzwerk Energie Impuls OWL e.V. Der Wettbewerbs-Jury gehören neben Carl, Potthoff und Meyer zur Heide Thomas Becker von der Sparkasse Paderborn-Detmold, Nils Krüger von der EnergieAgentur.NRW, Klaus Meyer von Energie Impuls OWL e.V. und Heike Wulf von der Effizienz-Agentur NRW an.

Im Februar 2017 starten die Organisatoren die nächste Runde. Vorab können sich am 13. Dezember 2016 um 15 Uhr interessierte Ausbildungsbetriebe in der IHK Ostwestfalen über das Projekt Energie-Scouts OWL 2017 informieren.

Bild- und Textquelle: IHK Lippe