Alternative Wohnformen für die Pflege: Kreis Lippe stellt Pflegebedarfsplan vor

Präsentierten den Pflegebedarfsplan: Anja Gieseking und Dr. Waldemar Schmidt von der Forschungsgesellschaft für Gerontologie Dortmund (2.und 4.von links), Karl-Eitel John, Verwaltungsvorstand Kreis Lippe (1.v.l) und Tanja Lupuljev von der Altenhilfeplanung Kreis Lippe.

Präsentierten den Pflegebedarfsplan: Anja Gieseking und Dr. Waldemar Schmidt von der Forschungsgesellschaft für Gerontologie Dortmund (2.und 4.von links), Karl-Eitel John, Verwaltungsvorstand Kreis Lippe (1.v.l) und Tanja Lupuljev von der Altenhilfeplanung Kreis Lippe.

Die demografische Entwicklung bringt es mit sich, dass der Bevölkerungsanteil der über 65-jährigen und vor allem der über 75-jährigen weiter zunimmt. Hierdurch wird es notwendig, für diese Bevölkerungsgruppe und vor allem für Personen, die pflegebedürftig sind, entsprechende Möglichkeiten der Betreuung, Versorgung und Pflege zu schaffen. Grundlage für eine bedarfsgerechte Versorgung ist eine fundierte Pflegebedarfsplanung. Deshalb hat sich der Kreis Lippe im Zusammenwirken mit der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V., Institut für Gerontologie an der TU Dortmund dazu entschlossen, einen Pflegebedarfsplan zu erstellen. Dieser wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Wir können davon ausgehen, dass der Anteil der pflegebedürftigen Menschen auch im Kreis Lippe bis 2025 weiter zunehmen wird. Wenn wir  die damit verbundenen Herausforderungen meistern und den Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe gerecht werden wollen, müssen wir bereits jetzt aktiv werden“, betonte Landrat Dr. Axel Lehmann. „Dazu gehört auch, Alternativen zur Pflege in einer Einrichtung weiter auszubauen und den Pflegebedürftigen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“ Fakt sei aber auch, dass mehrere Einrichtungen im Kreis Lippe die ab 2018 geltenden gesetzlichen Mindestvorgaben zur Einzelzimmerquote noch nicht erfüllen. Auch hier gebe es also Nachbesserungsbedarf.

Perspektivisch werden deshalb nicht nur weitere Plätze für die Kurzzeitpflege und die Tagespflege benötigt: Angebote wie das sogenannte Servicewohnen oder die anbieterverantworteten Wohngemeinschaften werden künftig eine immer größere Rolle spielen. Beim Servicewohnen bleiben die Bewohner autark, kennzeichnend für diese Wohnform ist ein barrierefreier Wohnraum, bei dem den Bewohnern Serviceleistungen wie etwa das Wäsche waschen oder die Erledigung des Wocheneinkaufs im Mietvertrag verbindlich zugesagt werden. Die anbieterverantworteten Wohngemeinschaften gehen einen Schritt weiter. „Sie sind das, was landläufig unter ‚betreutem Wohnen‘ verstanden wird: Hierbei organisiert meist ein ambulanter Pflegedienst eine Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige und übernimmt gleichzeitig auch die Planung und Bereitstellung von Pflege und Betreuung der Bewohner“, erklärt Karl-Eitel John, Verwaltungsvorstand des Kreises Lippe. Im Kreisgebiet bestehen derzeit zahlreiche Angebote des Servicewohnens in insgesamt knapp 1.600 Wohnungen sowie etwa 18 anbieterverantwortete Wohngemeinschaften mit insgesamt knapp 180 Plätzen. In beiden Bereichen bestehen bereits Planungen für weitere Plätze und den weiteren Ausbau des Angebots.

Der Pflegebedarfsplan des Kreises Lippe sieht vor, künftig die Spezialisierung auf die unterschiedlichen Bedürfnisse spezieller Zielgruppen stärker in den Fokus zu rücken und deshalb den Ausbau alternativer Wohnformen voranzutreiben. Dazu gehört nicht nur der weitere Ausbau der Tages- und Kurzzeitpflege, sondern auch, mehr Personal in der ambulanten Pflege auszubilden und bereitzustellen. Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen, also das „betreute Wohnen“, sollen ebenfalls weiter etabliert und auch in kleinen Gemeinden angeboten werden. Aufgabe des Kreises ist es dabei nicht nur, die Mobilität der Menschen so weit wie möglich zu gewährleisten. In seiner koordinierenden Funktion soll der Kreis außerdem in enger Zusammenarbeit mit seinen Städten und Gemeinden die Lebensverhältnisse der Quartiere zukunftssicher gestalten. „Auch wenn es noch viel zu tun gibt, um den Kreis Lippe zukunftssicher aufzustellen, sehen wir auch, dass wir bereits auf einem guten Weg sind. Denn gerade in Hinblick auf die Quartiersentwicklung und alternative Wohnformen haben wir die Zeichen der Zeit erkannt und bereits wichtige Weichen gestellt“, resümierte Landrat Lehmann.

 

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe