Landwirte ziehen gemischte Jahresbilanz

Die Landwirte ziehen Bilanz. Die Ernte war manchmal schwierig, aber es war kein wirklich schlechtes Erntejahr. Das Foto zeigt die Rapsernte. Im Frühjahr beschert der Raps uns gelbe, leuchtende Felder.

Die Landwirte ziehen Bilanz. Die Ernte war manchmal schwierig, aber es war kein wirklich schlechtes Erntejahr. Das Foto zeigt die Rapsernte. Im Frühjahr beschert der Raps uns gelbe, leuchtende Felder.

2016 ein Jahr mit Licht und Schatten

Lippe.  „2016 war ein Jahr mit Licht und Schatten.“ Der Vorsitzende des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins Dieter Hagedorn blickt mit gemischten Gefühlen auf das zu Ende gehende Jahr. „Hinsichtlich der Ernte war es manchmal schwierig, aber es war kein wirklich schlechtes Erntejahr.“ Doch die Preise und damit die wirtschaftliche Situation auf den Höfen seien angespannt, vor allem bei den Milchbauern. Hinzu kämen die immer strenger werdenden Auflagen und Anforderungen.

Wie war das Erntejahr? Witterungsmäßig zeigte es sich sehr ungewöhnlich. Teilweise schwierige Erntebedingungen, unterdurchschnittliche Ernteergebnisse und nicht zufriedenstellenden Preisen prägten das Jahr. Besonders beim Getreide und Raps, aber auch später bei den Kartoffeln und beim Mais fielen die Ergebnisse eher mäßig aus, zum Teil mit schlechten Qualitäten. Die Zuckerrüben ergaben eine durchschnittliche Ernte, aber gute Zuckergehalte. Weiter seien die Preise im Ackerbau nicht ausreichend. „Die Ernten in der Ukraine, Russland und den USA waren gut, allerdings nicht in Deutschland“, begründet Hagedorn. Daher sei der Getreidepreis niedrig.

„Große Sorgen bereiten uns die Milchbauern“, so der Vorsitzende. „Die lang anhaltenden extrem niedrigen Milchpreise der letzten zwei Jahre machen den Milcherzeugern enorm zu schaffen.“ Die wirtschaftliche Situation auf den Höfen bleibe trotz des sich abzeichnenden Aufwärtstrends am Markt sehr angespannt. Leider habe sich für manche Höfe die Situation im Vergleich zum Vorjahr nochmals verschärft. Bessere Preise seien bitter nötig, um die gewaltigen Löcher zu stopfen. Mittlerweile würden sich allerdings die Preise nach dem katastrophalen Tief im Sommer etwas erholen. Die Gründe für eine Trendwende am Milchmarkt sieht der Vorsitzende insbesondere in einer soliden globalen Nachfrage und einer geringeren Milchmenge.

Die Schweinehalter konnten in diesem Jahr nach einer langen Durststrecke endlich bessere, nicht hohe, aber ordentliche Preise verbuchen. „Derzeit ist allerdings wieder Ernüchterung eingekehrt“, berichtet Hagedorn. Die Preise seien vor Weihnachten drastisch gefallenen. Für den Vorsitzenden sei diese Talfahrt überraschend und nicht marktgerecht. Dass die Landwirtschaft für höhere Tierschutz-Standards stehe, habe sie beispielsweise mit der Initiative Tierwohl bewiesen. Zum Hintergrund: „Bei der Initiative wollten mehr Landwirte mitmachen als erwartet, das Geld reichte aber nur für die Hälfte der Antragssteller“, erklärt Hagedorn. „Die Marktbeteiligten haben sich nun in diesem Jahr geeinigt, dass die Initiative Tierwohl für 2018 bis 2020 mit mehr Geld ausgestattet wird und die über 2.000 wartenden Schweinehalter auch an der Initiative Tierwohl teilnehmen können.“ Bei der Initiative bekommt der Landwirt einen Kostenausgleich für Maßnahmen, die über das gesetzliche Maß hinausgehen wie mehr Platz, größere Fenster und mehr Lebensqualität für ihre Tiere.

„2016 war für uns auch ein nachdenkliches Jahr“, so der Vorsitzende. Die Entfremdung von der Landwirtschaft sei größer geworden. „Dafür müssen wir Bauern Verständnis aufbringen.“ Der Berufsstand erarbeitete eine Initiative für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Diese „Offensive Nachhaltigkeit“ sei eine Reflexion des gesellschaftlichen Umfelds. Sie solle mögliche Empfehlungen für die Landwirtschaft geben. „Diese werden in den kommenden Monaten im Berufsstand in den Details diskutiert“, unterstreicht Hagedorn. Es gehe hier um die Fragen: Wo sind wir auf dem richtigen Kurs, was müssen wir weiter ausbauen? Wo ist langfristig eine Kurskorrektur notwendig? Wo müssen wir kurzfristig aktiv werden? „Wir erhoffen uns dadurch mehr wechselseitiges Verständnis zwischen den Bauernfamilien und der Bevölkerung“, erläutert der Vorsitzende und verdeutlicht. „Wir sind offen für Veränderungen, aber sie müssen bezahlbar sein.“ Denn die Bauern müssten auch Geld verdienen, um leben zu können.

Außerdem möchte der Berufsstand mit der Kampagne „Wir machen Landwirtschaft – mit richtig viel Herz!“ weiterhin für die Landwirtschaft werben. Sie ist im Frühjahr gestartet. Mit Großplakaten, Aufklebern wie auf Rübenfahrzeugen, Buswerbung, Kinospot, aber auch Aktionen wie den Tag der Landwirtschaft in Lage haben die Landwirte über ihre Arbeit informiert und möchten dies auch weiter tun.

Für 2017 hofft der Vorsitzende auf mehr Licht als Schatten und schaut mit vorsichtigem Optimismus in das neue Jahr. „In den kommenden Monaten hoffen wir ein wenig Luft holen zu können. Wir wünschen uns eine länger anhaltende Preiserholung an den Märkten und zwar für alle Betriebszeige“, so Hagedorn. Doch die Landwirtschaft stehe weiherhin vor große Herausforderungen. „Für die Zukunft wünschen wir uns Rahmenbedingungen, die insbesondere den jungen Leuten Mut machen, Bauer zu werden“, unterstreicht der Vorsitzende, „denn wir haben einen wirklich schönen Beruf.“

Bild- und Textquelle:  Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband