Was macht eigentlich Lippes WM-Held Odonkor?

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Er zählte zu den WM-Helden von 2006, des Sommermärchens, das zwar nicht mit dem Gewinn des Weltmeistertitels endete, aber in Fußballdeutschland dennoch ein unvergessenes Ereignis bleibt. Grund dafür ist auch der Last-Minute-Sieg gegen die Polen in der Gruppenphase des WM-Turniers von vor elf Jahren. Wegbereiter des Tores, das am Ende von Oliver Neuville geschossen wurde, war ein 22-jähriges deutsches Fußballtalent namens David Odonkor. Doch nach dem Triumph kam der Karriereknick. Aber was macht der 33-Jährige, der seine Karriere in der Jugendspielgemeinschaft Holsen-Ahle begann, heute?

Manch einer würde sagen, es sei beschämend, Betroffene selbst sehen hierin oftmals die letzte Chance, einer vergangenen Karriere letztmalig etwas abzugewinnen. Dies dürfte wohl auch auf den ehemaligen Fußballer David Odonkor zutreffen, der vor zwei Jahren den Entschluss fasste, bei Promi Big Brother mitzumachen – tragische Geschichten und nackte Tatsachen inklusive.

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Video: Odonkor lässt im Big-Brother-Haus die Hüllen fallen

Am Ende konnte sich der ehemalige BVB-Akteur trotz harscher Kritik seiner Frau, die sich von dem Engagement ihres Mannes so gar nicht begeistert zeigte, aber dennoch freuen: 100.000 Euro erhielt Odonkor als Gewinner des Promi-Specials von Big Brother. Zusätzlich soll es eine Antrittsgage in Höhe von 95.000 Euro für den Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen gegeben haben.

Das ist Odonkors Karriere

Infografik: Odonkors Karriere ging steil nach oben, dann aber rapide bergab. Bildquelle: eigene Darstellung

Dennoch darf der Sieg bei Big Brother eher als Ende einer gescheiterten Karriere und als Abschluss eines glanzvollen Lebenswegs gesehen werden. Dabei hätte alles auch ganz anders laufen können. Immerhin galt Odonkor lange als vielversprechendes deutsches Fußballtalent, das seine Karriere bei der Borussia aus Dortmund begann und schnell zum sprintschnellen Flankengott der Bundesliga reifte, bis ihn sogar Bundestrainer Joachim Löw in die Deutsche Nationalmannschaft berief.

Flanke Odonkor – Tor Neuville

Ohne Zweifel hat David Odonkor seinen wichtigsten Karriereaugenblick im Dress der DFB-Elf 2006 gehabt, als in ganz Deutschland nur noch vom „Sommermärchen“ die Rede war. Es war der 14. Juni 2006 im Gruppenspiel der Deutschen gegen das benachbarte Polen. In der 64. Minute wurde Odonkor beim Stand von 0:0 eingewechselt. In der 90. Minute sprintete er in gewohnter Manier an der rechten Seitenlinie entlang, flankte in die Mitte, dort stand Oliver Neuville goldrichtig und versenkte den Ball zum 1:0-Sieg.

Noch heutzutage meinen viele Fußballexperten, dass das deutsche Sommermärchen ohne diesen Last-Minute-Sieg kaum denkbar gewesen wäre. „Wir, das Team 2006, wir haben die Deutschen wieder nach vorn gebracht, dafür gesorgt, dass die Menschen auf die Straße gehen und die deutsche Fahne wehen lassen, dass sie sich nicht mehr schämen, deutsch zu sein“, erklärte Odonkor in einem Interview von 2015 und erklärte, auch heutzutage noch oftmals von Menschen über das denkwürdige Ereignis angesprochen zu werden.

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Video: Flanke Odononkor und Tor Neuville: Jeder deutsche Fußballfan kann dieses Szenario auch heute noch richtig einordnen. Es war die Fußball-WM 2006.

Doch dann gab es lange Zeit nichts zu feiern. Odonkor wechselte nach der WM für 6,5 Mio. Euro von Borussia Dortmund zu Betis Sevilla nach Spanien. Der Wechsel war als Karrieresprung gedacht und auch von den Dortmundern gutgeheißen worden. Immerhin befand sich der Revierklub zur damaligen Zeit in finanzieller Notsituation und konnte das Geld gut gebrauchen, ganz anders als heute, da die Dortmunder Dauergast in der Champions League sind und mit einem Sieg im Rückspiel gegen Benfica Lissabon erneut in das Viertelfinale einziehen können. Da sind sich auch die Wettanbieter einig.

Für Odonkor, der acht Jahre in Dortmund spielte, war der Schritt ins Ausland jedoch der Anfang vom Ende seiner Karriere. Bereits nach drei Monaten musste sich Odonkor einer Knie-OP unterziehen. Eine Infektion führte dazu, dass er fast sein Bein verlor. Die Ärzte hatten bereits über die Anfertigung einer Prothese gesprochen. Doch Odonkor kämpfte sich zurück, wurde von seinen Knieverletzungen aber immer wieder zurückgeschlagen.

Odonkors Fußballkarriere in Zahlen

Tabelle: Während seiner Karriere erzielte Odonkor durchaus achtbare Erfolge.

Bis 2011 blieb er zwar in Spanien, musste dem Abstieg aber tatenlos zusehen. Von Spanien ging es dann 2012 zurück nach Deutschland zur Alemannia aus Aachen. Doch auch hier war bereits nach einem Jahr Schluss. Sein Marktwert war seither von ehemals 6,5 Mio. Euro auf 500.000 Euro gesunken. Am Ende wechselte Odonkor gar in die Ukraine, ablösefrei, versteht sich. Im September 2013 verkündete David Odonkor dann das Ende seiner aktiven Fußballerkarriere.

Private Tragödien und Fußball in der 6. Liga

Mittlerweile ist David Odonkor sportlicher Leiter der Hammer Spielvereinigung und coacht Spieler, die zwischen Oberliga und Regionalliga hin- und herpendeln. Doch auch dort wird bald Schluss sein. Etatkürzungen lassen ein weiteres Engagement Odonkors nicht zu. „Ich wollte das Projekt weiterführen, aber ich kann es nicht, weil ich nicht mehr die finanziellen Mittel zur Verfügung habe, um eine gleichwertige Mannschaft wie in diesem Jahr aufzubauen“, so der Ex-Dortmunder zur aktuellen Situation.

Für Odonkor bedeutet dies, sich neu orientieren zu müssen – wieder einmal. Wo es ihn genau hinziehen wird, ist derzeit noch unklar. Auch die Möglichkeit, sich gänzlich aus dem Fußball zurückzuziehen, schließt Odonkor mittlerweile nicht mehr aus. Immerhin ist dem mittlerweile 33-Jährigen auch das private Glück sehr wichtig, nachdem er und Frau Suzan vor einigen Jahren eine Fehlgeburt verkraften mussten.

Vielleicht wird sich Odonkor auch deswegen in einem Job versuchen, der weniger mediale Aufmerksamkeit genießt. Letztlich hat Odonkor, der im ostwestfälischen Bünde geboren wurde, in jungen Jahren eine Ausbildung bei der Post begonnen. Und dort kann man einen motivierten WM-Helden gewiss gut gebrauchen. So schnell wie David Odonkor liefert nämlich gewiss kein anderer Postmann Briefe und Pakete aus.