Rüben und Kartoffeln werden jetzt gelegt

Die Bauern sind aktuell damit beschäftigt, Zuckerrüben und Kartoffeln in den Boden zu bringen.
Foto: Florian Pottkamp

Erste Rübenaussaat unter neuen Vorzeichen

Lippe. Bauern sind auf den Feldern im vollen Gang: Neben Bodenbearbeitung und Düngung sind die heimischen Landwirte im Kreis aktuell besonders damit beschäftigt, Zuckerrüben und Kartoffeln in den Boden zu bringen.

„Da beide Kulturen keinen Frost vertragen, ist es immer ein Abwägungsprozess, wann die Knollen und das Rübensaatgut in den Boden kommen“, erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe Dieter Hagedorn. Früh genug solle es sein, damit die Pflanzen eine ausreichend lange Vegetationsperiode nutzen könnten, aber nicht zu früh, damit die jungen Pflänzchen nicht durch den Frost geschädigt würden. So gelte bei der Aussaat der Rüben der Satz „Wer zu früh sät, sät zweimal“.

„Die augenblickliche Wetterphase erlaubt es uns die Bearbeitung der Flächen mit Ruhe und Augenmaß durchzuführen“, berichtet der Vorsitzende. Obwohl die Böden oberflächlich gut abgetrocknet seien, seien die Bodentemperaturen noch gering. Da die Rübe auf Bodenverdichtungen empfindlich reagiere sei eine zu frühe Bearbeitung weniger gut.

Rübenaussaat unter neuen Vorzeichen

Mit einer mehr als 130-jährigen Tradition hat der Zuckerrübenanbau im Kreis Lippe und mit der Zuckerfabrik in der Zuckerstadt Lage eine wirtschaftliche Bedeutung. „Unsere guten Böden sind hervorragend geeignet für die süße Frucht“, unterstreicht Hagedorn. Allerdings stehe in diesem Jahr die Rübenaussaat unter ganz neuen Vorzeichen: „Sie ist die erste Aussaat unter den Vorgaben der neuen EU-Marktordnung ohne Zuckerquote. Mit dem Ende der Quote entfalle auch die Mengenbegrenzung für die Erzeugung von Zucker in der Europäischen Union. Das bedeute auf der einen Seite, dass die Landwirte nicht mehr so stark im Rübenanbau begrenzt seien, auf der anderen Seite aber auch, das die Rübenpreise viel stärker schwanken könnten. „Wir hoffen, dass diese Frucht in unserer Region weiterhin wirtschaftlich bleibt“, so Hagedorn.

Hintergrund: Zucker aus Zuckerrüben

Für die Herstellung von einem Kilogramm Zucker, also einem Paket, braucht man je nach Größe und Zuckergehalt etwa acht bis zehn Rüben. Für diese Menge Rüben benötigt man eine Anbaufläche von circa einem Quadratmeter.

Seit über 200 Jahren werden in Deutschland Zuckerrüben angebaut und daraus Zucker gewonnen. 1747: Andreas Sigismund Marggraf entdeckt, dass die Runkelrübe den gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr.

1801/1802: Nachdem Marggrafs Schüler und Nachfolger Franz Carl Achard erstmals aus Rüben Zucker gewinnen konnte, entsteht in Cunern (Schlesien) die erste Rübenzuckerfabrik der Welt.

Seither hat sich vieles verändert: So mussten zum Beispiel 1836 noch 20 Kilogramm Rüben verarbeitet werden, um ein Kilogramm Zucker zu gewinnen – heute braucht man dafür nur noch rund sieben Kilogramm.

Mit der Entdeckung des Rübenzuckers und seiner Nutzung verlor der Zucker seine bisherige Rolle als Luxusartikel und wurde allmählich zum Volksnahrungsmittel.

Im Jahre 1500 hatten fünf Kilogramm Zucker ungefähr den gleichen Wert wie eine ganze Ritterrüstung.

Bild- und Textquelle:  Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband