„Europa muss sich neu begründen“

Vortrag von Dr. Steffen Lehndorff

Detmold. Der Europäischen Einigung stehen richtungsweisende Zeiten bevor. „Europa muss verbessert werden, damit es erhalten werden kann“, erklärte Dr. Steffen Lehndorff, emeritierter Professor der Universität Duisburg-Essen, bei seinem Vortrag im Rathaus Detmold. Im Rahmen der Europawoche hatte die Stadt in Kooperation mit der Buchhandlung Kafka&Co den Wissenschaftler und Initiator des Aufrufs „Europa neu begründen“ eingeladen, um zur Zukunft der Europäischen Union zu referieren. Die einstigen sozialen Errungenschaften der EU treten heute zurück hinter das neoliberale Dogma des Marktes, so Lehndorff. Viele Unzufriedene wenden sich deshalb gegen das europäische Projekt. Es brauche daher eine „pro-europäische EU-Kritik“.

Dr. Lehndorff ist langjährig aktiver Arbeitsforscher und ehemaliger Abteilungsleiter am Duisburg-Essener Institut für Arbeit und Qualifikation. Mit dem Buch „Spaltende Integration“ nimmt er die Krise der europäischen Einigung in den Blick. Die gegenwärtige Integration halte ein Ungleichgewicht zwischen den Mitgliedsstaaten fest. Es brauche eine „Koalition der Willigen“, die sich zu einem neuen, demokratischen Europa bekennt und der destruktiven Sparpolitik der Eurokrise eine kluge, zukunftsweisende Investitionsstrategie entgegensetzt. Dies müsse auch gegen die bisherige deutsche Europapolitik durchgesetzt werden, sonst, so die These Lehndorffs, könnte bei der nächsten Wahl in Frankreich „aus Berlin der Rückenwind für den Front National kommen.“ Die Veranstaltung wurde gefördert im Rahmen der Europawoche 2017 vom Land Nordrhein-Westfalen.

Bild- und Textquelle: Stadt Detmold