Europa ist mehr als Frieden

Luden zum interaktiven Vortrag ins DBB ein: Birgit Essling, Leiterin des Europe Direct Informationszentrums, Claudia Eikmann, Schulleitung Dietrich Bonhoeffer Berufskolleg, Landrat Dr. Axel Lehmann, Ingo Espenschied, Dokulive Referent, Angela Uber, Projektkoordination Internationale Projekte (von links) vor den rund 250 Schülern des DBB.

Vortrag des Politologen Ingo Espenschied im Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg Detmold

Wie gehen wir heute mit der Ratlosigkeit um, wenn wir an Europa denken? Die Jahre des Eisernen Vorhangs sind vorbei, die Teilung Deutschlands seit langem Geschichte, den meisten jungen Menschen ist die D-Mark als Zahlungsmittel völlig unbekannt, genauso wie Grenzkontrollen bei Reisen im innereuropäischen Verkehr. Und doch wirft unter anderem der Brexit die Frage auf, wie stark die Europäische Gemeinschaft wirklich ist – und was sie den Mitgliedsstaaten bringt. Im Rahmen der diesjährigen Europawoche fand deshalb nun eine interaktive Vortragsveranstaltung in der Mensa des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs (DBB) statt: Ingo Espenschied, Journalist und Politologe, referierte über die Anfänge der EU sowie Chancen und Aufgaben der Gemeinschaft. Außerdem lud er dazu ein, mit ihm über die Frage zu diskutieren, in welcher Zukunft wir in Europa leben möchten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Europe Direct Informationszentrum des Kreises Lippe (EDI) in Kooperation mit dem DBB.

Bei der Begrüßung der rund 250 anwesenden Schüler bezog Landrat Dr. Axel Lehmann klare Stellung als Pro-Europäer und stufte den Austritt der Briten aus der EU als Fehlentscheidung ein. „Europa ist ein Erfolgsmodell, auch wenn es sicher viele Dinge gibt, die einen in die Verzweiflung treiben können“, betonte er mit einem Augenzwinkern. Doch nur in der täglichen Begegnung und Diskussion lebe das Europa der Zukunft. „Dann leben und erleben wir mehr als Frieden durch den europäischen Prozess – nämlich Freundschaft über alle Grenzen hinweg.“ Und auch Claudia Eikmann, Schulleiterin des DBB, bekräftigte: „Europa und damit die Europäische Union ist für die meisten Menschen einfach eine Realität. Doch nur wer zusammen lacht und weint, lernt sich wirklich kennen.“

Die multimediale Zeitreise mit Ingo Espenschied brachte den Gästen schließlich anschaulich die spannenden Zusammenhänge nahe: Wohin entwickelte sich die Vision von der „ever closer union“ in den späten 1950er Jahren? Für was wehte die Flagge mit Churchills Unterhose? Und wie setzte sich die fantastische Utopie und später greifbare Vision um in „Realpolitik“? Wie wichtig war die Rolle der wirtschaftlichen Entwicklung? Und welche Bedeutung haben die Erweiterungen der Europäischen Union? Antworten lieferte Espenschied unter anderem anhand von altem Filmmaterial, in dem Zeitzeugen zu Wort kamen. Und schließlich resümierte der Politologe: Deutschland grenzt an neun Nachbarstaaten – die Generation unserer Großväter und Großmütter bezeichneten viele davon als Erzfeinde. Für die heutige Jugend sind es Freunde.

Birgit Essling, Leiterin des EDI, zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung begeistert: „Als Fazit nehmen Schülerinnen und Schüler mit nach Hause, das Europas Entstehung ein lebendiger Prozess ist. Und Krisen gehören mit dazu.“ Europa aktiv zu gestalten, brauche Menschen mit Mut zur Zusammenarbeit und vielen neuen innovativen Visionen für ein gesellschaftliches Miteinander.

Bild- und Textquelle: Kreis Lippe