Glühwein, Glaube und ein Graf

Reformierte die Grafschaft Simon VI. zur Lippe / Foto Lippisches Landesmuseum Detmold

Was verbindet die Andreasmesse, die Reformation und Graf Simon VI. zur Lippe?

Detmold. Nun liegt er wieder in der Luft: der Duft nach gerösteten Mandeln und Glühwein. Seit über 400 Jahren findet das beliebte Volksfest statt. In Detmold ist sie die größte Innenstadtkirmes überhaupt.  Was hat nun diese Kirmes mit Graf Simon VI. und der Reformation zu tun? Welche Rolle spielt das Landesmuseum? 

Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit – genau gesagt in das Jahr 1361. Edelherr Simon III. verlieh Detmold ein Stadt- und Marktprivileg. Der Stadt wurde ein Jahrmarkt am St. Veitstag, den 15. Juni, gestattet. Wenige Jahre später bekam Detmold die Erlaubnis für einen zweiten Jahrmarkt im Herbst. Für die städtische Wirtschaft war dieses Privileg von entscheidender Bedeutung.  Die Jahrmärkte waren in erster Linie Verkaufsmärkte und nur in geringem Umfang Volksbelustigungen. Das Verhältnis zugunsten der Kirmes änderte sich erst im vergangenen Jahrhundert, so dass es heute nur noch Reste des einstigen Warenhandels gibt. Die Stadt durfte Standgeld für die Marktstände erheben, während dem Landesherrn der an den Stadttoren erhobene Warenzoll zustand. Graf Simon VI., seit  1579 Landesherr der Grafschaft, verlegte schließlich den Herbstmarkt auf den Festtag des Apostels Andreas, den 30. November.

Der Beginn der Andreasmesse!

Simon war beim Tod seines Vaters, des Grafen Bernhard VIII. zur Lippe, erst neun Jahre alt. Da er in diesem Alter die Regierung noch nicht übernehmen konnte, übernahm sein Onkel, Hermann Simon zu Pyrmont, bis 1579 die Regentschaft. Simon wurde in Straßburg und an den Höfen von Wolfenbüttel und Kassel ausgebildet. Bereits in seinen Jugendjahren knüpfte er Kontakte zu weiteren reformierten Fürstenhöfen. Simon war ein kluger, den neuen Wissenschaften gegenüber aufgeschlossener Mann. Sehr an Kunst interessiert war er nicht nur Vermittler und Sammler, sondern versuchte sich auch selbst als Maler. Simon war sich der Grenzen seiner Begabung als Künstler bewusst. Sein Werk „Der Tanz der Salome“ aus dem Jahr 1612 bezeichnete er selbstkritisch als „Sonntagsmalerei“. Während seiner Regierungszeit versuchte er eine einheitliche Landeskirche zu etablieren um seine Herrschaft zu stärken. Als offizieller Übergang Lippes zum reformierten Bekenntnis gilt ein Gottesdienst in der Detmolder Erlöserkirche im Jahr 1605. Die Grafenfamilie  zelebrierte öffentlich das Abendmahl nach reformiertem Ritus. Seither ist Lippe evangelisch-reformiert, allein Lemgo blieb lutherisch – eine Konstellation, die etliche Jahre für heftige Konflikte zwischen dem Landesherren und der zu dieser Zeit bedeutendsten lippischen Stadt sorgte.

Mehr über diese spannende Zeit und Graf Simon VI.  gibt es in der Ausstellung “Machtwort! Reformation in Lippe” im Lippischen Landesmuseum an der Ameide, mitten in Detmold. Zu sehen ist die Schau noch bis zum 7. Januar 2018, auch während der Andreasmesse!

Bild- und Textquelle: Lippisches Landesmuseum Detmold