Kinderwagen, Roller, Inliner – Kinder mobil

In der Studio-Ausstellung im Lippischen Landesmuseum Detmold wird es winterlich

Detmold. Nun rückt auch im Lippischen Landesmuseum die Winterzeit näher. Innerhalb der kleinen Studioausstellung „Kinderwagen, Roller, Inliner – Kinder mobil“ werden Rollschuhe gegen Schlittschuhe getauscht und das Skateboard gegen Gleitschuhe. Kinder waren und sind gerade im Winter bei Eis und Schnee besonders aktiv und mobil. Früher liefen die Kinder auf dem zugefrorenen Dorfteich Schlittschuh oder schlitterten mit Schuhen über das Eis.

Wer in der Nachkriegszeit keinen Schlitten hatte, wusste sich zu helfen und rutsche auf seinen Holzschuhen. So wurde aus Kohlstädt berichtet, dass sich mehrere Kinder hinter einander in einer Reihe aufstellten, sich alle einen Besenstil zwischen die Beine klemmten und sie dann auf ihren Holzschuhen den Berg hinunter rutschten.

Gemeinsam mit Jungen und Mädchen aus der Nachbarschaft bauten sie Schneemänner und suchten sich abseits des Ortes zugeschneite Wiesenhänge oder Obstkämpe zum Schlittenfahren. Kein Bauer und keine Eltern kümmerten sich um Versicherungsschutz. Die Kinder kamen zu Hause allenfalls in Erklärungsnot, wenn sie auf der glatt gefahrenen Schlittenbahn nicht ordentlich gelenkt hatten und unfreiwillig vor einem Baum landeten, so dass die vordere Querstange am Schlitten herausbrach. Für andere Kinder endete die Talfahrt auch in einem Bach, weil sie nicht rechtzeitig abbremsen konnten.

Heute ist es kaum vorstellbar, dass Kinder und Jugendliche noch in der Nachkriegszeit auf den Hauptstraßen Schlitten oder Schlittschuh fuhren, wie in Oerlinghausen; die wenigen Autos und Pferdefuhrwerke fuhren langsam, nahmen Rücksicht und bedeuteten kaum Gefahr für die Kinder.

Nur wenige Eltern konnten es sich leisten, ihren Kindern Skier zu schenken. Skier laufen konnte man in Holzhausen-Externsteine, wo ein Skilift den mühsamen Weg nach oben erleichterte oder am Schlänger Bauernkamp, wo es eine Sprungschanze gab. In Lemgo, nahe der Gaststätte „Tante Auguste“ in den Steinmeierschen Kämpen gab es in den 1960er Jahren rechts den Ski-Hang mit einem kleinen Buckel als Sprungschanze und links daneben war der Kamp zum Schlittenfahren.

Das Nonplusultra war es, seinen Schlitten von einem Pferd ziehen zu lassen; allerdings musste man gut aufpassen, dass der Schlitten dem Pferd nicht in die Beine fuhr. Im Winter 2009/2010 waren es keine Pferde mehr, die den Schlitten zogen, sondern ein Trecker.

Fragt man Kinder heute, was sie im Winter gerne machen, so lauten ihre Antworten sehr einheitlich und eindeutig: Schlitten fahren, Schneemann bauen, Schlittschuh fahren oder eine Schneeballschlacht machen. All dieses haben schon die Kinder schon früher gerne gemacht. Nur das Umfeld, die Örtlichkeiten und die damit einhergehenden Sorgen der Eltern bremsen die Mobilität der heutigen Kindergeneration aus. Heute sind oft die Mütter in der Nähe, wenn ihre Kinder Schlittenfahren – entweder, weil der Schlittenhang weiter entfernt liegt oder weil sie ihre Kinder in der Dämmerung nicht alleine lassen wollen.

Neben den Schlitten, Skiern und Gleitschuhen werden in unserer Studioausstellung moderne und nostalgische Kinder- und Stubenwagenmodelle ebenso präsentiert wie der kleine Holzroller oder das alte Dreirad. Bollerwagen und ein Hochrad für Kinder sind Zeugnisse der Vielfalt von Fortbewegungsmitteln.

Zu sehen ist die Studioausstellung bis zum 7. Januar 2018 im Lippischen Landesmuseum Detmold.

Bild- und Textquelle: Lippisches Landesmuseum Detmold